06.09.2023, 13:13
Zitat:Und in Frankrreich geht'sum das Handelsblatt und einen SPD Politiker
In Berlin wächst der Zweifel an der Zukunft des deutsch-französischen Panzers der neuen Generation.
OPEX 360 (französisch)
von Laurent Lagneau - 5. September 2023
[Bild: https://www.opex360.com/wp-content/uploa...220904.jpg]
Das 2017 von Frankreich und Deutschland [das die Leitung erhalten hat] ins Leben gerufene MGCS-Programm [Main Ground Combat System / Hauptkampfsystem für den Boden] zielt vor allem darauf ab, verschiedene Waffensysteme [Panzer, Roboter, Drohnen usw.] mithilfe einer Kampf-Cloud zu vernetzen. "Die Automatisierung, die sich auf neue Technologien, Algorithmen und künstliche Intelligenz stützt, wird alle Funktionen durchdringen und zur taktischen Überlegenheit beitragen, wobei sie unter der Verantwortung des Kommandos bleibt, die der Kampfführung inhärent ist", erklärt die Generaldirektion für Rüstung [DGA].
Die Entwicklung eines schweren deutsch-französischen Kampfpanzers, der den Leclerc und den Leopard 2 ersetzen soll, ist bislang der "sichtbare" Teil des MGCS. Um das Projekt zu verwirklichen, förderten Paris und Berlin die Annäherung zwischen Nexter und Krauss-Maffei Wegmann [KMW], die inzwischen unter der Marke KNDS verschmolzen sind.
Nur setzte die deutsche Regierung einen dritten Akteur durch, nämlich Rheinmetall. Und das machte die 50-50-Aufgabenteilung zwischen den beiden Parteien nur noch komplizierter...
"Wir haben eine schwierige Situation mit dem MGCS. KDNS ist aus der Fusion von Nexter und KMW hervorgegangen, um die deutsche und französische Rüstungsindustrie zusammenzubringen. Unser Technologiepartner Rheinmetall schloss sich uns später auf Wunsch der Bundesregierung an. Damit hat sich Deutschland in eine Dreiecksbeziehung begeben, die ursprünglich nicht geplant war", beklagte beispielsweise kürzlich Ralf Ketzel, der Leiter der deutschen Abteilung von KNDS.
Im Juli versicherten der französische Militärminister Sébastien Lecornu und sein deutscher Amtskollege Boris Pistorius jedoch erneut, dass das MGCS bis zum Ende durchgezogen werde.
"Das MGCS ist weder ein neuer Leclerc noch ein neuer Leopard, es stellt einen großen technologischen Sprung dar und wird bis 2070 im Einsatz sein", sagte Lecornu und kündigte an, dass der deutsche und der französische Generalstab eine gemeinsame Bedarfsanalyse erarbeiten würden... Sechs Jahre nach dem Start des Programms.
Seitdem hat man erfahren, dass Paris eine italienische Beteiligung am MGCS begrüßen würde, um das Kräfteverhältnis mit der deutschen Seite "auszugleichen"...
Nur stellt sich die Frage, ob das MGCS notwendigerweise die Entwicklung eines Kampfpanzers der neuen Generation beinhalten wird. Frankreich möchte dies, um die Leclercs bis 2035 ersetzen zu können. So wurde bei den Debatten über das Gesetz zur militärischen Planung (Loi de programmation militaire [LPM] 2024-30) ein Änderungsantrag des Senats, der die Entwicklung eines Demonstrators für den Leclerc Mk3 forderte, auf Wunsch des Ministers nicht angenommen.
Auf der anderen Seite des Rheins ist die Musik ganz anders. Einige Industrielle und Abgeordnete sehen keine Notwendigkeit, die Entwicklung eines neuen Panzers sofort zu finanzieren, da es mit dem Leopard 2A8, der letzten Weiterentwicklung des Leopard 2, bereits einen solchen gibt. Und mehrere Länder haben ihre Absicht bekundet, diesen Panzer zu beschaffen, angefangen mit Deutschland.
Unter Berufung auf deutsche Regierungs- und Industriekreise erklärte die Wirtschaftszeitung Handelsblatt am 4. September unmissverständlich, dass das MGCS kurz vor dem Scheitern stehe, da die "Divergenzen" zwischen Paris und Berlin zu groß seien.
"Wir glauben nicht mehr an das MGCS", sagte eine deutsche Industriequelle der Zeitung, für die das "drohende Scheitern" des Projekts die Schwierigkeiten "in der Rüstungskooperation zwischen Berlin und Paris" widerspiegelt.
Im April hatte jedoch Susanne Wiegand, die Vorstandsvorsitzende der Renk-Gruppe, die das Getriebe des Leopard 2 liefert, auf den Seiten der Wirtschaft Woche die gleiche Feststellung getroffen. "Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben viele europäische Länder bei Krauss-Maffei Wegmann Leopard 2 für ihre Streitkräfte bestellt, so dass es im Moment vielleicht keinen Platz mehr für das MGCS gibt", meinte sie.
Und auch in der deutschen Politik gibt es einige, die das Gleiche denken. So zum Beispiel der Abgeordnete Andreas Schwarz, der unter anderem Berichterstatter der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei [SPD, Mitglied der Mehrheit] über den Haushalt des Verteidigungsministeriums ist.
"Als Verantwortlicher für den Verteidigungshaushalt kann ich nur sagen, dass wir mit dem Leopard 2 einen bewährten Panzer haben, dessen Entwicklung durch zusätzliche Finanzmittel noch weiter vorangetrieben werden sollte", kommentierte Schwarz den Handelsblatt-Artikel via X/Twitter. Das würde Nervenzusammenbrüche vermeiden, Zeit und Geld sparen, denn "mit dem Leopard 2 wissen wir, was wir haben", fuhr er fort.
Eine Aussage, die Farbe bekennt... und eine hitzige Debatte erwarten lässt, wenn die deutsche Regierung den Bundestag um die notwendigen Mittel zur Finanzierung des MGCS ersucht.