02.08.2023, 06:40
https://www.nzz.ch/deutschland/der-fall-...ld.1747167
In Auszügen:
Diesen Einzelaspekt kann man gar nicht genug betonen: die Führungsstrukturen und Führungskonzepte der Bundeswehr sind von Grund auf kriegsuntauglich. In ihrer jetzigen Form wäre die Führung der real existierenden Bundeswehr gar nicht in der Lage selbst gegen drittklassige Gegner wie Russland ihrer Aufgabe nachzukommen. Ich finde es daher fatal, wenn man manche Leute, selbst hier im Forum, immer davon schreiben, dass in der Ukraine Not gegen Elend sei. Was sind wir dann ?! Denn wir würden nicht einmal gegen die Russen bestehen können, nicht weil unsere Waffensysteme das nicht hergeben, sondern weil unsere Führungsstrukturen derart kriegsunfähig und dysfunktional sind.
Eine Buchempfehlung in diesem Kontext: https://www.amazon.de/Something-Rotten-L...1912440326
Es bewerben sich beispielsweise sehr viel mehr geeignete taugliche junge Männer für eine Laufbahn als Fallschirmjäger als wir jemals dafür verwenden könnten. Gleichzeitig herrscht in den Fallschirmjägereinheiten Personalmangel und es fehlen dort Soldaten. Besser könnte man die Misere der Personalpolitik dieser Armee nicht aufzeigen. Und Fachkräfte mit speziellen Kenntnissen findet man allein deshalb nicht, weil die Bezahlung uninteressant ist und die Bedingungen und Zukunftschancen uninteressant sind. Insbesondere weil man den Menschen keine lebenslange dauerhafte stabile und sichere Perspektive bietet, sondern nur auf Zeit zu benutzendes Humankapital in ihnen sieht und sie entsprechend behandelt und verwendet.
Treue um Treue. Wenn die Bundeswehr keine Treue für ihre Soldaten zeigt, warum sollte dann jemand Soldat werden?! Menschen sind bereit für soziale Sicherheit, langfristige Perspektiven und Treue ihres Arbeitgebers zu ihnen weit unter ihren sonstigen Einkommensmöglichkeiten zu leben, aber fehlt diese Perspektive, entscheiden sie sich zwingend immer für Mehr-Geld.
Es ist diese Zeitsoldaten-Mentalität, die gehen alle und sollen auch gehen - welche hier das Problem darstellt.
Als ob diese Sanitätszüge dann fahren würden. Man sollte mal noch weiter gehen und öffentlich endlich mal klar stellen, dass es eine solche Verwundetenversorgung wie sie sich der Sanitätsdienst herbei träumt in einem echten Krieg nicht geben wird. Unmengen von Verwundeten werden sterben, oder massiv dauerhaft geschädigt werden weil sie nicht ausreichend versorgt werden. Und nein, die Antwort darauf ist nicht mehr Sanitäter.
Es sind solche Traumtänzereien was den echten Krieg angeht, die eigene Hybris und dass die Generalskaste nicht nur alle anderen, sondern auch und vor allem sich selbst belügt, kurz und einfach das Führungsversagen, welches uns kriegsuntauglich macht.
Weshalb mehr Panzer, mehr Flugzeuge und mehr Artillerie einfach nur irrelevant sind, solange man das Führungsproblem nicht gelöst hat.
In Auszügen:
Zitat:Mit Verwaltungssoldaten ist Deutschland jedenfalls nicht zu verteidigen.
«Die Bundeswehr, das Heer, steht mehr oder weniger blank da. Die Optionen, die wir der Politik zur Unterstützung des Bündnisses anbieten können, sind extrem limitiert.»
Zitat:Geld als Antwort auf die grösste Bedrohung für die deutsche Sicherheit seit mehr als drei Jahrzehnten – das war alles, was der Kanzler als Vision von der neuen Verteidigungsfähigkeit zu bieten hatte. Doch es ist weit mehr nötig, damit die Bundeswehr das Land und seine Bündnispartner wieder schützen kann.
Die Bundeswehr hat knapp 182 000 Soldaten, davon 214 Generale und Admirale, gut 39 000 Offiziere, 95 000 Unteroffiziere und 46 000 Soldaten mit Mannschaftsdienstgraden. Noch nie hatte sie so wenig Soldaten und gleichzeitig so viele Organisationsbereiche, Stäbe, Kommandos und Behörden wie heute.
Das ist ein typisches Kennzeichen für eine friedensgewöhnte Armee. Sie bringt Bürokraten hervor und fördert sie. Die Bundeswehr ist eine Verwaltungsarmee. Dafür sorgen nicht nur mehr als 80 000 Zivilbeschäftigte, sondern auch Zehntausende Soldaten, deren Tätigkeiten eher denen in grossen Behörden gleichen denn denen einer Truppe, die den Ernstfall trainiert. Kampfkraft erzeugen diese Verwaltungssoldaten nicht.
Zitat:Hauptquartiere im rückwärtigen Bereich müssen kleiner und weniger identifizierbar werden, häufig den Standort wechseln und ihre Funksprüche tarnen.
Diesen Einzelaspekt kann man gar nicht genug betonen: die Führungsstrukturen und Führungskonzepte der Bundeswehr sind von Grund auf kriegsuntauglich. In ihrer jetzigen Form wäre die Führung der real existierenden Bundeswehr gar nicht in der Lage selbst gegen drittklassige Gegner wie Russland ihrer Aufgabe nachzukommen. Ich finde es daher fatal, wenn man manche Leute, selbst hier im Forum, immer davon schreiben, dass in der Ukraine Not gegen Elend sei. Was sind wir dann ?! Denn wir würden nicht einmal gegen die Russen bestehen können, nicht weil unsere Waffensysteme das nicht hergeben, sondern weil unsere Führungsstrukturen derart kriegsunfähig und dysfunktional sind.
Eine Buchempfehlung in diesem Kontext: https://www.amazon.de/Something-Rotten-L...1912440326
Zitat:Wer Krieg führen soll, braucht Kämpfer und keine Bürokraten. Das Paradoxe ist, dass es der Bundeswehr nicht an Bewerbern für die Kampftruppen mangelt. Sie könnten die doppelte Zahl Gebirgs- und Fallschirmjäger, Panzergrenadiere und Aufklärer einstellen, als sie Dienstposten hätten, heisst es etwa aus dem Heer. Schwer tut sich die Bundeswehr indes damit, Personal zu finden, dessen Kenntnisse über das Militärhandwerk hinausgehen. Das sind zum Beispiel IT-Fachleute, Flugzeugtechniker, Maschinenbediener oder Sanitäter.
Es bewerben sich beispielsweise sehr viel mehr geeignete taugliche junge Männer für eine Laufbahn als Fallschirmjäger als wir jemals dafür verwenden könnten. Gleichzeitig herrscht in den Fallschirmjägereinheiten Personalmangel und es fehlen dort Soldaten. Besser könnte man die Misere der Personalpolitik dieser Armee nicht aufzeigen. Und Fachkräfte mit speziellen Kenntnissen findet man allein deshalb nicht, weil die Bezahlung uninteressant ist und die Bedingungen und Zukunftschancen uninteressant sind. Insbesondere weil man den Menschen keine lebenslange dauerhafte stabile und sichere Perspektive bietet, sondern nur auf Zeit zu benutzendes Humankapital in ihnen sieht und sie entsprechend behandelt und verwendet.
Treue um Treue. Wenn die Bundeswehr keine Treue für ihre Soldaten zeigt, warum sollte dann jemand Soldat werden?! Menschen sind bereit für soziale Sicherheit, langfristige Perspektiven und Treue ihres Arbeitgebers zu ihnen weit unter ihren sonstigen Einkommensmöglichkeiten zu leben, aber fehlt diese Perspektive, entscheiden sie sich zwingend immer für Mehr-Geld.
Es ist diese Zeitsoldaten-Mentalität, die gehen alle und sollen auch gehen - welche hier das Problem darstellt.
Zitat:vier Prozent Ausfallrate pro Kampfbrigade an jedem einzelnen Tag oder, anders gesagt, 200 Gefallene und Verwundete pro 5000 Soldaten täglich. So hat es der Sanitätsdienst der Bundeswehr vor vier Jahren in einer internen Studie prognostiziert. Eine Folge dieser Voraussage ist der Plan, in Deutschland wieder Lazarettzüge vorzuhalten. Zunächst sollen es drei ICE-3-Neo-Züge sein – mit der Option auf sieben weitere.
Als ob diese Sanitätszüge dann fahren würden. Man sollte mal noch weiter gehen und öffentlich endlich mal klar stellen, dass es eine solche Verwundetenversorgung wie sie sich der Sanitätsdienst herbei träumt in einem echten Krieg nicht geben wird. Unmengen von Verwundeten werden sterben, oder massiv dauerhaft geschädigt werden weil sie nicht ausreichend versorgt werden. Und nein, die Antwort darauf ist nicht mehr Sanitäter.
Es sind solche Traumtänzereien was den echten Krieg angeht, die eigene Hybris und dass die Generalskaste nicht nur alle anderen, sondern auch und vor allem sich selbst belügt, kurz und einfach das Führungsversagen, welches uns kriegsuntauglich macht.
Weshalb mehr Panzer, mehr Flugzeuge und mehr Artillerie einfach nur irrelevant sind, solange man das Führungsproblem nicht gelöst hat.