21.06.2023, 12:46
Zitat:Der Eurofighter besitzt bereits mehr als nur rudimentäre EW-Fähigkeiten, und insbesondere mit der zweiten Stufe sollte die Leistungsfähigkeit deutlich über dem liegen, was eine Standard-F-35 bieten kann. Das ergibt sich schon aus den Programmzielsetzungen (hinsichtlich Begleitstörung bspw., die eine F-35 nicht adäquat leisten kann).Der Eurofighter heute hat Praetorian DASS - ein stinknormales Selbstverteidigungssystem. Das Arexis Pod System scheint in erster Linie darauf ausgerichtet zu sein, die Fähigkeiten im Bereich ESM, also Erfassungs- und Bedrohungsanalyse weiter zu steigern und ansonsten im Wesentlichen die Fähigkeiten von Praetorian abzubilden.
Sprich, nach meinem Verständnis fliegt Paraetorian beim Eurofighter ECR raus und wird durch ein zweifellos besseres System ersetzt.
Die Podgestützte Jamming-Lösung von Arexis krankt schlicht daran, dass der Pod kein eigenes Powerplant hat und sich mit einer beschränkten Leistungsaufnahme über das Bordsystem begnügt. Entsprechend beschränkt ist die Leistungsfähigkeit des Systems. Im vom Seafire verlinkten Artikel wird hier von 5kW gesprochen. Das ist eine deutliche Leistungssteigerung (Praetorian Störsender sehr deutlich unter 1kW AFAIK) aber halt nur die Hälfte des altehrwürdigen ALQ-99 das auf 10kW kommt (und NGJ wird sowieso in einer ganz, ganz anderen Liga spielen).
Saab 'rettet' sich hier freilich mit der Einführung der neuen Galliumnitrid basierten Sensoren, die verglichen mit Legacy-Systemen gewaltige Leistungssteigerungen bei gleichen Powerinput versprechen.
Demgegenüber die F-35 mit ASQ-239. Ein direkter Vergleich der ESM Komponente ist nicht möglich, da die Leistungsdaten eingestuft sind. Gleichwohl hat die F-35 schon in der pre Block 4 Konfig deutlich mehr ESM Sensoren als sie der Eurofighter ECR haben wird während Block 4 ab Lot 17 die verbauten Sensoren nochmal eben auf 20 verdoppeln wird. Völlig egal welche Wundertechnik Saab bewerben mag, die kommen in Sachen Erfassung und Bedrohungsanalyse nicht über das was die F-35 standardmäßig anbietet hinaus.
Hinsichtlich der SPJ bzw. EA Komponente hat man bei der F-35 halt nicht die im nachhinein irgendwie drangebastelte Insellösung EW sondern ist vollintegriert und nutzt völlig selbstverständlich für das ASQ-239 das APG-81 als Emitter. Damit ergeben sich EA Fähigkeiten, die über die Möglichkeiten Podgestützter Lösungen teilweise deutlich hinausgehen. Wie ich das im Kopf habe übertrifft die reine Jamming-Leistung der F-35 die der Growler um ein vielfaches.
Und das war vor Block 4, mit dem das APG-85 und damit (ebenso) GaN Technik eingeführt wird. Wenn die kolportierten Leistungsdaten stimmen könnte es damit nochmal bis zu einer Verdoppelung der Jamming-Leistung kommen.
Der Nachteil des Ansatzes voll auf das Bordradar als Emitter zu setzen ist halt, dass man mit dem Bordradar (wahrscheinlich) nur einen beschränkten Frequenzbereich um das x band abdecken kann während podgestützte Lösungen auch/gerade im Langwellenbereich Möglichkeiten eröffnen.
Wobei ich auch offen lassen würde, was hier das ASQ-239 nativ leisten kann. Es ist bildet natürlich nicht die Leistung eines NGJ ab, aber ganz wehrlos wird man auch in den anderen Bändern nicht sein.
Genauso der Bereich den man irgendwie unter 'Cyber' verordnen könnte, sprich die Fähigkeit nicht nur möglichst leistungsstark und / oder raffiniert Radargeräte mit gegenläufigen Signalen zu stören sondern stattdessen die gegnerischen Netzwerke und Datenströme durch eingeschleuste Algorithmen zu manipulieren - die F-35 hat hier (schwer zu sagen da halt eingestuft) zumindest rudimentäre Fähigkeiten, diese Insellösung für Eurofighter ECR dagegen sicherlich nicht.
Der Punkt ist aber halt - das ist schöne Technik für ein Konzept von gestern. Was will man denn mit dem Eurofighter ECR, was soll dieses Mission Requirement Escort Jamming überhaupt? Das ganze passiert nur weil wir der Nato versprochen haben mit zwei Staffeln irgendwie SEAD/DEAD/EW abzudecken und das haben wir nur, weil es harmloser ist als Bomben zu werfen und es sich 99 als politisch tragbarer erwiesen hat. Militärische Relevanz? In den Neunzigern sicherlich, das ganze wäre eine wunderbare Lösung bis von vor 10 Jahren gewesen. Aber jenseits 2030+X wird in der Nato niemand mehr einen ollen Eurofighter als Legacy-Scheunentor bemühen um irgendeine Escort-Jamming-Mission zu fliegen. Schließlich stehen gleichzeitig aberhunderte F-35 zu Verfügung, die wie skizziert ohne weiteres Gewese die Fähigkeiten bespielen können, die der Eurofighter ECR einmal anbieten wird.