10.05.2023, 20:25
@Nightwach
Schneemann
Zitat:Ich sehe da nach wie vor keine Falle oder besondere Raffinesse (siehe Post vom 22.3.23 hier …) .Auf diesen seinerzeitigen Dialog bezog ich mich ja auch. Indessen mutmaße ich, dass wir hier in diesem Fall - obgleich wir themenspezifisch und forenweit breiter gestreut durchaus häufiger einer Meinung sind - betrüblicherweise keinen gemeinsamen Nenner finden werden. Irgendetwas, ich kann es gleichwohl nur ansatzweise und theoretisch belegen, grummelt in meinem Magen bzgl. Bakhmut. Nicht, dass ich es den Ukrainer nicht gönne, ich würde es sogar ausdrücklich begrüßen, wenn es hier eine erfolgreiche ukrainische Gegenoffensive geben würde - aber wenn ich auf russischer Seite stünde, so würde ich hier die Linien verkürzen und die Spitzen zurücknehmen. Aber vom Schreibtisch aus sagt sich dies vielleicht sehr leicht...maybe...
Zitat:Besonders ist der Kampf um Bakhmut halt dann nur insoweit, dass die Russen hier vor dem Erreichen operativ relevanter Ziele über strategisch relevante Zeiträume verzögert werden (konnten).Das überzeugt mich nicht ganz. Und es ließe sich historisch betrachtet auf eine Vielzahl von Orten beziehen, wo Gegner aufgehalten und ausgebremst wurden, wo dann aber recht überraschend doch eine Gegenschlag erfolgte, der eine jeweilige Armee in "Schwierigkeiten" brachte. Überspitzt formuliert: In Stalingrad wurde die 6. Armee auch nur ausgebremst...
Zitat:Ich sehe da auch überhaupt nicht, dass man hier erfolgreiche schwächen vorgespielt und die Russen zu weiteren Angriffen verführt hätte. Die Situation war in meinen Augen nach dem Fall Soledars äußerst prekär und das Abschneidend der Verbindungswege nach Bakhmut eine sehr reale Gefahr. Die Ukraine war hier meiner Beobachtung nach zeitweise nicht Herr der Lage, musste selbst substantielle Reserven einsetzen um die Durchbrüche an den Flanken aufzufangen und die Situation wurde letztlich nur dadurch gerettet, dass a) Wagner und VDV halt sehr Infanterielastige Veranstaltung sind und b) die Russen völlig unfähig sind was Joint Operations angeht. Sprich, auf dem offenen Feld gegen Infanterie zu halten ist möglich, auch nach einem feindlichen Durchbruch und halbwegs geordneten zurückweichen. Wäre dahinter eine mechanisierte Kampfgruppe gestanden (etwa die Gruppen, die zeitgleich vor Vuledar untergegangen sind) die in die zurückweichenden Ukrainer stößt wäre die Verbindungslinien gekappt worden, da habe ich keinen Zweifel.Da sehe ich aber einen kleinen Denkfehler: Mechanisierte Gruppen stehen nicht hinter einer angreifenden Infanterie, sie sind deren Kern beim Angriff. Ansonsten kann ich der Einschätzung aber weitgehend zustimmen, allerdings war dies eine Lageeinschätzung, die vor der ukrainischen Bereitstellung zutreffend war. Ob sie es jetzt noch ist, halte ich zumindest für "kritisch" zu hinterfragen.
Schneemann