10.05.2023, 08:45
(09.05.2023, 22:43)Quintus Fabius schrieb: Von daher bringe ich diese Aussage von dir so nicht mit dem zusammen, was dieser Typ da real praktisch treibt.
Meine Aussage bezieht sich noch immer auf mehr oder weniger fertig am Markt verfügbare Systeme, die in hoher Zahl und sehr günstig beschafft und auch in der Masse von Laien eingesetzt werden können. Also das, was man unter "Plug and Play" versteht. Nur um das mal auszuführen, üblicherweise sind das heute in Europa 2,4 GHz digital mit legaler 100 mW Strahlungsleistung für die Steuerung und 5,8 GHz analog mit 25 mW Strahlungsleistung für die Videoverbindung. Damit kann man realistische Reichweiten im (sehr) niedrigen einstelligen Kilometerbereich erzielen. Die Systeme werden entweder per Hard- oder Software beschränkt, weil andernorts andere Grenzwerte gelten, wären aber zumindest theoretisch noch leistungsfähiger. In den USA gelten Grenzwerte von 1 W bei der Ausgangsleistung und 4 Watt bei der Strahlungsleistung, damit sind dann realistische Reichweiten im oberen einstelligen Kilometerbereich realistisch.
Was über diese legalen Werte hinaus möglich ist steht halt auf einem anderen Zettel. Wie das funktioniert, dafür ist beispielsweise das Verständnis um den Unterschied zwischen Ausgangs- und Strahlungsleistung wichtig. Die Ausgangsleistung ist vereinfacht gesagt die vom Sender erzeugte Strahlungsleistung, wenn diese omnidirektional abgestrahlt wird. Reduziert man den Abstrahlwinkel, dann führt das zu einem Antennengewinn, der zur Ermittlung der Strahlungsleistung mit der Ausgangsleistung multipliziert werden muss. Man kann also bei gleichem Sender "nur" durch eine Veränderung der Antenne bereits höhere Strahlungsleistungen und damit auch höhere Reichweiten erzielen, je enger der Abstrahlwinkel, desto genauer muss allerdings die Antenne ausgerichtet sein.
Für besonders hohe Reichweiten deutlich im zweistelligen Kilometerbereich reicht das allein nicht, vielmehr reduziert man die Frequenz (geringere Frequenz bedeutet eine geringere Dämpfung der Atmosphäre und eine bessere Reichweite bei gleicher Strahlungsleistung), verwendet also sogenannte UHF-Technik, und nutzt gleichzeitig stark richtende Antennen. Typische Sender liegen im Bereich von 1 bis 5 Watt Ausgangsleistung und Strahlungsleistungen jenseits von "Gut und Böse". Auch die Videoverbindung wird dann über 2,4 GHz analog mit hoher Ausgangsleistung und Richtantennen aufgebaut. Machbar ist da vieles, ob für 100 Euro Mehrkosten sei dahin gestellt, legal sowieso nicht und eben auch nicht "Plug and Play" in Masse verfügbar. Zudem sollte man auch die umgekehrte Wirkung nicht unterschlagen, eine hohe Strahlungsleistung erleichtert auch die Detektierbarkeit. Die Koordinaten des Ursprungs sind schnell ermittelt.
Aber vielleicht lässt sich mit dieser Erklärung meine ursprüngliche Aussage mit dem Treiben deines Bekannten in Einklang bringen.
Zitat:Aber eine solche Professionalisierung muss auch mal irgendwo anfangen und meiner Meinung nach werden die Preise nicht derart viel höher sein, wenn man entsprechende Skalierungen hätte. Natürlich höher, aber nicht derart höher, dass die kriegsökonomische Rechnung welche die Grundlage meiner These dazu ist nicht trotzdem genau so aufgehen würde.
Der Kampf zwischen Maßnahme und Gegenmaßnahme wird ewig geführt, temporäre Vorteile egalisieren sich auf die eine oder andere Art und Weise mit der Zeit, ganz konkret ist das ja jetzt bereits absehbar. Ob eine solche Leichtdrohnenentwicklung kriegsökonomisch Sinn ergeben wird oder nicht hängt von vielen Faktoren ab, ich bin da zumindest skeptischer als du, ohne es aber grundsätzlich ausschließen zu wollen.
Zitat:Stichwort Rechenleistung: diese ist es ja nicht allein, man könnte und sollte hier auch sehr viel mehr über die Software machen, und meiner Meinung nach ist das Potential welches da in der Software noch vorhanden ist unternutzt usw.
Wenn ich mich so im Zivilbereich umschaue, dann krankt es doch sehr stark an der tatsächlichen Hardwareleistung. Nicht nur im Bereich der Rechenleistung selbst, sondern auch hinsichtlich der Leistungsfähigkeit anderer Komponenten. Natürlich liegt auch im Softwarebereich noch viel Potenzial brach, aber industriell ist vor allem die Übertragung von leistungsfähigen Entwicklungsplattformen auf leistungsschwachen (im Verhältnis) Endgeräten ein großes Problem.