11.04.2023, 13:13
(11.04.2023, 09:08)Helios schrieb: Mit Blick auf das Thema "Konkurrenzfähigkeit" gilt es also festzuhalten, dass da kein neuer "Super Leo" kommtIch sehe die Konkurrenzfähigkeit in diesem Fall auch nicht aufgrund eines überlegenen neuen Leistungsniveaus, sondern eher durch die Vorteile eines bewährten, breit eingeführten Systems. Ich will ja gerade darauf hinaus, dass kaum ein Nutzer wirklich Bedarf für einen neuen "Super-Panzer" hat. Die jüngsten Entscheidungen für den Leo2 wurden ja offensichtlich eher aus diesem Blickwinkel getroffen.
Zitat:Da wäre es höchst unsinnig, eine neue technische Basis zu entwickeln und einzuführen, aber keinen Kampfpanzer darauf aufzusetzen und einen neuen Turm für die alte Basis zu entwickeln.Das würde ich auch nicht tun, der erste Schritt wäre für mich, den aktuellen Turm in die neue Basis zu integrieren, denn es geht mir ja primär um eine breite Einführung der neuen Basis.
Zitat:Also bleibt bis 2040+ alles wie gehabt? Oder gibt es gar keine Notwendigkeit für derartige Turmkonzepte (wie jenes des E-MBT)?MMn gibt es keine Notwendigkeit für neue Turmkonzepte, die an der bestehenden Grundauslegung der Hauptwaffe festhalten. Dieses Grundkonzept wird noch auf lange Zeit durch den LEO2 adäquat abgedeckt werden. Die einzige wirklich erstrebenswerte Neuerung, die einen neuen Turm erfordert, wäre für mich der Autolader. Alles andere gehört m.E. nicht in das bisherige Konzept des MBT, bzw. betrifft nicht dessen Turm, sondern ist Teil der technischen Basis und des Flotten-Mixes.
Diesen Aspekt würde ich aber hinten anstellen zugunsten der Auslegung als Fahrzeugfamilie und Systemverbund sowie den Bemühungen, möglichst viele Partner in diesen Verbund zu integrieren. Und gerade letzteres geht besser durch eine Kontinuität mit dem LEO2 als mit einem Bruch und vollständigem Neubeginn.
Zitat:Für mich ergibt sich kein Konflikt nur aus dem Ende des Leclerc, und warum eine vorübergehend geringere Nachfrage kein entscheidendes Problem darstellt habe ich dargelegt.Die vorübergehend geringere Nachfrage sehe ich ja nicht als Problem, sondern als Gewinn an. Eben weil sie es ermöglicht, sich erst anderen Aspekten als dem MBT zu widmen. Der Zielkonflikt liegt darin, dass Frankreich weiter auf ein schnelles Ergebnis beim MBT drängen wird, der für Deutschland und die potentiellen europäischen Partner eben in den Hintergrund gerät. Die Panzerproduktion läuft wieder an, der defacto-Nachfolger des Leo2 ist der Leo2A7. Der Druck ist raus. Die Ablösung des CV90 wird mMn eher in den Fokus geraten als die der Leos. Somit ist eine Zusammenführung dieser beiden Grundlinien (MBT/IFV) mMn zu priorisieren gegenüber der Weiterentwicklung einzelner Varianten davon.
Zitat:Dann haben wir unterschiedliche Vorstellungen davon, ja. Für mich ist die Versionsvielfalt angelegt an "nationale Erfordernisse" (weitgehender Humbug basierend auf einem selbst erhaltenden System aus Verwaltungs- und Industriepolitik) das Grundübel europäischer Projekte, und ich sehe zumindest eine Chance, das besser zu machen. Wobei ich dir zustimme, dass das Projekt realistisch betrachtet auf deine Variante hinauslaufen oder sich selbst überleben könnte, und aktuell sogar eher letzteres als ersteres.Im Grundgedanken haben wir da tatsächlich eine große Übereinstimmung. Wir sehen beide die auseinandergehenden nationalen Interessen und die sich daraus ergebenden vielfältigen Lösungen als Problem an, hätten gerne ein weitergehende europäische Vereinheitlichung und haben auch die gleiche pessimistische Sicht darauf, wie das vermutlich wieder alles scheitern wird. Unsere Vorstellungen unterscheiden sich nur dahingehend, wie man dieses Problem realistischerweise am besten umgehen und entgegen unserer Befürchtungen den größten positiven Effekt erzielen könnte.
Du siehst noch die Chance, tatsächlich einen MBT als Einzelsystem an den Start zu bekommen, der dann als Kern eines Gesamtsystems fungieren soll, also so, wie das Projekt auch angelegt ist. Während ich dieses Ziel für derart unrealistisch halte - vor allem hinsichtlich einer Ausbreitung über D/F hinaus, dass man es mMn aufgeben sollte, um andererseits die Chance zu erhalten, das Gesamtsystem tatsächlich umsetzen zu können und dabei möglichst viele Partner mitzunehmen, was in meinen Augen letztlich sogar das erstrebenswertere Modell wäre.
Nebenbei:
Ich würde übrigens sogar so weit gehen, das MGCS nicht nur nur mit einer Infanterie-Variante zu versehen, sondern auch einen GTK-Nachfolger in den technischen Verbund zu integrieren, um die unterschiedlichen Bedürfnisse der diversen Nationen (Stichwort: Radschützenpanzer) besser innerhalb des Gesamtsystems abbilden zu können und auch hier eine weitere Vereinheitlichung voran zu treiben und von der bereits vorhandenen Verbreitung des Systems zu profitieren.