02.04.2023, 11:55
(01.04.2023, 22:45)Broensen schrieb: Das kann dann doch eigentlich für eine Eigenentwicklung nur bedeuten, dass diese technisch sehr nah an einem anderen, eingeführten oder parallel einzuführenden Muster dran sein muss und dass man bei Bewaffnung und Sensorik ebenfalls auf bewährtes zurückgreifen werden muss. Andernfalls wird es immer zu extrem hohen Stück- und Unterhaltskosten kommen.
Das ist generell ein wichtiger Ansatz, der weit über das Thema Kampfhubschrauber hinaus geht. Es ergibt keinen Sinn, dass immer wieder Entwicklungsprogramme für Komponenten finanziert werden, für die es bereits im zivilen oder im rüstungsindustriellen Bereich Alternativen mit ausreichender Leistung gibt. Das Souveränitätsargument lasse ich durchaus noch gelten, alles andere ist aber schlicht und einfach Industriesubvention, und die sollten wir uns in einer solchen Form nicht mehr leisten, weil wir sie uns schlicht nicht leisten können. Was aus dem Regal genommen werden kann, sollte auch aus dem Regal stammen, selbst wenn dann die letzten 10% der gewünschten Leistung fehlen. Dafür müsste es umgekehrt natürlich entsprechende Forschungs- und Entwicklungsprogramme geben, mit denen wiederum auch die Hersteller unterstützt werden könnten und die zu langfristig bessere Lösungen ohne radikalen Hochtechnologieeinsatz erzielen können. Lediglich in Bereichen, in denen es einen solchen Markt nicht gibt braucht es meines Erachtens noch "echte" Militärprogramme mit entsprechenden Eigenentwicklungen.
Zitat:Wenn ich mir eine solche Lösung vorstellen soll, dann sehe ich da eigentlich nur die Möglichkeit eines umfangreichen Verbunds aus einer übergeordneten Aufklärungsfähigkeit (HALE/MALE-UAVs) und den eigentlichen Loitering Munitions inkl. deren Steuerungseinheiten/Bodenstationen sowie dem Transportheli, der sie ins Zielgebiet bringt. Denn Loitering Munition ist ja nicht autonom, sondern muss auch nach dem Start noch bedient werden.
Du kannst derartige Munition natürlich auch autonom herumstreunen lassen, bei den ganzen Entwicklungen im Bereich autonomer Endphasensteuerung geht es im Prinzip darum. Und wie Überlebensfähig HALE/MALE-Systeme in einem symmetrischen Konflikt sind sei auch dahin gestellt, ich befürchte, dass kann sehr schnell zu einem Tontaubenschießen werden. Entsprechende Befürchtungen gibt es ja auch nicht umsonst von verschiedener Seite. Aber selbst wenn man das alles so hinbekommt, ist ein derartiger Transportschrauber kein günstiges System. Ich befürchte, dass es da zum Teil doch deutlich falsche Vorstellungen gibt, wie teuer sowas heutzutage ist.
Zitat:Alternativ kann man natürlich einen Transporthubschrauber mit den erforderlichen Bedienerplätzen für die LM ausstatten und so ein für sich allein funktionierendes System erschaffen. Aber das wäre dann entsprechend nur begrenzt leistungsfähig, da nur eine geringe Menge an LM gleichzeitig verbracht und bedient werden könnte.
Die Varianten hängen da natürlich wieder von der Leistungsfähigkeit der jeweiligen Effektoren ab, sind diese Wiederverwendbar, welchen Autonomiegrad erreichen sie, wie können Daten untereinander ausgetauscht werden, final aber auch, wie teuer wird das ganze. Die weit verbreiteten und auch hier genannten Ideen sind der einfache Transporthubschrauber als Waffenträger und eine größere teilautonome Drohnen als Aufklärer für die Zieldatengenerierung. Kann man machen, sofern die Drohne ausreichend robust ist kann das auch funktionieren - aber zu welchem Preis?
Man erkennt die Preisspirale ja auch an der Entwicklung der Munition. Während der Schritt von der Freifallbombe zur gelenkten Gleitbombe noch durch die dramatischen quantitativen Einsparungen auf allen Ebenen kaum in Frage gestellt werden kann, sind irgendwelche teilautonom agierende Langstrecken-Lenkwaffen sehr teuer geworden. Das muss sich dann im größeren Kontext rechnen, was nicht so einfach zu ermitteln ist.