30.03.2023, 11:00
(30.03.2023, 09:55)Quintus Fabius schrieb: Ein Kampfhubschrauber ist hier aus diesem Komplex heraus meiner Überzeugung nach daher ein System, welches diesen drei Forderungen widerspricht.
Und das ist für mich nicht nachvollziehbar, denn der ureigenste Zweck des Kampfhubschraubers ist es ja, quantitative Nachteile der eigenen Streitkräfte (völlig egal auf welcher Ebene man nun "eigene" meint) auszugleichen.
Zitat:Aber mal ernsthaft: ich empfand deinen Satz umgekehrt ganz genau so. Deine Allgemeinplätze über Kampffliugzeuge sind meiner Wahrnehmung nach ganz genau so kein Argument, bis auf die von dir genannte Gefechtsautonomie.
Mein Satz war ja bereits eine Replik auf dein ursprüngliches und argumentationsloses: "Diese Aufgabe, Feuerkraft ohne Behinderung durch den Boden schnell und über große Distanzen verlegen zu können und so sehr schnell an ganz verschiedenen Stellen Schwerpunkte bei der Feuerkraft zu schaffen, kann man aber mit Kampfflugzeugen noch besser leisten."
Hier im Strang geht es konkret um die Bundeswehr und um bereits diskutierte Formen von Feuerkraft, für die der Kampfhubschrauber eingesetzt wird. Die Aussage muss sich also auf diesen Kontext beziehen, damit sie hier überhaupt eine Relevanz besitzt, und da fehlen dann weitere Ausführungen für die Diskussion.
Meine Antwort und der von dir in dem Zusammenhang kritisierte Satz versuchen genau darauf einzugehen und liefern gleichzeitig mehr Diskussionsansätze, wobei für mich alle erwähnten Punkte unter Gefechtsautonomie fallen. Da du ja danach gefragt hast führe ich das gern aus, Gefechtsautonomie bedeutet für mich die Fähigkeit einer Einheit bzw. eines Systems, das Gefecht unabhängig von anderen unmittelbaren Einheiten bzw. Systemen zu führen. Damit sind keine mittelbaren Unterstützer gemeint, also solche, die nicht in der Gefechtssituation selbst wirken oder diese unmittelbar vorbereiten (bzw. nachbereiten).
Konkret auf das Strangthema bezogen ist ein moderner Kampfhubschrauber (was der Tiger konzeptionell ist) in meinen Augen durchaus in der Lage, in einem symmetrischen Konflikt eine hohe Gefechtsautonomie zu erzielen. Er kann in einem vorher zugewiesenen Gebiet selbstständig hinreichend aufklären, wirken und sich gleichzeitig dem Feind entziehen, weil er dessen Wirkmöglichkeiten aufgrund seiner Einsatzart, also beispielsweise der Geländeausnutzung, bereits deutlich beschränkt. Das unterscheidet ihn zumindest von den Kampfflugzeugen, mit denen wir es in der Bundeswehr perspektivisch zu tun haben werden, bezogen auf die hier diskutierten Aufgaben. Dafür ist seine tatsächliche Kampfkraft auf geringe Distanzen beschränkt.
Zitat:Welches dieser beiden Systeme wäre deiner Ansicht nach besser geeignet als Plattform und warum ? (lassen wir dabei mal die ITAR Frage außen vor, rein technisch also)
Ich möchte noch mal betonen, dass es nicht um die Hubschrauber als Plattform geht, sondern um die technische Grundlage der Hubschrauber als Ausgangspunkt für eine Kampfhubschrauberentwicklung, also beispielsweise die Übernehme des Antriebsstranges.
Und da wäre mit Blick auf die Leistung das H175-System natürlich überlegen, während der H160 vermutlich das größere Entwicklungspotenzial bietet. Der AW189 wäre eher die Kombination aus beidem, weshalb der AW249 durchaus eine gute technische Grundlage mitbringt.
Zitat:Was aber meinst du mit dem Satz: dass ein Bedarf bestünde, aufgrund der geringen Quantitäten ? Ich würde das eher genau anders herum sehen: gerade weil die Quantitäten so gering sind, belegt dies umso mehr dass kein praktisch-realer Bedarf vorhanden ist bzw. dass dieser so dringlich nicht sein kann.
Ich meine damit nicht die Zahl der Kampfhubschrauber, sondern die der kämpfenden Einheiten des Heeres. Der Kampfhubschrauber soll eine quantitative Unterlegenheit kontern, was natürlich nur in einem begrenzten Rahmen möglich ist (aber das ist ja immer alles).
Im übrigen kann ich deine Schlussfolgerung nicht nachvollziehen. Wenn die geringe Zahl an Kampfhubschrauber den geringen praktisch-realen Bedarf widerspiegeln würde, dann müsste die Verringerung deiner "fundamentalen" Fähigkeiten ja auch deren geringen praktisch-realen Bedarf aufzeigen. Und da würdest du vermutlich nicht zustimmen, sondern dies im Gegenteil als Fehlentwicklung bezeichnen. Genau das sehe ich bei der geringen Zahl an Kampfhubschraubern inzwischen ähnlich (auch wenn ich da früher mal anderer Meinung war).