23.03.2023, 08:40
@iRUMO
Was bedeutet denn "auf dem weißen Blatt Papier" in der Praxis überhaupt genau? Denn man beginnt ja nie überall bei Null. So ein Hubschrauber ist wie jedes moderne Geräte ein "System of Systems", und jedes dieser Subsysteme kann in der vollen Bandbreite leicht modifiziert oder von Grund auf neu entworfen werden, wobei selbst dann auf vorheriges Wissen aufgebaut wird. Und am Ende wird das dann in bekannter Art und Weise oder komplett neu kombiniert - oder irgendetwas dazwischen.
Welche Änderungen nun wie vorgenommen werden hängt von den jeweiligen Zielanforderungen ab. Wenn es beispielsweise darum geht, die Leistung der Triebwerke um fünf bis zehn Prozent zu erhöhen um mit der Zeit hinzu gekommene Ausrüstungen zu kompensieren wird man keinen komplett neuen Antrieb entwickeln. Will man hingegen die Zuladung signifikant steigern, kann eine Neuentwicklung der bessere Weg sein. Das müsste man im Einzelfall prüfen.
Die Leistungsanforderungen an das neue Muster sind nicht so extrem, dass es ein komplett revolutionäres Design werden muss, auch wenn manche Aussage dazu danach klingt. Im Gegenteil ist eher davon auszugehen, dass dort sehr viel evolutionär entwickelt wird. Die Schwerpunkte liegen, neben einer generellen aber realistischen Steigerung von Geschwindigkeit und Reichweite (beides lässt sich über modernere Triebwerke und ein modifiziertes Zellendesign erreichen) vor allem im ökonomischen Bereich, genau da, wo der NH90 die meiste Kritik erhält. Gerade wegen letzterer wird man dem Kind aber wohl auch definitiv einen anderen Namen geben und vor allem auch die Unterschiede betonen - das ist dann aber Marketing.
Und was die Erfolgsgeschichten von Kontinuität angeht, da ist sehr viel Fassade dabei. Das liegt im Bereich der Luftfahrt beispielsweise an Zulassungsfragen, wenn neue Muster aufgrund von Großvaterrechten als Derivate geführt werden, obwohl es sich de facto um neue Typen handelt (den Skandal um die neueste Generation der Boeing 737 dürfte wohl jeder mitbekommen haben), die mit ihren Vorgängern kaum noch etwas gemein haben. Hinzu kommt bei militärischen Beschaffungen insbesondere in den USA, dass hier bewusst ein Versionssprung suggeriert wird um politische Vorteile zu gewinnen. Als Beispiele dafür können die Super Hornet oder der King Stallion genannt werden. Die heutige CH-47F Block II unterscheidet sich dermaßen von dem Ursprungsmodell, dass kein damaliger Pilot oder Techniker großartig mit dem neuen Muster arbeiten könnte. Viel Evolution unterscheidet sich am Ende nicht von Revolution.
Allerdings zeigt genau dieser letzte Satz ein in meinen Augen großes Problem bei militärischen Projekten in Europa - es findet häufig viel zu wenig Evolution statt, so dass es dann alle paar Jahrzehnte eine Revolution sein muss. Weniger ambitionierte Grundanforderungen, kontinuierliche Fortentwicklung und dann zur rechten Zeit eine Neuentwicklung würde nicht nur die Kosten besser Verteilen, sondern auch die Einsatzfähigkeiten und über die dadurch notwendige Variabilität auch die Anpassungsmöglichkeiten erhöhen. Dafür reichen aber wohl die politischen Horizonte nicht aus.
Was bedeutet denn "auf dem weißen Blatt Papier" in der Praxis überhaupt genau? Denn man beginnt ja nie überall bei Null. So ein Hubschrauber ist wie jedes moderne Geräte ein "System of Systems", und jedes dieser Subsysteme kann in der vollen Bandbreite leicht modifiziert oder von Grund auf neu entworfen werden, wobei selbst dann auf vorheriges Wissen aufgebaut wird. Und am Ende wird das dann in bekannter Art und Weise oder komplett neu kombiniert - oder irgendetwas dazwischen.
Welche Änderungen nun wie vorgenommen werden hängt von den jeweiligen Zielanforderungen ab. Wenn es beispielsweise darum geht, die Leistung der Triebwerke um fünf bis zehn Prozent zu erhöhen um mit der Zeit hinzu gekommene Ausrüstungen zu kompensieren wird man keinen komplett neuen Antrieb entwickeln. Will man hingegen die Zuladung signifikant steigern, kann eine Neuentwicklung der bessere Weg sein. Das müsste man im Einzelfall prüfen.
Die Leistungsanforderungen an das neue Muster sind nicht so extrem, dass es ein komplett revolutionäres Design werden muss, auch wenn manche Aussage dazu danach klingt. Im Gegenteil ist eher davon auszugehen, dass dort sehr viel evolutionär entwickelt wird. Die Schwerpunkte liegen, neben einer generellen aber realistischen Steigerung von Geschwindigkeit und Reichweite (beides lässt sich über modernere Triebwerke und ein modifiziertes Zellendesign erreichen) vor allem im ökonomischen Bereich, genau da, wo der NH90 die meiste Kritik erhält. Gerade wegen letzterer wird man dem Kind aber wohl auch definitiv einen anderen Namen geben und vor allem auch die Unterschiede betonen - das ist dann aber Marketing.
Und was die Erfolgsgeschichten von Kontinuität angeht, da ist sehr viel Fassade dabei. Das liegt im Bereich der Luftfahrt beispielsweise an Zulassungsfragen, wenn neue Muster aufgrund von Großvaterrechten als Derivate geführt werden, obwohl es sich de facto um neue Typen handelt (den Skandal um die neueste Generation der Boeing 737 dürfte wohl jeder mitbekommen haben), die mit ihren Vorgängern kaum noch etwas gemein haben. Hinzu kommt bei militärischen Beschaffungen insbesondere in den USA, dass hier bewusst ein Versionssprung suggeriert wird um politische Vorteile zu gewinnen. Als Beispiele dafür können die Super Hornet oder der King Stallion genannt werden. Die heutige CH-47F Block II unterscheidet sich dermaßen von dem Ursprungsmodell, dass kein damaliger Pilot oder Techniker großartig mit dem neuen Muster arbeiten könnte. Viel Evolution unterscheidet sich am Ende nicht von Revolution.
Allerdings zeigt genau dieser letzte Satz ein in meinen Augen großes Problem bei militärischen Projekten in Europa - es findet häufig viel zu wenig Evolution statt, so dass es dann alle paar Jahrzehnte eine Revolution sein muss. Weniger ambitionierte Grundanforderungen, kontinuierliche Fortentwicklung und dann zur rechten Zeit eine Neuentwicklung würde nicht nur die Kosten besser Verteilen, sondern auch die Einsatzfähigkeiten und über die dadurch notwendige Variabilität auch die Anpassungsmöglichkeiten erhöhen. Dafür reichen aber wohl die politischen Horizonte nicht aus.