21.03.2023, 20:01
(21.03.2023, 12:36)Jason77 schrieb: Was dem H145M konkret fehlt habe ich ebenfalls vermisst.
Schon der auftragsangemessene Waffenmix kann mangels Zuladungspotenzial nicht mitgeführt werden, geschweige denn werden damit die notwendigen Leistungsdaten im Bereich Ausdauer und Beweglichkeit erzielt. Hinzu kommen die nicht ausreichenden Überlebensfähigkeiten struktureller Art und schließlich die eingeschränkte Flexibilität bei den Einsatzverfahren aufgrund der prinzipiellen Auslegung (bspw. Signatur, Sensorpositionierung, etc.). Datenblattvergleiche muss auch normalisiert werden, einfach irgendwelche Zahlen gegenüber zu stellen ist wenig zweckdienlich.
Es reicht nicht, einen Hubschrauber mit ein paar Sensoren und Effektoren auszustatten, egal wie modern diese auch sind. Ebenso ist es nicht zielführend, die Leistungsfähigkeit anhand eines vor allem politisch ruinierten Vorgängers zu bewerten. Vielmehr muss sie immer im Kontext der Aufgaben gesehen werden. Und dabei sollte man auch die Entwicklung nicht ignorieren, denn während man vor vierzig Jahren noch einen Panzerabwehrhubschrauber gesucht hat (und schon diese Aufgabe kann der H145M auf einem modernen Gefechtsfeld kaum sinnvoll erfüllen), sind die Anforderungen heute deutlich komplexer. Zum einen hat sich die Kriegführung doch signifikant verändert - es wird gibt keine großen Truppenkonzentrationen und klare Frontlinien wie in den achtziger Jahren mehr geben, ebenso keine Panzermassen, die es schnell aufzuhalten gilt. Die Flugabwehr ist wesentlich gefährlicher geworden, gleichzeitig öffnen sich mehr Räume in denen agiert werden kann. Zum anderen hat sich die Zusammensetzung der Bundeswehr genauso wie der Streitkräfte insgesamt verändert, etwa in dem Fähigkeiten Weggefallen und Typen gestrichen wurden. Man muss sich dazu nur mal die Luftunterstützungsfähigkeiten 1983 und 2023 anschauen, also in was für eine Struktur der Tiger hinein geplant wurde und wie diese heute aussieht (um ein paar Stichworte zu geben: Alpha Jet, Begleithubschrauber 2, Aufklärungshubschrauber AKH, usw.).
Den H145M kann man als IKM-Hubschrauber beschaffen, für Ausbildungszwecke und zum Lizenzerhalt, für Sonderaufgaben. Das hätte man schon viel früher machen sollen. Als Kampfhubschrauber ist er nicht tauglich. Wenn man also den Tiger ersetzen will, entweder adäquat mit einem entsprechenden Muster (und nein, das wäre nicht ein Apache, sondern geht eher in Richtung FARA) oder über eine Neuausrichtung (bspw. das kann auch in Richtung Flächenflugzeug, unbemannte Systeme, usw. gehen). Und wenn das nicht möglich, finanzierbar, erwünscht oder was auch immer ist, dann muss man auf die Fähigkeit verzichten und schauen, welche Lücken das effektiv in die Doktrin reißt und wie man diese kompensieren kann. Anders als Quintus bin ich nicht der Meinung, dass das einfach möglich ist, aber das wäre eine ganz andere Diskussion (die bitte nicht hier geführt wird).
(21.03.2023, 18:13)aramiso schrieb: Mit Spike ER-2 wäre doch (zumindest theoretisch)ein Sicherheitsabstand von 10 Kilometern und mehr möglich, um gepanzerte Fahrzeuge zu bekämpfen. CAS geht mit so einem Modell nicht, aber Panzerbekämpfung sollte doch mit Einschränkungen möglich sein (?).
Du brauchst aber für einen effektiven Einsatz irgendeine Form der Zielaufklärung. Auf Verdacht per NLOS ist eine Variante, die auf Dauer ziemlich teuer werden könnte. Und mit einer Sensorauslegung wie beim H145M wird es nichts mit dem unauffälligem autonomen Einsatz. Es bliebe also nur ein zusätzliches luftgestütztes Aufklärungssystem, denn wenn es bodengestützt ist, kann man in den meisten Fällen auch gleich die FK vom Boden aus einsetzen. An luftgestützten Systemen bleiben letztlich nur Drohnen übrig. Um daraus ein funktionierendes Einsatzsystem zu machen, braucht es dann doch einiges mehr. Und es stellt sich die Frage, ob nicht ein größeres Muster (NH90) die bessere Basis dafür darstellt (weil es sowohl als Mutterschiff agieren als auch eine höhere Zahl an Waffen mitführen könnte).