15.02.2023, 11:22
Ich versuche einmal (wieder) ein wenig, den Advocatus Diaboli zu geben und möchte auch denjenigen Stimmen etwas Raum bei uns einräumen, die Friedensverhandlungen fordern.
Nur um dies vorab klarzustellen bzw. um Missverständnissen vorzubeugen: Ich sehe sehr klar, dass auf Grundlage der aktuellen strategisch-militärischen Lage kaum ein Ansatzpunkt für eine tragbare Verhandlungslösung besteht und wenn es nach mir ginge, so sollten und müssen wir alles daran setzen, dass Moskau diesen Konflikt verlieren wird. Alles andere hätte unkalkulierbare und ggf. verhängnisvolle Folgen für die Demokratien und für das Völkerrecht auf diesem Planeten.
Dennoch denke ich allerdings, ist es für den gesellschaftlichen Diskurs und auch für den inneren Schulterschluss in Deutschland sehr wichtig, auch jene Menschen zu hören und abzuholen, die eine Verhandlungslösung fordern. Und das sollte auch nicht schrill oder vorverurteilend sein, sondern mithilfe von Überzeugungsarbeit und Erklärungen geschehen.
Ich meine mit denjenigen, die überzeugt werden müssten, übrigens nicht jene verbitterten und verbohrten "alten weißen Frauen" (Schwarzer, Wagenknecht) oder diejenigen linken wie rechten Parteien bzw. deren Parteigänger, die bereit sind aufgrund ideologischer Verblendung, Skrupellosigkeit und Parteikalkül Deutschland an Russland auszuverkaufen, sondern ich denke auch an die Menschen, die wirkliche Sorgen haben und die händeringend versuchen, zumindest halbwegs intellektuell fundiert und ohne Partei-Scheuklappen eine Option auf eine Friedenslösung zu finden.
Dazu:
Schneemann
Nur um dies vorab klarzustellen bzw. um Missverständnissen vorzubeugen: Ich sehe sehr klar, dass auf Grundlage der aktuellen strategisch-militärischen Lage kaum ein Ansatzpunkt für eine tragbare Verhandlungslösung besteht und wenn es nach mir ginge, so sollten und müssen wir alles daran setzen, dass Moskau diesen Konflikt verlieren wird. Alles andere hätte unkalkulierbare und ggf. verhängnisvolle Folgen für die Demokratien und für das Völkerrecht auf diesem Planeten.
Dennoch denke ich allerdings, ist es für den gesellschaftlichen Diskurs und auch für den inneren Schulterschluss in Deutschland sehr wichtig, auch jene Menschen zu hören und abzuholen, die eine Verhandlungslösung fordern. Und das sollte auch nicht schrill oder vorverurteilend sein, sondern mithilfe von Überzeugungsarbeit und Erklärungen geschehen.
Ich meine mit denjenigen, die überzeugt werden müssten, übrigens nicht jene verbitterten und verbohrten "alten weißen Frauen" (Schwarzer, Wagenknecht) oder diejenigen linken wie rechten Parteien bzw. deren Parteigänger, die bereit sind aufgrund ideologischer Verblendung, Skrupellosigkeit und Parteikalkül Deutschland an Russland auszuverkaufen, sondern ich denke auch an die Menschen, die wirkliche Sorgen haben und die händeringend versuchen, zumindest halbwegs intellektuell fundiert und ohne Partei-Scheuklappen eine Option auf eine Friedenslösung zu finden.
Dazu:
Zitat:Kiew dem Schicksal überlassen?https://www.n-tv.de/politik/Habermas-fue...18026.html
Habermas für Verhandlungen - sieht aber keinen Willen bei Putin
Der Philosoph Jürgen Habermas ist besorgt. Die Waffenlieferungen an die Ukraine hätten eine Eigendynamik entwickelt, "die uns mehr oder weniger unbemerkt über die Schwelle zu einem dritten Weltkrieg hinaustreiben könnte". Deshalb ruft er zu Gesprächen auf - räumt aber ein Problem ein.
Der Philosoph Jürgen Habermas hat sich mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine für Verhandlungen ausgesprochen. Zwar leiste der Westen aus guten Gründen militärische Hilfe an die Ukraine, schrieb der 93-Jährige in einem Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung". Daraus erwachse aber auch Verantwortung. "Aus der Perspektive eines Sieges um jeden Preis hat die Qualitätssteigerung unserer Waffenlieferungen eine Eigendynamik entwickelt, die uns mehr oder weniger unbemerkt über die Schwelle zu einem dritten Weltkrieg hinaustreiben könnte." [...]
Habermas beklagt dabei die öffentliche Debatte und eine "Beschleunigung des bekannten Spiels der moralisch entrüsteten Rufe nach schlagkräftigeren Waffen". Zugleich kritisiert er den "bellizistischen Tenor einer geballten veröffentlichten Meinung, in der das Zögern und die Reflexion der Hälfte der deutschen Bevölkerung nicht zu Worte kommen". [...]
"Wenn ich mich diesen Stimmen anschließe, dann gerade weil der Satz richtig ist: Die Ukraine darf den Krieg nicht verlieren", schrieb Habermas. Ihm gehe es um den vorbeugenden Charakter rechtzeitiger Verhandlungen. Diese verhinderten, dass ein langer Krieg noch mehr Menschenleben und Zerstörungen fordert - "und uns am Ende vor eine ausweglose Wahl stellt: entweder aktiv in den Krieg einzugreifen oder, um nicht den Ersten Weltkrieg unter nuklear bewaffneten Mächten auszulösen, die Ukraine ihrem Schicksal zu überlassen." [...]
Trotz seines Plädoyers für Verhandlungen räumt auch Habermas ein: "Es gibt einstweilen kein Anzeichen dafür, dass sich Putin auf Verhandlungen einlassen würde." So habe dieser Entscheidungen getroffen, die die Aufnahme von aussichtsreichen Verhandlungen fast unmöglich machten. Mit der Annexion der östlichen Provinzen der Ukraine habe er "Fakten geschaffen und Ansprüche zementiert, die für die Ukraine nicht akzeptabel sind". [...]
Als Kernproblem der Debatte sieht er vielmehr, dass die Ziele der Ukraine und ihrer Unterstützer unklar seien. "Ist es das Ziel unserer Waffenlieferungen, dass die Ukraine den Krieg 'nicht verlieren' darf, oder zielen diese nicht vielmehr auf einen 'Sieg' über Russland?" [...] Die russischen Ziele hat Moskau indes immer wieder verdeutlicht: Laut Putin ist die Ukraine ein historischer Fehler, der Krieg soll diesen Fehler korrigieren. Nahezu täglich fordern Kreml-Politiker und Propagandisten im russischen Fernsehen eine Auslöschung der Ukraine.
Schneemann