07.12.2022, 14:24
@Quintus:
Ich will die innere Logik deiner Ausführungen gar nicht in Abrede stellen, aber die ganzen von dir genutzten Begrifflichkeiten von "Basisfähigkeiten", "Generalisten" und darauf aufbauend eben die "Kampfkraft" und "-fähigkeit" sind Worthüllen, wenn sie nicht auf einer Grundannahme beruhen. Natürlich lässt sich die Grundannahme, also beispielsweise die zu erwartenden politischen und militärischen Rahmenbedingungen, so wählen, dass deine Armee "aus einer Millionen Mann ultraleichter Infanterie und hunderttausender Mini-Drohnen" die höchste Kampfkraft aufweisen - oder eben auch nicht. Die Realität ist sehr viel komplexer, und allein schon weil wir im wirtschaftlichen und technologischen Vorteil sind, ist in meinen Augen die Fokussierung auf Monokulturen niedriger Intensität und hoher Quantität ein völliger Irrweg. Um ehrlich zu sein bringt uns dieser Ansatz und der Schwenk ins Abstrakte, also die Diskussion auf plakativen Ebenen, völlig von der ursprünglichen Kernaussage weg.
Denn es ging darum, wie welche Prioritäten mit welchem Ziel aktuell zu setzen sind. Und während wir uns beim Ziel durchaus sehr einig sind (die Bundeswehr aufgestellt als Keimling einer EU-Armee), so sind wir es eben bei den Mitteln nicht. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass du keineswegs nur von Basisfähigkeiten sprichst, und es dir ebenso keineswegs nur ums Kurzfristige geht - da gibt es von meiner Seite aus kein Verständnisproblem. Nur stimme ich dir in den von dir genannten Punkten nicht zu.
Um das noch einmal zu wiederholen, ich bin nicht der Ansicht, dass man dieses militärische Fundament (selbst dessen Wichtigkeit stelle ich nicht in Abrede) in der Priorisierung rein strukturell auf nationaler Ebene braucht und dass man wichtige Technologieprojekte (du hast hier von neuen "ASW Fregatten und neue Kampfpanzer und vieles vieles mehr" gesprochen) zu Gunsten von Basisfähigkeiten verzögern sollte. Die Gründe dafür habe ich versucht darzulegen, sie liegen meines Erachtens vereinfacht gesagt darin, dass wir in Europa ein Qualitäts- kein Quantitätsproblem haben, und dass Hochtechnologie immer auch eine praktische Anwendung braucht, weil die rein experimentelle Forschung sich sonst immer mehr in der Theorie verliert.
Und hinsichtlich der historischen Entwicklung, die Grundproblematik hat bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg angefangen und sich im Laufe der Jahrzehnte immer weiter verschärft. Obwohl deutlich mehr Geld für die Verteidigung ausgegeben wurde als nach dem Ende des Kalten Krieges ging die Zahl an "Zusatzfähigkeiten" (wie du sie wohl nennen würdest) bereits in dieser Zeit kontinuierlich zurück. Rüstungspolitik war schon immer Wirtschaftspolitik, und bei dieser geht es primär um nationale Interessen, was zu einer sinnfreien Geldvernichtung sonders gleichen führte. Wie viele Kampfpanzer wurden in den sechziger und siebziger Jahren in Europa entwickelt, wie viele unterschiedliche Schiffstypen, wie viele gleichartige Kampfflugzeuge? Der ganze Kooperationsgedanke entstand auch nicht aus dem echten Verständnis für die Wichtigkeit europäischer Zusammenarbeit zur Bildung einer eigenen Souveränität, sondern nur um die immer weiter ansteigenden Kosten besser Verteilen zu können. Die Friedensdividende hat natürlich einen deutlichen Eindruck hinterlassen, aber die Vorstellung, ohne diese hätte es im Bereich der von mir angemerkten Fähigkeiten eine andere Entwicklung gegeben ist meines Erachtens nicht haltbar. Von daher bleibe ich bei meiner Aussage.
Ich will die innere Logik deiner Ausführungen gar nicht in Abrede stellen, aber die ganzen von dir genutzten Begrifflichkeiten von "Basisfähigkeiten", "Generalisten" und darauf aufbauend eben die "Kampfkraft" und "-fähigkeit" sind Worthüllen, wenn sie nicht auf einer Grundannahme beruhen. Natürlich lässt sich die Grundannahme, also beispielsweise die zu erwartenden politischen und militärischen Rahmenbedingungen, so wählen, dass deine Armee "aus einer Millionen Mann ultraleichter Infanterie und hunderttausender Mini-Drohnen" die höchste Kampfkraft aufweisen - oder eben auch nicht. Die Realität ist sehr viel komplexer, und allein schon weil wir im wirtschaftlichen und technologischen Vorteil sind, ist in meinen Augen die Fokussierung auf Monokulturen niedriger Intensität und hoher Quantität ein völliger Irrweg. Um ehrlich zu sein bringt uns dieser Ansatz und der Schwenk ins Abstrakte, also die Diskussion auf plakativen Ebenen, völlig von der ursprünglichen Kernaussage weg.
Denn es ging darum, wie welche Prioritäten mit welchem Ziel aktuell zu setzen sind. Und während wir uns beim Ziel durchaus sehr einig sind (die Bundeswehr aufgestellt als Keimling einer EU-Armee), so sind wir es eben bei den Mitteln nicht. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass du keineswegs nur von Basisfähigkeiten sprichst, und es dir ebenso keineswegs nur ums Kurzfristige geht - da gibt es von meiner Seite aus kein Verständnisproblem. Nur stimme ich dir in den von dir genannten Punkten nicht zu.
Um das noch einmal zu wiederholen, ich bin nicht der Ansicht, dass man dieses militärische Fundament (selbst dessen Wichtigkeit stelle ich nicht in Abrede) in der Priorisierung rein strukturell auf nationaler Ebene braucht und dass man wichtige Technologieprojekte (du hast hier von neuen "ASW Fregatten und neue Kampfpanzer und vieles vieles mehr" gesprochen) zu Gunsten von Basisfähigkeiten verzögern sollte. Die Gründe dafür habe ich versucht darzulegen, sie liegen meines Erachtens vereinfacht gesagt darin, dass wir in Europa ein Qualitäts- kein Quantitätsproblem haben, und dass Hochtechnologie immer auch eine praktische Anwendung braucht, weil die rein experimentelle Forschung sich sonst immer mehr in der Theorie verliert.
Und hinsichtlich der historischen Entwicklung, die Grundproblematik hat bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg angefangen und sich im Laufe der Jahrzehnte immer weiter verschärft. Obwohl deutlich mehr Geld für die Verteidigung ausgegeben wurde als nach dem Ende des Kalten Krieges ging die Zahl an "Zusatzfähigkeiten" (wie du sie wohl nennen würdest) bereits in dieser Zeit kontinuierlich zurück. Rüstungspolitik war schon immer Wirtschaftspolitik, und bei dieser geht es primär um nationale Interessen, was zu einer sinnfreien Geldvernichtung sonders gleichen führte. Wie viele Kampfpanzer wurden in den sechziger und siebziger Jahren in Europa entwickelt, wie viele unterschiedliche Schiffstypen, wie viele gleichartige Kampfflugzeuge? Der ganze Kooperationsgedanke entstand auch nicht aus dem echten Verständnis für die Wichtigkeit europäischer Zusammenarbeit zur Bildung einer eigenen Souveränität, sondern nur um die immer weiter ansteigenden Kosten besser Verteilen zu können. Die Friedensdividende hat natürlich einen deutlichen Eindruck hinterlassen, aber die Vorstellung, ohne diese hätte es im Bereich der von mir angemerkten Fähigkeiten eine andere Entwicklung gegeben ist meines Erachtens nicht haltbar. Von daher bleibe ich bei meiner Aussage.