29.11.2022, 15:29
(29.11.2022, 14:00)Quintus Fabius schrieb: Die deutsche Infanterie ist qualitativ gut, die Logistik ist qualitativ gut, die Artillerie ist qualitativ gut. Dieser einfache Dreiklang bildet das militärische Fundament. Was hier fehlt ist vor allem anderen die Quantität.
In Deutschland, oder in Europa? Gerade weil das Basisfähigkeiten sind, können diese von allen europäischen Ländern erbracht werden, und durch die Gesamtheit eine Quantität bilden, die einen deutschen Verzicht oder zumindest eine Reduktion unerheblich machen. Die Aufgabe Deutschlands sollte es sein, in einem europäischen Kontext nicht primär Basisfähigkeiten bereitzustellen, sondern explizit die Kräfte auszubilden, die für eine Vielzahl an europäischen Ländern zu teuer oder aufwändig sind. Und das in ausreichender Stückzahl und mit hoher Einsatzbereitschaft. Was zu diesen Kräften gehört zeigt sich schon in dem, was kurzfristig von der NATO bzw. den verbündeten Staaten angefordert wurde. Und das war keine Infanterie, Logistik, oder Artillerie.
Zitat:Erst wenn dies gelungen ist, und das Fundament richtig dasteht, kann man davon ausgehend dann überlegen, wo man seinen Schwerpunkt setzt und wo man welche Hochtechnologie dazu nimmt.
Es ist ein militärisches Fundament, aber kein strukturelles. Und das militärische Fundament lässt sich viel besser auf andere Art und Weise ausbilden, in dem man die Verwendung von Ressourcen unserer Verbündeten unterstützt, statt auf Irrwegen versucht, unsere Ressourcenknappheit durch Technologie auszugleichen.
Zitat:Entsprechend ist Munition wichtiger als eine F-35, sind schlichte Bodendrohnen entscheidender als eine neue Fregatte, sind mehr und weitgehend automatisierte Artilleriesysteme relevanter als ein neuer Kampfpanzer. Stattdessen konzentriert man sich viel zu sehr auf diese Systeme, statt die Basis zum funktionieren zu bringen, statt den eigentlichen Kern des ganzen kriegsfähig zu machen.
Selbst wenn man die Bundeswehr so aufstellen will und entsprechende Prioritäten auf ein militärisches Fundament legt, bleibt ein Kernproblem die Laufzeit von Beschaffungen im Hochtechnologiebereich. Bei Munition kann die Lieferung in Wochen beginnen, bei Fahrzeugen sprechen wir von Monaten. Ein neues Kampfflugzeug braucht mindestens ein halbes Jahrzehnt, bis es einsatzfähig ist, und bei einer neuen Fregattenklasse sprechen wir von einem ganzen Jahrzehnt. Die europäische Sicherheitsutopie beiseite gelassen wäre es fahrlässig, diese Umstände jetzt aus den Augen zu verlieren. Es geht jetzt nicht nur darum, wie die Bundeswehr in zwei oder drei Jahren aussehen wird, sondern auch darum, wie sie ihn zehn oder zwanzig Jahren aussieht.