18.11.2022, 11:43
(17.11.2022, 15:11)Broensen schrieb: Die Lektüre dieses Interviews mit dem Inspekteur des Heeres lässt mich tatsächlich neu auf das "Zielbild Einsatzkräfte Heer" blicken.
Folgt man den Erläuterungen von Alfons Mais, stellt man fest, dass die komplette Struktur der beiden Panzerdivisionen sich auf nur zwei Aspekte zurückführen lässt:
1. Es sollen Brigaden mittlerer Kräfte eingeführt werden.
2. Die zugesagten schweren Beiträge für eFP/eVA/NFM müssen erbracht werden.
Und das war's. Keinerlei weitergehende Vision oder strukturelle Idee dahinter. Selbst der Ansatz, die schweren Brigaden konsequent mit vier Kampfbataillonen auszustatten, hängt nur an der Rotation für eFP/eVA. Es werden die schweren Truppen im für eFP/eVA/NFM erforderlichen Umfang beibehalten, auf den letzten Drücker einsatzfähig gemacht und dann der verbliebene Rest zu mittleren Kräften zusammengefasst, die den schweren Kräften vorausgeschickt werden können und ansonsten für IKM verwendbar sind. Dazu wird die Gebirgsjägerbrigade herausgenommen und "gerupft", um die erforderlichen DP zu erhalten.
Somit ist die neue (nicht ganz schlechte) Struktur der DSK das einzige, was man freiwillig zu Stande bringt. Alles andere ist aus der Not geboren.
Diese Erkenntnis macht es für mich nicht besser, die Ambitionslosigkeit ist fatal.
Aber es erklärt zumindest, wieso die Struktur so aussieht, wie sie es tut. Und sie ergibt so tatsächlich einen Sinn, wenn auch nur für die genannten Umstände. Diese Struktur stellt die einfachste Lösung dafür dar, die Einsatzverpflichtungen zu erfüllen und trotzdem den eigenen Irrweg bei den mittleren Kräften nicht verlassen zu müssen.
Die Erläuterungen bringen wenigstens ein bisschen mehr Leben in die Kästchenkunde der Zielstruktur.
Kurzes Fazit.
Man reagiert statt zu agieren.
Bedeutet... man versucht mit den "vorhandenen Mitteln" (also Material und Personalumfang) + Ziel Vollausstattung für diese Verbände... auf die neuen Krisen und Herausforderungen zu reagieren...
Die Lücken in Ausstattung und Flexibilität sollen durch die "mittleren Kräfte" gestopft werden...
wobei hierfür noch kein endgültiges Konzept, oder gar Beschaffungen von Material konkret geplant (25 Mio Vorlage) sind.
Ein grundlegender Neuaufbau der Bundeswehr kann aufgrund Zeit und Geldmangel nicht stattfinden...
dazu hätte man vor 10 Jahren viel Geld gebraucht... und in diesem Zeitraum keine großen Einsätze!
letztendlich ist die Aussage aber auch richtig, dass Russland als größte Bedrohung für Kontinental Europa massive Verluste erlitten hat... und in den nächsten Jahren keine große konventionelle Bedrohung für die gesamte NATO darstellt... für einzelne Länder ggf aber doch.
Außerdem verlässt man sich weiterhin massiv auf die Unterstützung aus den USA... kleiner reminder... da sind in 2 Jahren auch wieder Wahlen... was passiert wenn sich alle US Streitkräfte aus Europa zurückziehen?
unter den gegeben Voraussetzungen und Rahmenbedingungen ist der Ansatz der Heeresumgliederung schon OK... zumindest unter folgenden Voraussetzungen.
+ Vollausstattung persönliche Ausrüstung (bis 2025)
+ Vollausstattung Material (bis 2027)
-> 2. Los Puma muss kommen
-> viele Boxer in vielen Varianten für die mittleren Kräfte
-> die mittleren Kräfte sollten als mittlere Unterstützungskräfte ausgelegt werden... mit Schwerpunkt Artillerie und SHORAD
+ massiver Ausbau der Flugabwehr in allen Bereichen (Kurz-, Mittel- Lang-)
+ massiver Ausbau der Artillerie
+ volle Munitionsdepots (bis 2025)
+ Implementierung von neuen technischen Möglichkeiten (Loitering Munition, Aufklärung in allen Bereichen)
+ Digitalisierung
aber um all das zu erreichen muss man JETZT in den nächsten 2-3 Monaten viel Geld (20-30 Mrd fürs Heer) in die Hand nehmen und endlich Aufträge erteilen!