06.11.2022, 12:44
(06.11.2022, 11:39)Schneemann schrieb: Und der Sachverhalt einer "ausgelöschten Großstadt" ist natürlich schon das Nonplusultra der Eskalation, mir geht es im Grunde eher nur um die reine Drohung im Vorfeld, also das Erzwingen eines Ziels durch eine Bedrohung Deutschlands und somit auch um umgekehrt die Abschreckung deutscherseits - d. h. ohne dass es einen Angriff gegeben hat -, und hier wäre sehr viel mehr die Frage, wie sich die einzelnen Staaten aufstellen würden?Fox1 hat da in sofern einen Punkt, dass die Abschreckung im Vorfeld nur durch Glaubwürdigkeit funktioniert. Nur, wenn man sich sicher sein kann, dass GB/FR/US zurückschlagen würden, verhindert auch die Abschreckung einen Angriff auf D. Und damit sind wir wieder bei politischen Führern, die wechseln können und leider nur allzu oft von Populismus und nationalen Egoismen getrieben sind. Da kann es durchaus zu einem Szenario kommen, in dem ein Premierminister oder Präsident am Ruder ist, bei dem man davon ausgehen muss, dass er sein Nuklear-Potential nicht für Verbündete einsetzen wird. Somit ist eine nT nur dann zuverlässig, wenn auch der Teilhabegeber vom Angriff mit betroffen ist, so wie die USA mit ihren Truppen in Deutschland und Italien. Oder Frankreich, für den Fall, dass Saarbrücken ausradiert wird. Aber wenn bspw. Berlin und München taktisch getroffen werden, wäre eine britische Vergeltung nicht zwangsläufig zu erwarten.
Trotzdem halte ich das für sehr theoretische Szenarien, die nicht unseren Atomwaffen-Kurs bestimmen sollten. Für einen solchen Bruch des europäischen Zusammenhalts müsste schon noch einiges passieren.
Zitat:Ja, es würde Proteste geben, aber sie wären inhaltlich chaotischer, unlogischer und stärker von Verschwörungsmythen durchsetzt als die Proteste der 1980er Jahre, was aber wiederum bedeutet, dass sie auch weniger Menschen erreichen würden. Folglich würde eine Regierung auch eher in der Lage sein, ihre Position zu halten...Dieser Analyse stimme ich zu, der zunehmende Bruch zwischen Vernunft und vermeintlichem Widerstand in Deutschland würde eine solche Debatte in ganz andere Bahnen lenken als in der Vergangenheit. Und ich glaube, es könnte tatsächlich ein Umdenken diesbezüglich geben, wenn gewisse Umstände eintreten. Also bspw. ein weiteres Vordringen Russlands, auch in EU-Gebiete, unter steter nuklearer Drohung bei gleichzeitigem Rückzug von Trump II aus der NATO. In so einem Fall würde ggf. die Mehrheit der Deutschen eine eigene Nuklearbewaffnung befürworten.