31.10.2022, 12:00
Broensen:
Deine These, dass eine Re-Militarisierung der Polizei zu einem Rückgang von geeigneten Bewerbern bei der Bundeswehr führen sollte, kann ich so weder teilen noch nachvollziehen. Auch meiner Kenntnis nach fehlt es bei der Polizei an geeigneten Bewerbern, dieses Problem ist jedoch in weiten Teilen auch hausgemacht. Beispielsweise gibt es in etlichen Bundesländern nur noch den gehobenen Dienst und nirgends mehr den Einfachen Dienst.
Sehr viele Aufgaben bei der Polizei entsprechen jedoch nicht ansatzweise dem Qualifizierungs- und Besoldungsniveau. Da schreiben dann Oberkommissare Strafzettel, und entstempeln Hauptkommissare dann Kennzeichen weil die Versicherung abgelaufen ist. Das Humankapital könnte kaum ineffizienter und sinnloser vergeudet werden. Entsprechend könnte man durch eine intelligentere und gestaffelte Verteilung der Aufgaben hier immense Mengen an Person dazu gewinnen.
Noch darüber hinaus wird auch sonst bei den Polizeien aufgrund gewisser bürokratischer Mechanismen in schier unfassbaren Umfang Arbeitskraft verschwendet. Einige wenige gesetzliche Änderungen und schon könnte man interne Prozesse bei der Polizei anders gestalten und schon hätte man kein Personalproblem mehr.
Ein Musterbeispiel (neben vielen anderen) wäre eine einfache Halterhaftung bei allen Parkverstößen etc, welche die jetzt für die Fahrerermittlungen abgestellten Polizeibeamten auf der Stelle für andere Aufgaben frei machen würde. Aber das ist ja ein komplett eigenes Thema und führt jetzt hier zu weit weg.
Die Personal und Rekrutierungsprobleme wären also problemlos lösbar. Und wenn du nun im weiteren anführst, dass eine zusätzliche militärische Ausbildung über diesen Punkt hinaus noch weitere Probleme nach sich ziehen soll erstaunt es mich doch einigermaßen, wie dass den früher in der Bundesrepublik dann funktioniert hat, wo nicht nur der Bundesgrenzschutz vollumfänglich militärisch ausgebildet wurde und einen Kombattantenstatus hatte, sondern auch die Polizeien der Länder nicht nur zusätzliche militärische Ausbildung erhielten, sondern auch gurtgefütterte Maschinengewehre, Gewehrgranaten, Bechergranatwerfer, Handgranaten und leichte Radpanzer hatten.
Es ist den Leuten heute irgendwie nicht mehr klar, dass die Polizeien früher sehr viel stärker bewaffnet waren als dies heute der Fall ist. Da lernten die Polizisten noch wie man mit einem FN FAL und Handgranten Gebäude stürmt. Es gab sogar noch in der frühen Bundesrepublik mit dem sogenannten Polizeikampf eine eigene COIN Doktrin, was ebenfalls heute de facto völlig verschüttet wurde und selbst in der Polizei kaum noch bekannt ist.
Als die Bundeswehr anfing sich aufgrund Afghanistan mit COIN zu beschäftigen, wurden die früheren deutschen Ansätze dazu, welche aus der Weimarer Republik stammen einfach ignoriert, zum einen aus Unkenntnis, zum anderen (dort wo beispielsweise meine Wenigkeit damals mal etwas über den Polizeikampf als Doktrin vortrug) aus Ignoranz.
Was gleich zum nächsten Punkt führt: der Frage wofür man dann die re-militarisierte Polizei einsetzt. Keineswegs wollte ich hier auf einen Einsatz „an der Front“ hinaus. Sondern darauf, damit für die Bundeswehr bestimmte Aufgaben zu übernehmen, welche ansonsten deren Personal dort binden würden. Das reicht vom Objektschutz über die Aufgaben der Feldjäger hin zur Bekämpfung von Saboteuren, Agenten, fünften Kolonnen im Land, hybriden Bedrohungen und feindlichen Sondereinheiten.
Und dafür ist meiner Ansicht nach, im Gegensatz zu deinen Aussagen dazu, durchaus eine vollumfängliche infanteristische Ausbildung notwendig. Bloße gemeinsame Übungen sind hier völlig unzureichend. Solche Übungen fanden ja in den letzten Jahren bereits statt. Dabei wurde nicht einfache eine Aufrufhundertschaft aus normalen Polizeibeamten verwendet, sondern eine Auslege der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, teilweise unterstützt von polizeilichen Sondereinheiten.
Bekannte von mir die bei der Polizei sind berichteten mir nun ausführlich von diesen Übungen und fragten diesbezüglich nach meinen Ansichten, weil sie selbst massivste Zweifel an dem hatten, was sie da sahen. Und nachdem ich ihnen ihre Zweifel vollumfänglich bestätigen konnte, bin ich der Ansicht, dass das Können bei der Polizei für diese Art von Aufgaben einfach völlig unzureichend ist. Es fehlt da nicht nur am grundlegendsten Verständnis, es fehlt auch an der notwendigen Einstellung, der inneren Kultur und Verfasstheit um solche Tätigkeiten überhaupt erfolgreich übernehmen zu können. Kurz und einfach: der Polizei fehlt hier die Militarisierung. Eine solche kann man aber nur durch entsprechende Ausbildung von Anfang an erreichen.
Man sollte hier den Einsatz aber keineswegs nur auf die Hundertschaften der Bereitschaftspolizeien beschränkt betrachten, sondern auch aus den normalen Polizeieinheiten könnten eine ganze Reihe von Aufrufhundertschaften gebildet werden, zunächst aus Freiwilligen. Das vorhanden sein solcher Strukturen ist bereits im Friedensbetrieb meiner Meinung nach auch so ein erheblicher Vorteil.
Entsprechende Polizeibeamte werden dann besonders weiter geschult und erhalten fortwährende militärische Ausbildung – auch nachdem sie aus den Bereitschaftspolizeien heraus sind. Damit dienen sie dann zugleich als Multiplikatoren in der Polizei selbst und verbreiten diese Kenntnisse und die dazu gehörende Einstellung innerhalb der Polizeieinheiten weiter.
Beschließend sollte man noch einmal betonen, dass diese Zustände und Konzepte welche ich hier beschreibe keineswegs neu sind, sondern lediglich eine Rückkehr zu den realen Verhältnissen der frühen Bundesrepublik darstellen. Wer weiß heute noch, dass man bis in die späten 70er Jahre hinein seinen Wehrdienst sogar bei der Bereitschaftspolizei ableisten konnte, und nicht nur beim Bundesegrenzschutz, wobei die sogenannte Grenzschutzdienstpflicht sogar rein rechtlich bis heute weiter besteht und nur ausgesetzt ist.
Vor allem anderen aber müsste man völkerrechtlich den Polizeien in Deutschland erneut / wieder sehr weitgehend den Kombattantenstatus verleihen. Allein daran würde und wird in der real existierenden Bundesrepublik natürlich jede solche Weiterentwicklung der Polizeikräfte bereits scheitern. Auch wenn sie militärisch noch so sinnvoll wäre.
Deine These, dass eine Re-Militarisierung der Polizei zu einem Rückgang von geeigneten Bewerbern bei der Bundeswehr führen sollte, kann ich so weder teilen noch nachvollziehen. Auch meiner Kenntnis nach fehlt es bei der Polizei an geeigneten Bewerbern, dieses Problem ist jedoch in weiten Teilen auch hausgemacht. Beispielsweise gibt es in etlichen Bundesländern nur noch den gehobenen Dienst und nirgends mehr den Einfachen Dienst.
Sehr viele Aufgaben bei der Polizei entsprechen jedoch nicht ansatzweise dem Qualifizierungs- und Besoldungsniveau. Da schreiben dann Oberkommissare Strafzettel, und entstempeln Hauptkommissare dann Kennzeichen weil die Versicherung abgelaufen ist. Das Humankapital könnte kaum ineffizienter und sinnloser vergeudet werden. Entsprechend könnte man durch eine intelligentere und gestaffelte Verteilung der Aufgaben hier immense Mengen an Person dazu gewinnen.
Noch darüber hinaus wird auch sonst bei den Polizeien aufgrund gewisser bürokratischer Mechanismen in schier unfassbaren Umfang Arbeitskraft verschwendet. Einige wenige gesetzliche Änderungen und schon könnte man interne Prozesse bei der Polizei anders gestalten und schon hätte man kein Personalproblem mehr.
Ein Musterbeispiel (neben vielen anderen) wäre eine einfache Halterhaftung bei allen Parkverstößen etc, welche die jetzt für die Fahrerermittlungen abgestellten Polizeibeamten auf der Stelle für andere Aufgaben frei machen würde. Aber das ist ja ein komplett eigenes Thema und führt jetzt hier zu weit weg.
Die Personal und Rekrutierungsprobleme wären also problemlos lösbar. Und wenn du nun im weiteren anführst, dass eine zusätzliche militärische Ausbildung über diesen Punkt hinaus noch weitere Probleme nach sich ziehen soll erstaunt es mich doch einigermaßen, wie dass den früher in der Bundesrepublik dann funktioniert hat, wo nicht nur der Bundesgrenzschutz vollumfänglich militärisch ausgebildet wurde und einen Kombattantenstatus hatte, sondern auch die Polizeien der Länder nicht nur zusätzliche militärische Ausbildung erhielten, sondern auch gurtgefütterte Maschinengewehre, Gewehrgranaten, Bechergranatwerfer, Handgranaten und leichte Radpanzer hatten.
Es ist den Leuten heute irgendwie nicht mehr klar, dass die Polizeien früher sehr viel stärker bewaffnet waren als dies heute der Fall ist. Da lernten die Polizisten noch wie man mit einem FN FAL und Handgranten Gebäude stürmt. Es gab sogar noch in der frühen Bundesrepublik mit dem sogenannten Polizeikampf eine eigene COIN Doktrin, was ebenfalls heute de facto völlig verschüttet wurde und selbst in der Polizei kaum noch bekannt ist.
Als die Bundeswehr anfing sich aufgrund Afghanistan mit COIN zu beschäftigen, wurden die früheren deutschen Ansätze dazu, welche aus der Weimarer Republik stammen einfach ignoriert, zum einen aus Unkenntnis, zum anderen (dort wo beispielsweise meine Wenigkeit damals mal etwas über den Polizeikampf als Doktrin vortrug) aus Ignoranz.
Was gleich zum nächsten Punkt führt: der Frage wofür man dann die re-militarisierte Polizei einsetzt. Keineswegs wollte ich hier auf einen Einsatz „an der Front“ hinaus. Sondern darauf, damit für die Bundeswehr bestimmte Aufgaben zu übernehmen, welche ansonsten deren Personal dort binden würden. Das reicht vom Objektschutz über die Aufgaben der Feldjäger hin zur Bekämpfung von Saboteuren, Agenten, fünften Kolonnen im Land, hybriden Bedrohungen und feindlichen Sondereinheiten.
Und dafür ist meiner Ansicht nach, im Gegensatz zu deinen Aussagen dazu, durchaus eine vollumfängliche infanteristische Ausbildung notwendig. Bloße gemeinsame Übungen sind hier völlig unzureichend. Solche Übungen fanden ja in den letzten Jahren bereits statt. Dabei wurde nicht einfache eine Aufrufhundertschaft aus normalen Polizeibeamten verwendet, sondern eine Auslege der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, teilweise unterstützt von polizeilichen Sondereinheiten.
Bekannte von mir die bei der Polizei sind berichteten mir nun ausführlich von diesen Übungen und fragten diesbezüglich nach meinen Ansichten, weil sie selbst massivste Zweifel an dem hatten, was sie da sahen. Und nachdem ich ihnen ihre Zweifel vollumfänglich bestätigen konnte, bin ich der Ansicht, dass das Können bei der Polizei für diese Art von Aufgaben einfach völlig unzureichend ist. Es fehlt da nicht nur am grundlegendsten Verständnis, es fehlt auch an der notwendigen Einstellung, der inneren Kultur und Verfasstheit um solche Tätigkeiten überhaupt erfolgreich übernehmen zu können. Kurz und einfach: der Polizei fehlt hier die Militarisierung. Eine solche kann man aber nur durch entsprechende Ausbildung von Anfang an erreichen.
Man sollte hier den Einsatz aber keineswegs nur auf die Hundertschaften der Bereitschaftspolizeien beschränkt betrachten, sondern auch aus den normalen Polizeieinheiten könnten eine ganze Reihe von Aufrufhundertschaften gebildet werden, zunächst aus Freiwilligen. Das vorhanden sein solcher Strukturen ist bereits im Friedensbetrieb meiner Meinung nach auch so ein erheblicher Vorteil.
Entsprechende Polizeibeamte werden dann besonders weiter geschult und erhalten fortwährende militärische Ausbildung – auch nachdem sie aus den Bereitschaftspolizeien heraus sind. Damit dienen sie dann zugleich als Multiplikatoren in der Polizei selbst und verbreiten diese Kenntnisse und die dazu gehörende Einstellung innerhalb der Polizeieinheiten weiter.
Beschließend sollte man noch einmal betonen, dass diese Zustände und Konzepte welche ich hier beschreibe keineswegs neu sind, sondern lediglich eine Rückkehr zu den realen Verhältnissen der frühen Bundesrepublik darstellen. Wer weiß heute noch, dass man bis in die späten 70er Jahre hinein seinen Wehrdienst sogar bei der Bereitschaftspolizei ableisten konnte, und nicht nur beim Bundesegrenzschutz, wobei die sogenannte Grenzschutzdienstpflicht sogar rein rechtlich bis heute weiter besteht und nur ausgesetzt ist.
Vor allem anderen aber müsste man völkerrechtlich den Polizeien in Deutschland erneut / wieder sehr weitgehend den Kombattantenstatus verleihen. Allein daran würde und wird in der real existierenden Bundesrepublik natürlich jede solche Weiterentwicklung der Polizeikräfte bereits scheitern. Auch wenn sie militärisch noch so sinnvoll wäre.