23.10.2022, 21:26
Das (ausländische Schützenwaffen / HK / FN etc) finde ich eigentlich eine erstaunliche Entwicklung. Frankreich war mal eine der führenden und innovativsten Nationen was Schützenwaffen angeht, und kauft heute HK416F und FN Waffen und wird auch meiner Meinung nach in Zukunft vermutlich vermehrt in Richtung FN gehen.
Aber warum? Meiner rein privaten Einschätzung nach war ein Grund warum Frankreich bei den Schützenwaffen in der ersten Hälfte des Kalten Krieges so gut dastand die "Para-Mafia", und der entsprechende infanteristische Schwerpunkt durch die Paras und durch die Kolonialkriege (Vietnam, Algerien etc). Mit dem Ende dieser Epoche bzw. der Ablösung dieser "Generation" lief dann diese Kreativität meiner Meinung nach aus.
Wenn man aber nun über eine Infanterie 2040 spricht, so wäre es meiner Überzeugung nach wesentlich, auch über vollständig eigene autochthone Schützenwaffen zu sprechen, und eine eigene nationale Industrie welche diese fertigt. Statt also nebulös davon auszugehen, dass FN in Zukunft irgend etwas liefern wird, sollte man den Wiederaufbau eigener nationaler Kapazitäten dafür angehen und seine frühere Führungsposition was Schützenwaffen angeht wieder einnehmen. Und dass sollte man nicht auf bloße Maschinenkarabiner begrenzt betrachten, sondern die komplette Palette von der Pistole über die Maschinenpistole und den Maschinenkarabiner, über eigene MG und Granaten, Granatwerfer und Mörser aller Art bis hin zu den Panzerabwehrhandwaffen und kleinen dezentral von den Soldaten vor Ort eingesetzten Bodendrohnen betrachten.
Meiner Überzeugung nach hätte Frankreich eigentlich das Potential führend in Sachen Schützenwaffen zu werden und es gibt ja auch immer noch eine Menge gute Systeme. Aber eine solche Industrie will gepflegt und aufrecht erhalten werden, dass hat man meiner Meinung nach zu sehr vernachlässigt.
Auch wenn es für sich selbst nicht so relevant ist, halte ich daher beispielsweise die Entscheidung für das HK416F für einen Fehler. Es war ja seit Jahren, genau genommen schon seit der Schließung der Manufacture d'Armes de Saint-Etienne im Jahr 2002 absehbar, dass die FAMAS ersetzt werden müssen. Entsprechend hätte man eine ganze Dekade (aufwärts) Zeit gehabt eine eigene vollständig neue nationale Schützenwaffenherstellung aufzubauen. Ebenso hätte man die eigene Munitionsherstellung forcieren können, was ja meiner Kenntnis nach auch nicht geschehen ist. Für das FAMAS hat man zuletzt meiner Erinnerung nach sogar Munition aus China oder den Arabischen Emiraten bestellt (wegen der Hülsen).
Nun sind Schützenwaffen nicht so interessant, und vermeintlich nicht so wertvoll wie Flugzeugträger, U-Boote oder Rafale Kampfflugzeuge, aber gerade eben deshalb werden sie in der Politik wie auch in den Spitzen des Militärs einfach zu sehr vernachlässigt. Hier wäre mit sehr viel weniger Aufwand und geringeren Kosten eine immense Steigerung der eigenen Kampfkraft möglich.
Deshalb verwundert es mich etwas, wie man an einem Tag der Infanterie 2040 so wenig bis gar nicht über diese Problematik spricht. Es werden alle möglichen Themen erörtert, aber die abgesessen verwendeten Waffen stehen anscheinend nicht so im Rampenlicht. Man beklagt den Mangel an Feuerkraft bei den Infanterie-Regimentern, überlegt daher ob man mehr 25mm oder eine Rückkehre zur 20mm MK erwägen sollte, aber die von den Soldaten selbst abgesessen verwendeten Waffen und deren evolutionäre oder revolutionäre Weiterentwicklung spielen anscheinend nicht so die Rolle, bzw. haben anscheinend (oder scheinbar?) nicht so die Wichtigkeit, welche ich ihnen zumessen würde.
Oder gibt es dazu in Frankreich eine Debatte in Bezug auf die Schützenwaffen ?
Ein weiterer Aspekt der meiner Meinung nach nicht ausreichend behandelt wird ist die Frage der Tarnung, der Signatur der Infanterie und ihrer Beweglichkeit zur Fuß und ihrer Möglichkeiten das Gelände zu nutzen. Zwar gibt es ja jetzt u.a. ein neues Tarnmuster usw. man hat ja auch im Rahmen von FELIN neue Bekleidung eingeführt die im Prinzip sehr gut ist, aber auch das ist so ein Themenbereich der sehr gerne vernachlässig wird (eigentlich bei allen Armeen), und der aber meiner Meinung nach von hoher Bedeutung für die zukünftige Kriegsführung ist. Statt schweren VPAM9 Westen werden möglichst leichte Überwurf-Umhänge die auch gegen Thermalsicht schützen wesentlich wichtiger sein. Statt überladenen Chest Rigs und modular überladenen Westen, wird eine ultra-leichte ABC Schutzausrüstung wesentlich sein. Statt die Soldaten mit immer mehr elektronischen Spielzeugen vollzumüllen und irgendwelche Computer welche man am Mann trägt zum Herzstück eines Systems zu erklären, sollte man sich darauf konzentrieren was man davon alles weglassen kann und was man mit möglichst wenigen und dafür breiter einsetzbaren wenigen Systemen so abdecken kann, dass der Anteil von Anbauteilen und Zusatzausrüstung möglichst weitgehend reduziert wird.
Zumindest der letztgenannte Punkt wurde aber immerhin anscheinend angesprochen:
Wahre Leistung ergibt sich aus maximaler Schlichtheit und Eleganz was die Zusammenstellung angeht, welche beide zusammen zugleich die Robustheit sicherstellen. Ganz vieles was als Leistung wahrgenommen wird, ist in Wahrheit gar keine. In der Beschränkung, der Reduzierung auf das eigentliche und wesentliche, und in einer möglichst intelligenten und durchdachen Zusammenstellung anstelle eines überladenen Sammelsuriums von Gimmicks liegt meiner Überzeugung nach die Zukunft. Nur das was wirklich nötig ist, dies dafür in größerer Quantität und von maximalster Robustheit und Unempfindlichkeit. Zumindest wird in Frankreich dieser Gedanke anscheinend gedacht, während er bei der Bundeswehr und ihren überladenen "Infanteristen" sehr weitgehend abhanden gekommen ist.
Aber warum? Meiner rein privaten Einschätzung nach war ein Grund warum Frankreich bei den Schützenwaffen in der ersten Hälfte des Kalten Krieges so gut dastand die "Para-Mafia", und der entsprechende infanteristische Schwerpunkt durch die Paras und durch die Kolonialkriege (Vietnam, Algerien etc). Mit dem Ende dieser Epoche bzw. der Ablösung dieser "Generation" lief dann diese Kreativität meiner Meinung nach aus.
Wenn man aber nun über eine Infanterie 2040 spricht, so wäre es meiner Überzeugung nach wesentlich, auch über vollständig eigene autochthone Schützenwaffen zu sprechen, und eine eigene nationale Industrie welche diese fertigt. Statt also nebulös davon auszugehen, dass FN in Zukunft irgend etwas liefern wird, sollte man den Wiederaufbau eigener nationaler Kapazitäten dafür angehen und seine frühere Führungsposition was Schützenwaffen angeht wieder einnehmen. Und dass sollte man nicht auf bloße Maschinenkarabiner begrenzt betrachten, sondern die komplette Palette von der Pistole über die Maschinenpistole und den Maschinenkarabiner, über eigene MG und Granaten, Granatwerfer und Mörser aller Art bis hin zu den Panzerabwehrhandwaffen und kleinen dezentral von den Soldaten vor Ort eingesetzten Bodendrohnen betrachten.
Meiner Überzeugung nach hätte Frankreich eigentlich das Potential führend in Sachen Schützenwaffen zu werden und es gibt ja auch immer noch eine Menge gute Systeme. Aber eine solche Industrie will gepflegt und aufrecht erhalten werden, dass hat man meiner Meinung nach zu sehr vernachlässigt.
Auch wenn es für sich selbst nicht so relevant ist, halte ich daher beispielsweise die Entscheidung für das HK416F für einen Fehler. Es war ja seit Jahren, genau genommen schon seit der Schließung der Manufacture d'Armes de Saint-Etienne im Jahr 2002 absehbar, dass die FAMAS ersetzt werden müssen. Entsprechend hätte man eine ganze Dekade (aufwärts) Zeit gehabt eine eigene vollständig neue nationale Schützenwaffenherstellung aufzubauen. Ebenso hätte man die eigene Munitionsherstellung forcieren können, was ja meiner Kenntnis nach auch nicht geschehen ist. Für das FAMAS hat man zuletzt meiner Erinnerung nach sogar Munition aus China oder den Arabischen Emiraten bestellt (wegen der Hülsen).
Nun sind Schützenwaffen nicht so interessant, und vermeintlich nicht so wertvoll wie Flugzeugträger, U-Boote oder Rafale Kampfflugzeuge, aber gerade eben deshalb werden sie in der Politik wie auch in den Spitzen des Militärs einfach zu sehr vernachlässigt. Hier wäre mit sehr viel weniger Aufwand und geringeren Kosten eine immense Steigerung der eigenen Kampfkraft möglich.
Deshalb verwundert es mich etwas, wie man an einem Tag der Infanterie 2040 so wenig bis gar nicht über diese Problematik spricht. Es werden alle möglichen Themen erörtert, aber die abgesessen verwendeten Waffen stehen anscheinend nicht so im Rampenlicht. Man beklagt den Mangel an Feuerkraft bei den Infanterie-Regimentern, überlegt daher ob man mehr 25mm oder eine Rückkehre zur 20mm MK erwägen sollte, aber die von den Soldaten selbst abgesessen verwendeten Waffen und deren evolutionäre oder revolutionäre Weiterentwicklung spielen anscheinend nicht so die Rolle, bzw. haben anscheinend (oder scheinbar?) nicht so die Wichtigkeit, welche ich ihnen zumessen würde.
Oder gibt es dazu in Frankreich eine Debatte in Bezug auf die Schützenwaffen ?
Ein weiterer Aspekt der meiner Meinung nach nicht ausreichend behandelt wird ist die Frage der Tarnung, der Signatur der Infanterie und ihrer Beweglichkeit zur Fuß und ihrer Möglichkeiten das Gelände zu nutzen. Zwar gibt es ja jetzt u.a. ein neues Tarnmuster usw. man hat ja auch im Rahmen von FELIN neue Bekleidung eingeführt die im Prinzip sehr gut ist, aber auch das ist so ein Themenbereich der sehr gerne vernachlässig wird (eigentlich bei allen Armeen), und der aber meiner Meinung nach von hoher Bedeutung für die zukünftige Kriegsführung ist. Statt schweren VPAM9 Westen werden möglichst leichte Überwurf-Umhänge die auch gegen Thermalsicht schützen wesentlich wichtiger sein. Statt überladenen Chest Rigs und modular überladenen Westen, wird eine ultra-leichte ABC Schutzausrüstung wesentlich sein. Statt die Soldaten mit immer mehr elektronischen Spielzeugen vollzumüllen und irgendwelche Computer welche man am Mann trägt zum Herzstück eines Systems zu erklären, sollte man sich darauf konzentrieren was man davon alles weglassen kann und was man mit möglichst wenigen und dafür breiter einsetzbaren wenigen Systemen so abdecken kann, dass der Anteil von Anbauteilen und Zusatzausrüstung möglichst weitgehend reduziert wird.
Zumindest der letztgenannte Punkt wurde aber immerhin anscheinend angesprochen:
Zitat:Mehrere Redner haben wiederholt darauf hingewiesen, dass die notwendige Robustheit der Ausrüstung Vorrang vor der eigentlichen Leistung hat.
Wahre Leistung ergibt sich aus maximaler Schlichtheit und Eleganz was die Zusammenstellung angeht, welche beide zusammen zugleich die Robustheit sicherstellen. Ganz vieles was als Leistung wahrgenommen wird, ist in Wahrheit gar keine. In der Beschränkung, der Reduzierung auf das eigentliche und wesentliche, und in einer möglichst intelligenten und durchdachen Zusammenstellung anstelle eines überladenen Sammelsuriums von Gimmicks liegt meiner Überzeugung nach die Zukunft. Nur das was wirklich nötig ist, dies dafür in größerer Quantität und von maximalster Robustheit und Unempfindlichkeit. Zumindest wird in Frankreich dieser Gedanke anscheinend gedacht, während er bei der Bundeswehr und ihren überladenen "Infanteristen" sehr weitgehend abhanden gekommen ist.