08.09.2022, 14:54
(06.09.2022, 07:57)Schneemann schrieb: Angesichts der schwierigen Lage in Irak ist allerdings die Frage, ob eine solche Politik, zumal die iranischen Kapazitäten derzeit verstärkt einem Tischtuch gleichen, das langsam an allen Stellen zu kurz wird (Libanon, Syrien, Irak, Jemen), wirklich nutzbringend ist? Ich sehe eine solche Politik der Nadelstiche als absolut kontraproduktiv an.
Was unterscheidet iranische Nadelstiche in diesen Ländern von israelischen und amerikanischen? In der Ausführung wenig, aber die Iraner arbeiten in Abstimmung mit den jeweiligen Regierungen der Länder in denen sie operieren. Libanon und Syrien sind trotz Notlage unter erheblichen Sanktionen des Westens, die Amerikaner ziehen die Bodenschätze (syrisches Öl ,Bohrindel in libanesischen Gewässern) ab und gleichzeitig werden dort Al-Qaeda Kräfte unterstützt. Aber der Iran destabilisiert. Klar.
Insofern ist die Behauptung der Iran wirke "destabilisierend" ziemlich albern. Ebenso wie es vollkommen albern ist, dass die letztgenannten USA und Israel aus Selbstschutz und friedenssichernd agieren.
Muss aber jeder selber wissen, was oder wem er glaubt.
Zitat: Ich unterstütze Teheran sicherlich nicht, aber die Frage wäre, ob es nicht sinnvoller wäre, z. B. in Irak eine stabilisierende Rolle einzunehmen anstatt eigene Interessen auch unter Inkaufnahme eines internen Konfliktes dort durchzudrücken?
Du meinst also es waren die NATO und ihre arabisch-israelischen Verbündeten die Syrien und Irak von ISIS und Al-Qeda Terror befreit haben? Wer erzählt Dir sowas? Wurde der Iran vom irakischen Parlament per Gesetz aufgefordert das Land zu verlassen oder wurden die USA dazu aufgefordert? Ist im Irak per Mehrheitsbeschluss der Parlaments verboten mit Israel Geschäfte zu machen oder war der Iran das Ziel dieser Maßnahme. Und warum mag das wohl so sein. Vielleicht weil der Iran destabilisierend wirkt? Fragen über Fragen...
(06.09.2022, 18:22)Quintus Fabius schrieb: Wenn ich dich also richtig verstehe, geht es um eine konventionelle Abschreckung, also die Abschreckung vor einem konventionellen militärischen Angriff auf den Iran im größeren Ausmaß durch die Demonstration bestimmter Fähigkeiten?! Habe ich das so richtig aufgefasst?
Ich beobachte das schon eine Weile. Man versucht eigentlich lediglich mit befreundeten Staaten und lokalen Kräften zusammenzuarbeiten und Handelswege zu sichern. Wenn man dabei über das vertretbare Maß gestört wird, bspw. indem der Feind ein ungewohntes Eskalationsniveau an den Tag legt, reagiert man entsprechend. Das machen doch andere auch nicht anders. Dass hierbei mitunter militärische Fertigkeiten gezielt vorgeführt werden, dient der eigenen Moral und soll jene des Gegners schwächen. Die Amerikaner die den ANgriff auf Ain Al Assad miterlebt haben sind definitiv bedient. Und zwar ohne Todesopfer. Dass dabei bewusst wenige Feinde zu schaden kommen, betrachtet auch solange als Vorteil und Fertigkeitsnachweis, solange die Nachricht auch verstanden wird. Wenn der Iran solche "Nadelstiche" betreibt, würde ich immer davon ausgehen, dass eine zweite Welle bereits vorbereitet ist, falls eine Fehlkalkulation vorliegt. Erst wenn das nicht mehr funktioniert, hat mindestens der Iran ein Problem und die Situation gerät innerhalb von wenigen Stunden außer Kontrolle. Die Amerikaner bekommen das erklärt, daher loten sie im Persischen Golf gern mal ihre Grenzen aus, lassen sich aber ohne Reaktion festnehmen und abschießen. Besser ist das.