22.07.2022, 11:14
(22.07.2022, 10:04)Quintus Fabius schrieb: Ob die Drohnen dann in so einen Modus gehen, hängt allein von der Software ab, also von der Programmierung. Entsprechend bedeutet das bloße kappen der Verbindung keineswegs automatisch den Mission Kill.
Doch, bedeutet es. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Drohnen in einen zivilen Fail-Safe hinein gehen, einfach an Ort und Stelle verbleiben, oder irgendein vorprogrammiertes Programm abfliegen (oder sonst etwas machen) - der einzige Sinn und Zweck von solchen zivilen Drohnen (ob modifiziert oder nicht) ist die Video-Übertragung, und die geht mit dem Kappen der Verbindung genauso verloren wie die Kontrolle des Fluggeräts. Sie lässt sich sogar einfacher unbrauchbar machen, weil die notwendige Bandbreite eine höhere ist, und Datenpaketverluste somit schwerer wiegen.
Zitat:Noch darüber hinaus ist die Reichweite zu bedenken. Meiner Kenntnis nach (die natürlich in diesem Kontext ziemlich beschränkt ist), kann man nicht auf beliebige Distanzen stören. Die Kameras haben aber heute auf größere Distanzen eine immense Auflösung und Detailgenauigkeit. Man könnte daher mit den Drohnen außerhalb der Reichweite dieser Störsysteme trotzdem aufklären.
Ich würde mich da ehrlich gesagt nicht täuschen lassen. Ja, die Auflösung und Detailgenauigkeit ist heute beeindruckend, die zivilen Geräte sind aber in der Regel mit Weitwinkelsystemen für kürzere Distanzen ausgestattet, die gar keine hohen Reichweiten erzielen. Systeme mit langen Brennweiten erfordern deutlich bessere Stabilisierungen, da landen wir nicht im Bereich von ein paar hundert, sondern ein paar tausend Euros. Und auch dann hängt die maximale Qualität sehr stark von den Bedingungen ab, Hitze, leichter Dunst oder auch nur schwache Kontraste bspw. durch Gegenlicht reduzieren die Leistung dramatisch. Um das zumindest teilweise auszugleichen bräuchte man Multispektralkameras, gibt es auch, liegen aber als Weitwinkelmodelle (bspw. für landwirtschaftliche Nutzungen) bereits im mittleren vierstelligen Bereich. Als Gesamtlösung landet man so schnell im fünfstelligen Bereich. Und man hat dann trotzdem nur ein System, dass am Tag und bei guten Wetterbedingungen einsetzbar ist, und eben sehr leicht gestört werden kann. Wie gesagt, im Vergleich zu Hochwertsystemen ist das natürlich noch immer ein sehr niedriger Preis, aber nicht im Vergleich zu den möglichen Gegenmaßnahmen. Wie gesagt müssen die ja nicht zwingend nur in den Fahrzeugen als Selbstschutz verbaut sein, sondern könnten auch als günstige Flächenwirkmittel zum Einsatz kommen und so mit geringem Aufwand größere Areale elektronisch sperren.
Darüber hinaus kann man die Eigenschaften dieser zivilen oder von zivilen Modellen abgeleiteten Drohnen auch noch für andere Zwecke nutzen. Die Aufklärung solcher Drohnen ist über weitere Distanzen möglich als die Störung, und die Signalübertragung erfolgt bidirektional. Gleichzeitig sind die Sendemodule insbesondere in den Drohnen relativ schwach, so dass der Hauptnutzen (Video-Stream) nur über relativ kurze Distanzen erreicht werden kann. Mit der richtigen Ortungstechnik wird man also nicht nur die Drohne selbst aufklären können, sondern auch das Team, dass diese Drohne einsetzt. Will man das schützen, braucht es wieder mehr Aufwand. Die ganze Thematik sollte man daher meines Erachtens auch nicht nur auf die Kosten der Drohne selbst herunterbrechen, denn es geht bei einem solchen Einsatz nicht nur um diese.
Genauso wie im Kaukasus sehen wir bei der Drohnenkriegführung in der Ukraine aktuell Not gegen Elend, da gibt es nichts, vor dem wir uns grundsätzlich fürchten müssten; es müssen allerdings entsprechende Gegenmaßnahmen bei uns auch in der Fläche aufgebaut werden. Das ist leider noch nicht der Fall, aktuell gibt es das wie gesagt nur punktuell.