04.06.2022, 16:39
(04.06.2022, 07:24)lime schrieb: So schnell wie Rußland die Stadt fast komplett besetzt hatte sieht es eher danach aus, als ob sie den sich zurückziehenden ukrainischen Truppen einfach gefolgt wären ohne große Kämpfe. Und dabei ist man halt in den Gegenstoß hineingelaufen. Ob sich das für die Ukraine wirklich rentiert wird sich zeigen, zumindest war es eine Aktion mit der die russischen Truppen wohl nicht mehr gerechnet hatten.
Lage zum Beginn des Vorstoßes ins Stadtgebiet Sievierodonetsk:
https://militaryland.net/wp-content/uplo...Donets.png
Erkläre mir bitte den tieferen Sinn dieser Aktion. Ich drücke den Kessel doch nicht ein bevor er geschlossen ist! Das letzte was ich tun will ist, den Feind aus Sievierodonetsk zu werfen bevor ich die Rückzugsrouten aus Lysychansk nicht kontrolliere.
Der Schlüssel zum Sieg liegt hier ganz schlicht und eindeutig im Durchbruch über Popasna. Die Russen hätten dort alle lokal verfügbaren Kräfte konzentrieren müssen anstatt sie in einem Angriff auf Sievierodonetsk zu verzetteln. Ein letzer Vorstoß auf Siversk und das wäre es für alle ukrainischen Verbände östlich davon gewesen.
Stattdessen 9 verlustreiche Tage später:
https://militaryland.net/wp-content/uplo...Donets.png
Der Durchbruch ist auf halber Strecke steckengeblieben und man hat sich in Sievierodonetsk derart verausgabt, dass die Ukrainer auf der östlichen Seite des Donez (IMO ziemlich sinnbefreit btw) vagabundieren.
Meines Erachtens sieht man hier wieder einmal, dass die Russen völlig unfähig sind ihre vorformulierten Pläne der Realität anzupassen. Offensichtlich war neben dem südlichen Durchbruch über Popasna ja geplant, bei Bilohoriwka im Norden über den Donez zu setzen. Dann hätte man in einer schönen Zangenbewegung den Kessel schnell schließen und anschließend eindrücken können. Bekanntermaßen scheiterte die Flussüberquerung im Norden spektakulär im ukrainischen Artilleriefeuer, sodass sich der nördliche Teil der Zangenbewegung nicht manifestierte. Trotzdem wurde dann in der Folge das Drehbuch stur weiter abgespielt. Der Durchbruch über Popasna wurde weiter ausgebaut, bleibt mangels Unterstützung aus dem Nordne jedoch auf halber Strecke liegen. Und ungeachtet dieser Tatsache startet dann der Angriff auf Sievierodonetsk; ich würde wetten zum vor Operationsbeginn bereits fest festgelegten Zeitpunkt.
Kann man so bringen. Wenn die Geschichte allerdings mangels ausreichender eigener Kräfte eh schon Spitz auf Knopf steht sollte schon etwas mehr kommen.
@Schneemann
Ich glaube du übersiehst den kommenden Impact der laufenden ukrainischen Mobilisierungsbemühungen und überschätzt so den Impact der Verluste. Die Zahlen diesbezüglich gehen von 700.000 Mann im Moment über eine Million bis zum Jahresende auf bis zu 1.5 Millionen nächstes Jahr.
Wenn die Ukraine davon nur einen Bruchteil an einer Front in die Wagschale wird werfen können ist ein Zusammenbruch der russischen Verteidigung unvermeibar.
Ich rechne da für die zweite Jahreshälfte weniger mit Grabenkämpfe als neuen, plötzlichen Rückzügen der Russen analog Kiev und Kharkiv. Ich kann mir ohne weiteres Vorstellen, dass Ende des Jahres die Russen alle besetzen Gebiete jenseits des Donbas wieder verloren haben.