21.05.2022, 21:56
(21.05.2022, 21:24)Quintus Fabius schrieb: Meiner Einschätzung nach ist das primär ein Entlastungsangriff, der gerade eben die russische Aufmerksamkeit und russische Truppen von anderer Stelle abziehen soll. Aktuell läuft eine russische Offensive von Popasna (in russicher Hand) in Richtung Solneadar (also von Südosten in Richtung Nordwesten) sowie Paraskoviivka (Grob nach Westen) und damit in Richtung der ganzen wesentlichen Straßen welche dort entlang verlaufen. Die Offensive zielt damit im Endeffekt auf das Gebiet nördlich der größeren Stadt Artemiwsk (Bachmut) und auf die Kontrolle der nördlich davon zusammen laufenden Straßen. Das diese Offensive ernst ist sieht man meiner Meinung nach auch daran, dass schon gestern erhebliche Mengen von Zivilisten aus Bachmut evakuiert wurden. Die ukrainische Armee will sich meiner Einschätzung nach in Bachmut eingraben und dann von dort die Flanke des aktuellen primären russischen Vorstoßes in Richtung Nordwesten bedrohen bzw. die Russen dazu zwingen Bachmut zu belagern und einzunehmen, was erneut hohe Verluste und Zeit kosten wird.
Zumindest könnte die Ukraine mit einem erfolgreichen Gegenangriff auf Cherson zeigen dass sie auch zu Offensiven fähig ist.
Dass die Azov Truppe nun scheinbar komplett kapituliert hat ist wieder ein Punkt für Rußland. So wie es aussieht sind schlicht und einfach die Vorräte im Tunnelsystem unter dem Stahlwerk zur Neige gegangen. Ansonsten hätten die sicher noch viele Monate ausharren und damit etliche russische Truppen binden können.
Die Ukraine wird nun dringend wieder einen motivierenden Erfolg brauchen denn im Donbass sieht es gar nicht gut aus. Könnte durchaus passieren dass Rußland vorerst nur einen kleinen Kessel um Lyssytschansk bilden will und (noch) nicht die große Kelle mit der Umschließung von Kramatorsk probiert. In der Region Lyssytschansk könnten 15-20K ukrainische Soldaten aktiv sein und unter diesen Viele mit gutem Ausbildungsstand.