24.04.2022, 17:22
Zitat:Allerdings hätte man die Hilfe von Anfang an an striktere Bedingungen knüpfen müssen. Und der malischen Regierung, nachdem sie diesen Unfug angefangen hat, direkt klar machen sollen: Wenn ihr das nicht unterlässt, ziehen wir uns zurück und dann sieht mal zu, wie gut ihr in Zukunft leben werdet, wenn die Islamisten in Kürze den Präsidentenpalast stürmen.
Du stellst also Bedingungen, mit einem Ultimatum verknüpft, daraufhin verspricht dir die Regierung hoch und heilig, ab jetzt alles zu tun wie du es willst. Und sie tut es nicht. Dann ziehst du also ab und die Islamisten drohen den Präsidentenpalast zu stürmen. Die Regierung, zutiefst enttäuscht von dir wendet sich darauf hin Chna oder Russland zu und du hast Wagner Söldner oder chinesische Sicherheitsberater im Land.
Man kann das drehen und wenden wie man will, da kommt nichts gutes dabei heraus.
Meiner rein privaten Meinung nach (die von noch jedem Franzosen der sich in der Region auskennt heftigst widersprochen wurde) hätte man den ganzen gordischen Knoten durchhauen und die Unabhängigkeit von Azawad anerkennen sollen, und dem folgend die MNLA mit Waffen, Spezialeinheiten usw unterstützen sollen.
Die Fernwirkungen eines solches extrem radikalen Schrittes wären natürlich unkalkulierbar gewesen. Aber sie hätten im Vergleich zu dem perversen System des Status Quo zumindest theoretisch Chancen auf etwas völlig anderes als das was ist geboten.
Inzwischen ist auch dieser Zug dauerhaft abgefahren. Aber das wäre 2013 mal ein Paukenschlag gewesen und zumindest sähe die ganze Sahelzone jetzt vollkommen anders aus (eventuell auch schlimmer!)
Aber so wie es gelaufen ist, mit dem inne wohnenden Strukturkonservatismus habe ich den aktuellen Zustand bereits 2013 vorher gesagt, andererseits schreibe ich ja fast immer nur negatives und weil nun mal vieles immer in die dafür vorgesehene Hose geht habe ich halt querschnittlich mehr recht damit. Meinen grundsätzlichen Negativismus muss man da also mit bedenken.
Beispielsweise habe ich schon vor 20 Jahren geschrieben, dass die Taliban siegen werden, dass Afghanistan in keinster Weise stabilisierbar ist außer durch einen radikalsten Islamismus und dass wir den Guerillakrieg dort verlieren werden. Oder als alle den arabischen Frühling bejubelten erklärte ich er sei eine einzige Katastrophe deren Auswirkungen uns noch massiv auf Jahrzehnte hinaus schädigen werden.
Das heißt also nicht so viel wenn ich schreibe, dass es scheitern und schlechter als vorher werden wird.
Aber bleiben wir mal bei Azawad. Ein unabhängiger Tuareg-Staat hätte zwar meiner Meinung nach eine der wesentlichsten Grundproblemstellungen in Mali gelöst, wir hätten heute in Mali selbst auch nicht das Islamistenproblem dass wir jetzt da beobachten, aber er hätte sich zugleich natürlich sehr destabilisierend auf die ganze Region ausgewirkt.
Das wäre also dann ebenfalls ein Dominostein gewesen, der viele weitere unkalkulierbare Folgen nach sich gezogen hätte. Deshalb kann ich die französische Entscheidung dagegen durchaus verstehen.
Es wäre dennoch interessant gewesen was darauf erwachsen wäre und langfristig gesehen wäre es im ungünstigsten Fall meiner Meinung nach nicht schlechter als die Gegenwart, nur halt anders.