09.04.2022, 18:41
(09.04.2022, 17:39)Helios schrieb: Ich gebe zu bedenken, dass ein nicht unerheblicher Teil der aktuellen Planungen reine Ersatzbeschaffungen für aktuelle betriebene Systeme sind, und die bei letzteren ausufernden Betriebskosten dabei häufig mit ein Grund für die Ersatzplanung darstellen. Gerade aufgrund der aktuell schon vorhandenen und sich in Zukunft noch weiter verschärfenden Kostenexplosion des Tornados beispielsweise ist es also durchaus nicht unrealistisch, dass durch die Beschaffung mittel- und langfristig aktuell blockierte Mittel im Haushalt für andere Verwendungen frei werden. Natürlich lässt sich das nicht auf alle jetzt kursierenden Pläne übertragen, aber doch auf einige, und insbesondere auf die von dir als Beispiel genannte F-35.
Das Problem aus meiner Sicht ist, dass wir nicht einfach "nur" einen Träger, sprich Flugzeug, für unser überbordendes Waffenarsenal mit unbegrenzt Munition brauchen - an der Beschaffung der F-35 hängt doch noch einiges mehr an Bewaffnung (z.B. Lenkflugkörper, Bomben) und Logistik, das wir jetzt wieder aufbauen müssen. Beistellungen halt...
Bei der aktuellen Inflationsrate und den zwingend notwendigen Verbesserungen monetärer Art, die wir brauchen, um ein attraktiver "Arbeitgeber" zu werden, sind 100 Mrd. EUR (wenn man dem ESuT Artikel des AL A BMVg glaubt real sogar nur 65 Mrd. über 10 Jahre, aber da wurde anscheinend eine optimistische Teuerungsrate angenommen) aus meiner Sicht her ENTWEDER genug, um das was da ist auf Stand zu bringen und aufzumunitionieren (ggf. einige kleine Fähigkeitserweiterungen), ODER sich jetzt kostspielige neue Fähigkeiten zu leisten.
Ich habe Bedenken, dass man sich jetzt mit dem Scheckbuch in Abenteuer der Beschaffung stürzt, die nur auf Versprechungen gebaut sind - die nächste Regierung muss sich nicht daran halten. Wenn ab 2025 dann plötzlich keine Anhebung des Einzelplan 14 erfolgt, sitzt man in der gleichen Falle, wie nach dem kalten Krieg... Massen an Gerät, aber kein Geld zum Erhalt. Diese 100 Mrd. EUR sind jetzt entweder die Rettung für die Bundeswehr, wenn jetzt auch langfristig (10 Jahre+) belastbare Zusicherungen gemacht werden, oder der Todesstoß, wenn es ab 2025 nicht anders kommt und das Sondervermögen aufgebraucht ist.
Mit den aktuell zugesicherten 50 Mrd. EUR für den EP 14 bis 2026 ist nicht mal die Inflationsrate und die Steigerung der Personalkosten abgedeckt. Das ist kein Hexenwerk, dies aus dem EP 14 und den öffentlichen Daten zu errechnen - auch die Bundeswehr muss ihre Liegenschaften heizen und bei dem Sanierungsstau wird bei den aktuellen Gas- und Ölpreisen das Geld sprichwörtlich verbrannt.
Ich reibe mir nur verwundert die Augen, wie jetzt jede TSK auf den "Ich brauch aber!"-Zug aufspringt (natürlich berechtigt), aus den 100 Mrd. EUR tolles neues Material bestellt werden soll, aber keiner die Auswirkungen auf den eigentlichen EP 14 berechnet - den der muss die Materialerhaltungskosten stemmen.
Ich wage einen Blick in meine Kristallkugel... was die Bundeswehr braucht, um wirklich wieder "LV/BV" zu können, kostet uns deutlich mehr als 100 Mrd. EUR.
@ obibiber
Zitat:Das Sondervermögen dient:
nur als Überbrückung bis der reguläre EPL14 die Höhe von2% des BIP erreicht hat
Der Absicherung von langfristigen/großen Rüstungsvorhaben außerhalb des regulären Haushalts
Außerdem steigt der EPL14 in den nächsten 4 Jahren auch um weitere 12 Mrd im Vergleich zum aktuellen Plan.
Anstatt wie ursprünglich geplant abzusinken…
Sie gehen also davon aus, dass in 2026 sich der EP 14 gegenüber der derzeitigen Finanzlinie aus dem diesjährigen Eckwertebeschluss von 50 Mrd. auf - was schätzen wir für das BIP in 2026? - 75 bis 90 Mrd. EUR erhöht? Das hat nichts mit Schwarzsehen zu tun, sondern mit blankem Realismus. Nochmal, der EP 14 sieht nach den letzten Pressemitteilungen keinerlei (!) weitere Erhöhung vor, sondern nur eine VERSTETIGUNG!
Zitat:klar kann man jetzt viel beauftragen…aber die Rechnungen kommen dann erst nach und nach in den nächsten 10-15 Jahren!
Ich dachte, diese "eine Krise kündigt sich 10 Jahre im Voraus an"-Klamotte ist seit dem 27.02.2022 Geschichte?
Kleiner Tipp am Rande... es gibt Beschaffungsarten da wird mit VORKASSE (!) gearbeitet - FMS gehört da als Paradebeispiel dazu.