07.03.2022, 12:00
@Broensen:
Wenn wir jetzt über eine Ablöse der F125 diskutieren wollen, dann müssen wir über die Lage der Welt und die Aufgaben der Bundeswehr in 20 Jahren spekulieren. Das wird nicht einfach, und dementsprechend ist auch deine Frage, ob die Aufgaben, die mehr als eine Korvette erfordern, in einer solchen fernen Zukunft überhaupt noch in ausreichender Zahl für die Anschaffung eines neuen Kolonialkreuzers vorhanden sind, nicht beantwortbar.
Gleichzeitig stellt sich exakt die gleiche Frage natürlich auch für die Korvetten selbst. Hier sollte nicht vergessen werden, dass diese explizit als Ersatz für die Schnellboote entsprechend den Einsatzerfordernissen für Randmeeroperationen bzw. Missionen im Küstenvorfeld mit dem Schwerpunkt Informationsgewinnung und Verteidigungsfähigkeit gebaut wurden. Brauchen wir Nachfolger für solche Einheiten in Zukunft, und falls ja, in welcher Zahl und welcher Konfiguration?
Ich war im übrigen schon vor einem halben Jahrzehnt gegen das zweite Los K130, und auch wenn ich inzwischen meinen Frieden mit der Technik geschlossen habe (die ja wirklich zu funktionieren scheint), sind es meines Erachtens in der Zahl noch immer die falschen Flaggenstöcke für unsere Marine.
Um aber auf deine Frage einzugehen, die K130 nutzen regulär ein Zweiwach-System, das über einen längeren Zeitraum enorme Freistellungsansprüche des Personals generiert. Deutlich höhere, als etwa bei den Fregatten mit ihrem Dreiwach-System. Die üblichen Phasen der Instandsetzungsarbeiten reicht schlicht nicht mehr aus, um diese Ansprüche ohne Einschränkungen auszugleichen, so dass die Zahl der aktiven Einheiten aus personellen Gründen reduziert werden muss. Neben den rein formellen Ansprüchen ergibt eine solche Nutzung aber auch eine deutliche Überbelastung der Soldaten selbst. Diese muss durch längere Liegezeiten im Einsatz kompensiert werden, nicht so extrem wie bei den Schnellbooten (die ja bei UNIFIL nur ein Drittel der Zeit tatsächlich ihren Aufgaben nachgingen), aber doch hinreichend genug, um den Gesamtbedarf an Einheiten für den Einsatz signifikant zu erhöhen. Rein auf Personalebene sind derartige Langzeiteinsätze, auch wenn sie eine der Grundanforderungen darstellten, nicht zu unterschätzen. Alle bekannt gewordenen Verbesserungen der Situationen (bspw. längere Standzeiten, höherer Komfort, usw.) sind im Vergleich zu den Schnellbooten zu bewerten.
Hinzu kommen die operativen Einschränkungen. Der deutsche Beitrag zu UNIFIL war da nun wirklich keine Herausforderung, weil ja quasi abseits von Präsenz und Übungen nicht viel passiert ist. Von Anfang an war das Ziel, dass die Hauptarbeit von den libanesischen Streitkräften erledigt wird. Natürlich kann das eine K130 leisten, das Bild wäre aber unvollständig ohne die Erwähnung, dass für die Seeüberwachung außerhalb der 12-Meilen-Zone größere Schiffe anderer Nationen zum Einsatz kamen, die über entsprechende Fähigkeiten verfügten. Und abseits von solchen küsten- und hafennahen Aufgaben sinkt der tatsächliche Nutzen einer K130 dann tatsächlich sehr stark ab. In dem Kontext sollte man bedenken, dass wir bereits Tender als Flaggschiffe in den SNMGs eingesetzt haben, weil keine anderen Einheiten verfügbar waren, oder Schnellboote am Horn von Afrika. Wenn man in der Lage ist, die Aufgabe selbst zu definieren, kann man sie immer auch erfüllen. Über die Sinnhaftigkeit sagt das nichts aus.
Meiner Meinung nach war die Beschaffung eines zweiten Loses K130 hinsichtlich der langfristigen Perspektive ein Fehler, mit der Aussicht auf fünf Korvetten und vier Fregatten, optimiert für IKM, hätte man konsequenterweise im nächsten Schritt eine Optimierung weiterer Einheiten für LV/BV anstreben müssen. Das wurde aus vergaberechtlichen Gründen nicht gemacht, und nun soll der so nur zufällig entstandene Status-Quo fortgeführt werden (bspw. durch ein drittes Los K130). Es gibt bessere Wege, für LV/BV, für IKM, als Ersatz für die K130, als langfristiger Ersatz für die F125, usw.
Wenn wir jetzt über eine Ablöse der F125 diskutieren wollen, dann müssen wir über die Lage der Welt und die Aufgaben der Bundeswehr in 20 Jahren spekulieren. Das wird nicht einfach, und dementsprechend ist auch deine Frage, ob die Aufgaben, die mehr als eine Korvette erfordern, in einer solchen fernen Zukunft überhaupt noch in ausreichender Zahl für die Anschaffung eines neuen Kolonialkreuzers vorhanden sind, nicht beantwortbar.
Gleichzeitig stellt sich exakt die gleiche Frage natürlich auch für die Korvetten selbst. Hier sollte nicht vergessen werden, dass diese explizit als Ersatz für die Schnellboote entsprechend den Einsatzerfordernissen für Randmeeroperationen bzw. Missionen im Küstenvorfeld mit dem Schwerpunkt Informationsgewinnung und Verteidigungsfähigkeit gebaut wurden. Brauchen wir Nachfolger für solche Einheiten in Zukunft, und falls ja, in welcher Zahl und welcher Konfiguration?
Ich war im übrigen schon vor einem halben Jahrzehnt gegen das zweite Los K130, und auch wenn ich inzwischen meinen Frieden mit der Technik geschlossen habe (die ja wirklich zu funktionieren scheint), sind es meines Erachtens in der Zahl noch immer die falschen Flaggenstöcke für unsere Marine.
Um aber auf deine Frage einzugehen, die K130 nutzen regulär ein Zweiwach-System, das über einen längeren Zeitraum enorme Freistellungsansprüche des Personals generiert. Deutlich höhere, als etwa bei den Fregatten mit ihrem Dreiwach-System. Die üblichen Phasen der Instandsetzungsarbeiten reicht schlicht nicht mehr aus, um diese Ansprüche ohne Einschränkungen auszugleichen, so dass die Zahl der aktiven Einheiten aus personellen Gründen reduziert werden muss. Neben den rein formellen Ansprüchen ergibt eine solche Nutzung aber auch eine deutliche Überbelastung der Soldaten selbst. Diese muss durch längere Liegezeiten im Einsatz kompensiert werden, nicht so extrem wie bei den Schnellbooten (die ja bei UNIFIL nur ein Drittel der Zeit tatsächlich ihren Aufgaben nachgingen), aber doch hinreichend genug, um den Gesamtbedarf an Einheiten für den Einsatz signifikant zu erhöhen. Rein auf Personalebene sind derartige Langzeiteinsätze, auch wenn sie eine der Grundanforderungen darstellten, nicht zu unterschätzen. Alle bekannt gewordenen Verbesserungen der Situationen (bspw. längere Standzeiten, höherer Komfort, usw.) sind im Vergleich zu den Schnellbooten zu bewerten.
Hinzu kommen die operativen Einschränkungen. Der deutsche Beitrag zu UNIFIL war da nun wirklich keine Herausforderung, weil ja quasi abseits von Präsenz und Übungen nicht viel passiert ist. Von Anfang an war das Ziel, dass die Hauptarbeit von den libanesischen Streitkräften erledigt wird. Natürlich kann das eine K130 leisten, das Bild wäre aber unvollständig ohne die Erwähnung, dass für die Seeüberwachung außerhalb der 12-Meilen-Zone größere Schiffe anderer Nationen zum Einsatz kamen, die über entsprechende Fähigkeiten verfügten. Und abseits von solchen küsten- und hafennahen Aufgaben sinkt der tatsächliche Nutzen einer K130 dann tatsächlich sehr stark ab. In dem Kontext sollte man bedenken, dass wir bereits Tender als Flaggschiffe in den SNMGs eingesetzt haben, weil keine anderen Einheiten verfügbar waren, oder Schnellboote am Horn von Afrika. Wenn man in der Lage ist, die Aufgabe selbst zu definieren, kann man sie immer auch erfüllen. Über die Sinnhaftigkeit sagt das nichts aus.
Meiner Meinung nach war die Beschaffung eines zweiten Loses K130 hinsichtlich der langfristigen Perspektive ein Fehler, mit der Aussicht auf fünf Korvetten und vier Fregatten, optimiert für IKM, hätte man konsequenterweise im nächsten Schritt eine Optimierung weiterer Einheiten für LV/BV anstreben müssen. Das wurde aus vergaberechtlichen Gründen nicht gemacht, und nun soll der so nur zufällig entstandene Status-Quo fortgeführt werden (bspw. durch ein drittes Los K130). Es gibt bessere Wege, für LV/BV, für IKM, als Ersatz für die K130, als langfristiger Ersatz für die F125, usw.