06.03.2022, 07:55
@Quintus
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Schneemann
Zitat:1.7. Zivilschutz / private KatastrophenvorsorgeIch erachte den Zivilschutz als personell und auch materiell durchaus als recht gut aufgestellt - besser als etwa in Italien oder England -, das gilt auch für Rettungsdienste, Feuerwehr, Bergungsfahrzeuge und Krankenhäuser. Gleichwohl allerdings sehe ich gewisse Mängel in den reinen Schutzeinrichtungen. Bunker oder Schutzräume gibt es nur noch wenige. Auch war ich überrascht, dass z. B. bei der Hochwasserkatastrophe in der Eifel im Sommer man keinen Alarm über Sirenen geben konnte, weil diese offenkundig abgebaut worden waren (!). Ich kann mich z. B. bei mir im Ort nicht daran erinnern, wann es zuletzt einen Sirenen-Testlauf gegeben hat - ich schätze mal, es war grob vor zehn Jahren oder so. D. h. die unmittelbaren Kräfte sind tatsächlich gut aufgestellt, aber die Schutzmaßnahmen und Vorwarnoptionen sind vernachlässigt worden. (Und nicht jeder hat die Möglichkeit, sich eine "Russen-Warn-App" zu installieren. )
Der Zivilschutz steht im Prinzip auf einem gesunden Fundament. Von dort muss er massiv ausgebaut werden, vor allem im Bereich ABC Abwehr (die heute dem THW fehlt) und im Bereich Aufrechterhaltung der Kommunikation (fehlt heute dem THW ebenso). Das reicht aber natürlich nicht. Um eine deutlich resilentere Gesellschaft aufzustellen wird es endlich notwendig werden, dass die Bürger selbst anfangen private Katastrophenvorsorge zu betreiben, durch Vorratshaltung, durch das Erlangen von Kenntnissen und das Vorhalten bestimmter Güter und Vorrichtungen. Die Gesellschaft ist hier und heute in diesem Bereich katastrophal aufgestellt. Ein Zusammenbruch des Verteidigungswillens der Gesellschaft aufgrund dieser Problemstellung ist wahrscheinlich. Ein entsprechendes Bewusstsein für diese Frage müsste überhaupt erstmal geschaffen werden, dazu müsste man schon in den Grundschulen anfangen.
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Zitat:Zivilschutzhttps://www.sueddeutsche.de/politik/krie...-1.5541932
"Aktuell nicht mehr funktionsfähig"
Tausende Schutzräume wurden in Deutschland nach dem Kalten Krieg stillgelegt. Es gibt keinen einzigen öffentlichen Bunker. Wegen Russlands Invasion deutet sich jetzt ein Umdenken an. Die Regierung stellt den Bunker-Rückbau auf den Prüfstand. [...]
Eisenpritschen vor Betonwänden, eine Trockentoilette hinter einem blauen Plastikvorhang, ein leicht zerfledderter Globus, mit dem man wohl studieren wollte, wessen Militär gerade angreift: Es war eine spartanische Szenerie, die sich Reportern vor gut zehn Jahren in Geretsried bot, 45 Autominuten südlich von München. [...] Doch die historische Entwicklung überholte die Pläne. Schon 1992, kurz nach Ende des Kalten Krieges, ging der Bunker außer Betrieb. Heute liegt da ein Stück Geschichte unterhalb einer staatlichen Feuerwehrschule.
"Veränderte Bedrohungsszenarien"
Der eingemottete Bunker in Geretsried steht für die Lage im ganzen Land. Viele Deutsche fragen sich angesichts des Kriegs in der Ukraine, wo die Bevölkerung hierzulande eigentlich im Ernstfall Schutz finden würde. Doch die Antwort fällt ernüchternd aus. "In Deutschland stehen keine öffentlichen Schutzräume mehr zur Verfügung", teilt die für die Bauten zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Bonn mit. [...]
Nun aber deutet sich eine Wende an. Putins jüngste Auftritte bringen auch beim Zivilschutz in der Bundesregierung einiges in Bewegung. "Die Bundesregierung hat die in den Medien ausgestrahlten Äußerungen des russischen Präsidenten hinsichtlich einer Versetzung der russischen ,Abschreckungskräfte` in einen gesonderten Alarmierungszustand zur Kenntnis genommen", sagte ein Sprecher des Innenministeriums von Nancy Faeser (SPD) der Süddeutschen Zeitung.
Schneemann