28.02.2022, 09:45
@Quintus
Aber möglicherweise muss ich selbst manchmal etwas umdenken...
@spotz
Aber ich will gerne mal andererseits nun auch den Advocatus Diaboli geben: Bei aller Freude darüber, dass wir, wenn es gut läuft, endlich unsere Streitkräfte dorthin bringen können, wo sie hin müssen, sollte eine Grundverständlichkeit bzgl. Pazifismus immer noch im Hinterkopf verbleiben. Die beste Truppe ist bekanntlich die, die ich nicht einsetzen muss, sondern die alleine durch ihre Präsenz den Gegner vom Krieg abhält.
Mit Olaf Scholz' Rede könnte Deutschland also endlich wieder - von der reinen Wirtschaftskraft einmal abgesehen - auch bis zu einem gewissen Grad militärisch auf die Weltbühne zurückkehren und die Rolle einnehmen, die wir verpflichtet sind einzunehmen (auch nach zunehmender Umorientierung der USA nach Asien); und nein, wir sind eben keine größere Schweiz, das wäre auch gegenüber unseren Verbündeten gar nicht mehr erklärbar....
Und genau genommen ist es auch das, was sich unsere Verbündeten in Europa auch wünschen (wobei aktuelle internationale Pressemeldungen interessanterweise schon teils nachfragen, beinahe mit etwas Sorge, was denn aus einem Deutschland mit dem zweitstärksten Militärbudget innerhalb der NATO - nach den USA - werden solle und in welche Richtung Deutschland gedenkt zu steuern). Insofern sollten wir uns beständig daran erinnern: Es geht bekanntlich mit mehr Macht auch mehr Verantwortung einher...
Schneemann
Zitat:Erstaunlich was hier der Kanzler losgetreten hat, nachdem er anfangs eine derart klägliche Figur machte. Und es ist ebenso verblüffend dass es erneut ein SPD Kanzler ist (ausgerechnet), in einem Rot-Grünen (Liberalen) Regierungsbündnis, der derartige Umbrüche vornimmt (so wie ja auch HartzIV und der Kosovo Krieg sowie der Einmarsch in Afghanistan eine Zeitenwende waren.Das ist insofern erstaunlich, als dass es ein Regierungsbündnis ist, das man im politischen Spektrum eindeutig linkslastiger zu verorten hat, zumal unter einem Kanzler, der selbst der Nachkriegsgeneration angehört und nicht nur nicht gedient hat, sondern in seiner Anfangszeit durchaus stramm linke Positionen eingenommen hat - und der auch die Politik Helmut Schmidts kritisierte, der Ende der 1970er den NATO-Doppelbeschluss, der neben SDI und Afghanistan den Sowjets schwer zusetzte, mit initiierte, was die SPD vor einer Zerreißprobe stellte. Ich will mich damit nicht beschweren, ich bin durchaus froh über die Perspektiven, die die gestrige Rede von Scholz umrissen hat, ich weise nur daraufhin, dass es erstaunlich ist, aus welcher politischen Richtung dies kam.
Aber möglicherweise muss ich selbst manchmal etwas umdenken...
Zitat:Meiner Einschätzung nach wird das primäre Problem jetzt sein, dass man so unfassbar viel Geld gar nicht so schnell in reale Projekte wird umsetzen können.Erstens das, zweitens wird man nun sehr darauf achten müssen, dass nicht wieder die Herrschaften Beraterfirmen einem jetzt die Türe einrennen und versuchen, hier die Pründe abzugreifen. Derart viel Geld im Verteidigungshaushalt weckt auch massive Begehrlichkeiten und es wäre sehr vonnöten, hier eine Art zentraler Institution zu schaffen, die die Oberhoheit darüber hat und ggf. den Großteil der Berater vor die Türe setzt.
@spotz
Zitat:Ja, Scholz sagte "Zeitenwende" zu recht. Der bisherige Pazifismus bzw Anti-Militarismus ist in dieser Form so an sein Ende angelangt.Ja, das ist einerseits auch gut so, und unabdingbar angesichts der gegenwärtigen Bedrohung. Und es ist auch erstaunlich, wie sehr dieser Gedanke auch bei z. B. den Grünen sich etabliert hat.
Aber ich will gerne mal andererseits nun auch den Advocatus Diaboli geben: Bei aller Freude darüber, dass wir, wenn es gut läuft, endlich unsere Streitkräfte dorthin bringen können, wo sie hin müssen, sollte eine Grundverständlichkeit bzgl. Pazifismus immer noch im Hinterkopf verbleiben. Die beste Truppe ist bekanntlich die, die ich nicht einsetzen muss, sondern die alleine durch ihre Präsenz den Gegner vom Krieg abhält.
Mit Olaf Scholz' Rede könnte Deutschland also endlich wieder - von der reinen Wirtschaftskraft einmal abgesehen - auch bis zu einem gewissen Grad militärisch auf die Weltbühne zurückkehren und die Rolle einnehmen, die wir verpflichtet sind einzunehmen (auch nach zunehmender Umorientierung der USA nach Asien); und nein, wir sind eben keine größere Schweiz, das wäre auch gegenüber unseren Verbündeten gar nicht mehr erklärbar....
Und genau genommen ist es auch das, was sich unsere Verbündeten in Europa auch wünschen (wobei aktuelle internationale Pressemeldungen interessanterweise schon teils nachfragen, beinahe mit etwas Sorge, was denn aus einem Deutschland mit dem zweitstärksten Militärbudget innerhalb der NATO - nach den USA - werden solle und in welche Richtung Deutschland gedenkt zu steuern). Insofern sollten wir uns beständig daran erinnern: Es geht bekanntlich mit mehr Macht auch mehr Verantwortung einher...
Schneemann