25.02.2022, 11:03
(25.02.2022, 10:05)Seafire schrieb: Es machte, lt. der Behörde, keinen Sinn Einsatzpiloten auf anderen Muster zu schulen.
Das stimmt nicht, der Rechnungshof hat kritisiert, dass das BMVg keinen Nachweis für die Durchführbarkeit und Sinnhaftigkeit einer solchen Ausbildung erbracht hat, worauf das BMVg einräumte, dass es nicht einmal ein ausgearbeitetes Ausbildungskonzept gab, man das aber bis zur Auswahlentscheidung nachholen werde.
Davon abgesehen halte ich rein gar nichts von irgendeinem Aktionismus, kurzfristig neue Fregatten eines willkürlichen Typs helfen uns genauso wenig wie eine Zahl X an Hubschraubern, für die es kein sinnvolles Einsatzkonzept gibt.
Der Puma ist einsatzbereit, es braucht davon aber schneller mehr Einheiten, die Optionen für die F126 müssen gezogen werden, der Eurofighter muss weiterbeschafft und aufgerüstet werden, marktverfügbare Systeme wie IRIS-T SL in den verschiedenen Versionen müssen in ausreichender Zahl zulaufen, die Soldaten brauchen Schutz- und Einsatzausrüstungen. Die grundsätzliche Qualität ist ja durchaus vorhanden (von einigen Bereichen wie etwa der Flugabwehr abgesehen), jetzt braucht es dringend eine sinnvolle Quantität.
Insofern wäre es jetzt sinnvoll, schnellstmöglich
- zusammen mit der Industrie die Einsatzbereitschaft der bestehenden Systeme zu erhöhen und Vorkehrungen dafür zu treffen, dass die auch langfristig hoch bleibt (bspw. Lagerhaltung Ersatzteile)
- die Munitionsvorräte aufzustocken und wieder ein dezentrales Versorgungsnetz aufzubauen
- eine Vollausstattung bereits eingeführter Ausrüstungen zu erlangen (damit meine ich nicht speziell Großsysteme)
Darüber hinaus braucht es insbesondere im Bereich der Großsysteme schnellstmöglich
- Entscheidungen bei bereits jetzt offenen Nachfolgebeschaffungen
- eine Beschleunigung von Modernisierungs- und Beschaffungsmaßnahmen, insbesondere in allen Facetten der Flugabwehr, aber auch zur Obsoleszenzbeseitigung in anderen Bereichen, etwa der Heeresausrüstung
Mittelfristig braucht es neue Einsatzkonzepte hinsichtlich schneller Verlegefähigkeiten in Kontinentaleuropa und die Beschaffung entsprechender Technik, um diese zu ermöglichen. Zudem muss ein klarer und dauerhafter Fokus auf die Einsatzbereitschaft vorhandener Systeme und dem zeitnahen Ersatz überholter Technik gelegt werden.
Das kulminiert primär in den zwei Dingen, die jedem bewusst sind und hier seit Monaten und Jahren auf- und abdiskutiert werden:
- die Bundeswehr muss hinsichtlich der internen Strukturen effizienter werden
- die Finanzierung muss gesichert und der Investitionsstau abgebaut werden
Es bleibt abzuwarten, ob die aktuell durch alle Parteien zu hörende Ansicht, dass der Bundeswehr deutlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden muss, nur ein kurzfristiger Husten bleibt, oder sich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine eine langfristige Veränderung der Gesamtsituation ergibt.
Da wird hier im Wunschkonzert sind, und wir bisher unter Broensens Realismus-Spardiktat diskutiert haben (nimm's mir nicht übel ), wäre es vielleicht an der Zeit für entsprechende Aufstellungen in einer neuen Wirklichkeit. Also realistisch, aber mit deutlich positiveren Vorzeichen. Ich bin gespannt!