11.02.2022, 11:16
(10.02.2022, 22:07)Broensen schrieb: Darauf wollte ich nur hinaus, aber ich glaube, du hast mich da schon verstanden.
Ja, aber ich wollte ja auf einen anderen Punkt hinaus, nämlich dem der Einsatzdoktrin und der Notwendigkeit periodischer Leistungssteigerungen zum Ausgleich von kontinuierlichen Leistungseinbußen.
Und was du mit deiner Liste übersehen hast sind zum einen die Einsatzverfahren zur Erfüllung der gestellten Aufgaben, und wie diese sich auf die Kostenfrage (die ja über allem steht) auswirken. Dazu habe ich ja schon einiges geschrieben, da geht es beispielsweise auch um Opportunitätskosten. Zum anderen, weil du ja wieder auf den CH-47F der Niederlande hinaus willst, die Frage nach den tatsächlichen, nicht abstrakten Vorteile. Wenn ich dich jetzt Fragen würde, wie hoch die Einsparungen wären, könntest du mir darauf keine konkrete Antwort geben. Du gehst davon aus, dass es schon genug sein wird, damit es sich lohnt. Ich bin da skeptisch, weil die Rechnungen kompliziert sind, auch und gerade mit Blick auf die Industrieunterstützung, die Langfristigen Kostenentwicklungen, mögliche notwendige Nachrüstungen, etc. Du kannst ja mal die Entwicklungen bei den Niederlanden und Großbritannien vergleichen, erstere mit einem harten Wechsel und einer Neubeschaffung eines alten Entwicklungsstandes, letztere mit einer kontinuierlichen Fortentwicklung und der Neubeschaffung eines neuen Entwicklungsstandes.
Da geht es nicht nur um die Leistungsfähigkeit, es geht um die langfristige Kostenentwicklung (der neue Standard wird weniger Obsoleszenzprobleme haben, die Wartungskosten sind geringer, usw.), aber auch um die jeweiligen Stückzahlen. Sechs oder acht Maschinen bieten keine sinnvolle Nutzungsperspektive, auch nicht in Verbindung mit den niederländischen Hubschraubern, da diese ja im Rahmen der eigenen Planung und Anforderungen beschafft wurden (die sogar noch aufgestockt werden musste). Wir sprechen also über mindestens 12 bis 14 Hubschraubern, ähnlich wie die Bestellung der RAF, auch da lohnt sich durchaus noch die Kooperation. Aber lohnt sich diese Stückzahl, wenn man beispielsweise mit 20 bis 24 Maschinen die Zahl der zusätzlich notwendigen NH90 dramatischer reduzieren könnte? Da gehen dann beide Punkte ineinander über.
Deswegen meinte ich ja, wenn du radikal Kosten sparen willst, streiche die STH komplett, Verzichte auf die Konzepte, stecke das Geld in die Erhöhung der Einsatzbereitschaft der NH90, damit deren Absolutkosten langfristig zumindest etwas sinken können. Dieses Herumdoktern mit Minimalstückzahlen beim STH ist meines Erachtens nicht zielführend, entweder nutzt man diesen in der Breite auch zum Ersatz des NH90 in bestimmten Aufgabengebieten (was dessen tatsächliche Verfügbarkeit ja erhöht), oder man lässt es ganz bleiben.
(10.02.2022, 22:58)Quintus Fabius schrieb: Insgesamt ist es daher meine Schlußfolgerung in FARA und FLRAA mit einzusteigen - woran die USA ebenso ein sehr großes Interesse haben müssten - und schließich unsere Helis ab 2030 damit abzulösen.
Das haben wir ja auch alles schon durchdiskutiert, aktuell werden die FVL-Programme stark überhöht, wie sich diese in der Realität entwickeln werden bleibt abzuwarten. Sie werden Vorteile haben, sie werden Nachteile haben, und sie werden in einigen Punkten anders sein. Ich bezweifle, dass eine echte Beteiligung überhaupt realistisch machbar wäre, weil es da auch um Schlüsseltechnologien gibt, die für die Zivilluftfahrt interessant sein könnten (und da ist Airbus als mit Abstand größer Helikopteranbieter auch die größte Konkurrenz).
Losgelöst von solchen Dingen ist der Gedanke einer transatlantischen Kooperation auch in meinen Augen durchaus reizvoll, sollte aber weitergesponnen werden, etwa hinsichtlich einer amerikanischen Beteiligung an einer europäischen Marinehubschrauber-Entwicklung als Gegengeschäft. Entsprechendes Potenzial existiert ja mit Blick auf die europäischen Pläne zum NH90-Nachfolger durchaus.
Aber dafür bräuchte es eine stärkere europäische Geschlossenheit zumindest der größeren Nationen, und die wiederum könnte auch rein auf europäischer Ebene eine deutlich Verbesserung herbeiführen, so dass es keine transatlantische Kooperation bräuchte.
Aber wie gesagt, das haben wir alles schon diskutiert. Meiner rein persönlichen Ansicht nach ist eine Beteiligung an den FVL-Programmen unrealistisch, insofern kann man in diesem Punkt abwarten. Kurzfristiges Handlungspotenzial besteht dadurch nämlich eh nicht.
(11.02.2022, 10:01)Grolanner schrieb: Auch wenn es "nur" um die Marine geht, scheint mir, dass ihr euch gerade so sehr auf das Heer fixiert, dass diese leer ausgeht
Hier geht es ja nur um die Heeresausstattung, die Marine hat ganz andere Anforderungen, und FLRAA ist dafür aus verschiedenen Gründen untauglich. Das haben wir im Forum auch schon an anderer Stelle diskutiert, aus diesem Grund haben die USA auch einen Beobachterstatus bei der NH90-Nachfolgelösung, weil sie perspektivisch auch einen Seahawk-Nachfolger brauchen werden, und den in den eigenen Entwicklungen bisher nicht finden werden.
Eigentlich ist eh die ganze Diskussion hier eine Wiederholung der immergleichen Thematik rund um die Luftmechanisierung, dem STH, dem NH90, usw..