10.02.2022, 13:18
Broensen:
Damit kommen wir zum Kern des ganzen und meiner eigentlichen Intention, die durchaus eine Reduzierung anstrebt und eben keinen Aufwuchs:
Die grundlegende Annahme meiner Idee ist, dass ein großer Teil dieser Ämter, Zentren, Kommandanturen usw überflüssig ist. Wenn man das was notwendig ist diesen wegnimmt und dem Heer unterstellt, in Form von deutlich stromlinienförmigeren, effizienteren Strukturen, dann bleibt der Wasserkopf zurück - und dann löst man diesen auf.
Also würde das explizit der Reduzierung dienen, also der Reduzierung des Gesamt-Wasserkopfes sozusagen. Ich befreie die Teile welche notwendig sind und gerade dadurch kann man dann gegen überflüssige / überkommene / überlebte Pseudoführungsstrukturen aktiv vorgehen.
Eine echte leichte Infanterie hat keine Flanke in diesem Sinne, aber du hast trotzdem recht, zumal du ja selbst auch Panzerspäher und leichte Infanterie de facto getrennt hältst. Meine Kritik dazu entbehrte damit eigentlich jeder Grundlage und war de facto falsch. Man kann ja im Prinzip jede mechanisierte Einheit der Division für die Jäger-Brigade rüber ziehen, ob dass nun die Panzerschützen wären oder sogar ein Kampfpanzer-Bataillon für den Orts- und Häuserkampf usw.
Da habe ich zu vorschnell und unüberlegt geschrieben.
Dazu sollte ich noch anmerken, dass es seit Jahren schon meine Auffassung ist, dass Flugabwehr und Artillerie in ein und derselben Einheit zusammengefasst und schließlich mit denselben Systemen durchgeführt werden. Diese Luftabwehr-Artillerie (LART) tritt bei mir dann an die Stelle der bisherigen konventionellen Artillerie- und Flugabwehr-Einheiten. Und gerade im Bereich der Luftraumverteidigung auf mittlere und größere Distanzen gibt es hier bereits hier und heute eine Menge Möglichkeiten dieses LART Konzept umzusetzen (Raketenartillerie / FlaRak / Radar).
Da solche Einheiten von „weiter hinten“ agieren, macht es Sinn sie auch dort aufzuhängen. Warum aberr nun mit logistischen Elementen gemischt:
Artillerie hat mit den höchsten logistischen Aufwand, sie verbraucht querschnittlich am meisten von den nachzuschiebenen Verbrauchsmitteln und deshalb macht eine räumliche Nähe zur Logistik durchaus Sinn. Die hohe Reichweite wiederum bedeutet, dass man nicht woanders sein muss und die Befähigung zugleich sowohl Konter-Artillerie-Feuer einzusetzen (um die Logistik-Einheiten vor weitreichender feindlicher Artillerie zu schützen), also auch einem LART Konzept folgend die Luftraumverteidigung für die Logistik-Einheiten mit zu leisten schützt zugleich die für den Unterhalt der Artillerie so wesentliche Nachschubkette.
Selbst Rohrartillerie größeren Kalibers könnte man entsprechend für eine Luftabwehr-Rolle verwenden, was gerade eben gegenüber Drohnen eine interessante Option wäre.
Das ist ein sehr guter und absolut wesentlicher Punkt den du hier anführst. Das ist auch in der realen praktischen Führung von Streitkräften so, in der Politik, allenorten. Eine Person hat reale Macht bzw. Einfluss auf die Entscheidung, sie hat eine eingefahrene rein persönliche Meinung und setzt diese dann durch. Dazu sucht sie sich dann entsprechende Ja-Sager und Informationen die zum eigentlich schon gefassten Entschluss passen und sieht sich dann dadurch bestätigt. Dieser Bestätigungsfehler ist meiner Meinung nach eines der Hauptprobleme in der aktuellen real existierenden Bundeswehr.
Entsprechend sucht man sich auch (gerade im Internet) primär Echokammern und entmischt sich alles immer weitergehend. Darin sehe ich sogar ein großes gesellschaftliches Problem. Entsprechend werden auch in der Bundeswehr primär Leute befördert und nach oben durchgereicht, die weitgehend denen entsprechen, die sie so fördern, vor allem vom psychologischen Profil her und so verfestigen sich bestimmte Strukturen weil sie auf bestimmten psychologischen Charakteren beruhen.
Dies aufzubrechen wäre meiner Meinung nach einer der wesentlichsten Schritte um die Streitkräfte wieder herzustellen.
Und auch ich selbst verfalle regelmässig diesem Fehler, obwohl ich mich redlich bemühe möglichst verschiedene Standpunkte und Ideen einzunehmen und diese von der Warte des anderen aus zu durchdenken. Das ist halt an sich eine menschliche Schwäche, die aber angesichts der immensen Komplexität des modernen Krieges ein erhebliches Problem geworden ist, vor allem auch da falsche Entscheidungen angesichts der Geschwindigkeit von allem (vom eigentlichen Gefecht bis zu den Innovationszyklen) kaum noch korrigierbar sind.
Dazu tritt noch die geistige Lähmung der Sozialkultur in diesem Land, die zunehmend nur noch intolerant eine spezifische Ansicht zu allem und jedem zulassen will und den Dissens nicht mehr dulden möchte und darin auch keinen Vorteil mehr erkennen kann. Das sieht man sehr schön in vielen Foren, insbesondere in den wenigen verbliebenen anderen deutschsprachigen Militärforen. Darin wird dann eine spezifische Art und Weise als die einzig richtige, weil einzig wahre deklariert und diese entspricht dem was zur Zeit halt de facto die vorherrschende Sozialkultur ist, weil dort halt die Moderatoren usw. genau dieser und keiner anderen Ansicht sind.
Deshalb finde ich es auch so schade, dass viele sehr widersprüchliche Fraktionen, Gruppen, und Einzelpersonen welche hier früher mal präsent waren nicht mehr vorhanden sind.
Ich bin in Bezug auf Hubschrauber genau so fachfremd wie du es bist, und wahrscheinlich sind meine Kenntnisse da in Wahrheit sogar noch geringer. Um mal die Karten ganz offen auf den Tisch zu legen: ich kenne mich mit Schützenwaffen aus, mit leichter Infanterie und Taktik, und dass war es dann auch schon. Darüber hinaus habe ich mir halt ein wenig Viertelwissen angelesen und versuche eigentlich primär dieses durch solche Diskussionen zu überprüfen und vor allem zu erweitern.
Zitat:Ich denke, das könnte man im Rahmen eines Aufwuchses durchführen, aber nicht während einer Reduzierung.
Zitat:Diese Aussage finde ich immer etwas fragwürdig. Natürlich hat die SKB sehr viel mehr Wasserköpfe als Wasserträger. Sie besteht ja auch zu großen Teilen aus Ämtern, Zentren, Kommandanturen usw., da liegt das in der Natur der Dinge. Nimmt man Logistik, ABC und MP raus, hat man nur noch Wasserkopf.
Damit kommen wir zum Kern des ganzen und meiner eigentlichen Intention, die durchaus eine Reduzierung anstrebt und eben keinen Aufwuchs:
Die grundlegende Annahme meiner Idee ist, dass ein großer Teil dieser Ämter, Zentren, Kommandanturen usw überflüssig ist. Wenn man das was notwendig ist diesen wegnimmt und dem Heer unterstellt, in Form von deutlich stromlinienförmigeren, effizienteren Strukturen, dann bleibt der Wasserkopf zurück - und dann löst man diesen auf.
Also würde das explizit der Reduzierung dienen, also der Reduzierung des Gesamt-Wasserkopfes sozusagen. Ich befreie die Teile welche notwendig sind und gerade dadurch kann man dann gegen überflüssige / überkommene / überlebte Pseudoführungsstrukturen aktiv vorgehen.
Zitat:Aber eine leichte Infanterie, die durch Panzerspäher z.B. in den Flanken abgesichert oder allgemein in einzelnen Situationen unterstützt werden kann, verliert ja nicht den Vorteil ihrer Leichtigkeit. Ich will sie ja auch nicht aneinander binden, sondern lediglich strukturell die Möglichkeit zur Kooperation schaffen.
Eine echte leichte Infanterie hat keine Flanke in diesem Sinne, aber du hast trotzdem recht, zumal du ja selbst auch Panzerspäher und leichte Infanterie de facto getrennt hältst. Meine Kritik dazu entbehrte damit eigentlich jeder Grundlage und war de facto falsch. Man kann ja im Prinzip jede mechanisierte Einheit der Division für die Jäger-Brigade rüber ziehen, ob dass nun die Panzerschützen wären oder sogar ein Kampfpanzer-Bataillon für den Orts- und Häuserkampf usw.
Da habe ich zu vorschnell und unüberlegt geschrieben.
Zitat:Artillerie jedoch passt für mein Verständnis da gar nicht rein, da sie elementarer Bestandteil der Gefechtsführung ist und nicht begleitende Unterstützung. Flugabwehr wiederum könnte aus jeweils unterschiedlichen Gründen wahlweise mit beiden verknüpft werden.
Dazu sollte ich noch anmerken, dass es seit Jahren schon meine Auffassung ist, dass Flugabwehr und Artillerie in ein und derselben Einheit zusammengefasst und schließlich mit denselben Systemen durchgeführt werden. Diese Luftabwehr-Artillerie (LART) tritt bei mir dann an die Stelle der bisherigen konventionellen Artillerie- und Flugabwehr-Einheiten. Und gerade im Bereich der Luftraumverteidigung auf mittlere und größere Distanzen gibt es hier bereits hier und heute eine Menge Möglichkeiten dieses LART Konzept umzusetzen (Raketenartillerie / FlaRak / Radar).
Da solche Einheiten von „weiter hinten“ agieren, macht es Sinn sie auch dort aufzuhängen. Warum aberr nun mit logistischen Elementen gemischt:
Artillerie hat mit den höchsten logistischen Aufwand, sie verbraucht querschnittlich am meisten von den nachzuschiebenen Verbrauchsmitteln und deshalb macht eine räumliche Nähe zur Logistik durchaus Sinn. Die hohe Reichweite wiederum bedeutet, dass man nicht woanders sein muss und die Befähigung zugleich sowohl Konter-Artillerie-Feuer einzusetzen (um die Logistik-Einheiten vor weitreichender feindlicher Artillerie zu schützen), also auch einem LART Konzept folgend die Luftraumverteidigung für die Logistik-Einheiten mit zu leisten schützt zugleich die für den Unterhalt der Artillerie so wesentliche Nachschubkette.
Selbst Rohrartillerie größeren Kalibers könnte man entsprechend für eine Luftabwehr-Rolle verwenden, was gerade eben gegenüber Drohnen eine interessante Option wäre.
Zitat:Ich würde genau diese Punkte ja gerne ergebnisoffen durch diskutieren, aber so wie ich das hier in den letzten Jahren mitbekommen habe, waren entsprechende Versuche bisher meist vergebene Liebesmüh, da eigentlich jeder hierzu seine im Regelfall wenig fundierte, aber doch sehr eingefahrene Meinung hat und vehement vertritt...
Das ist ein sehr guter und absolut wesentlicher Punkt den du hier anführst. Das ist auch in der realen praktischen Führung von Streitkräften so, in der Politik, allenorten. Eine Person hat reale Macht bzw. Einfluss auf die Entscheidung, sie hat eine eingefahrene rein persönliche Meinung und setzt diese dann durch. Dazu sucht sie sich dann entsprechende Ja-Sager und Informationen die zum eigentlich schon gefassten Entschluss passen und sieht sich dann dadurch bestätigt. Dieser Bestätigungsfehler ist meiner Meinung nach eines der Hauptprobleme in der aktuellen real existierenden Bundeswehr.
Entsprechend sucht man sich auch (gerade im Internet) primär Echokammern und entmischt sich alles immer weitergehend. Darin sehe ich sogar ein großes gesellschaftliches Problem. Entsprechend werden auch in der Bundeswehr primär Leute befördert und nach oben durchgereicht, die weitgehend denen entsprechen, die sie so fördern, vor allem vom psychologischen Profil her und so verfestigen sich bestimmte Strukturen weil sie auf bestimmten psychologischen Charakteren beruhen.
Dies aufzubrechen wäre meiner Meinung nach einer der wesentlichsten Schritte um die Streitkräfte wieder herzustellen.
Und auch ich selbst verfalle regelmässig diesem Fehler, obwohl ich mich redlich bemühe möglichst verschiedene Standpunkte und Ideen einzunehmen und diese von der Warte des anderen aus zu durchdenken. Das ist halt an sich eine menschliche Schwäche, die aber angesichts der immensen Komplexität des modernen Krieges ein erhebliches Problem geworden ist, vor allem auch da falsche Entscheidungen angesichts der Geschwindigkeit von allem (vom eigentlichen Gefecht bis zu den Innovationszyklen) kaum noch korrigierbar sind.
Dazu tritt noch die geistige Lähmung der Sozialkultur in diesem Land, die zunehmend nur noch intolerant eine spezifische Ansicht zu allem und jedem zulassen will und den Dissens nicht mehr dulden möchte und darin auch keinen Vorteil mehr erkennen kann. Das sieht man sehr schön in vielen Foren, insbesondere in den wenigen verbliebenen anderen deutschsprachigen Militärforen. Darin wird dann eine spezifische Art und Weise als die einzig richtige, weil einzig wahre deklariert und diese entspricht dem was zur Zeit halt de facto die vorherrschende Sozialkultur ist, weil dort halt die Moderatoren usw. genau dieser und keiner anderen Ansicht sind.
Deshalb finde ich es auch so schade, dass viele sehr widersprüchliche Fraktionen, Gruppen, und Einzelpersonen welche hier früher mal präsent waren nicht mehr vorhanden sind.
Zitat:Während wirklich fundierte Beiträge dazu dann oft für fachfremde wie mich nur schwer zu erfassen sind. So war ich trotz der Lektüre deiner und z.B. Quintus' ausdauernden Debatten diesbezüglich, bisher lediglich in der Lage, mir die hier aufgezeigte Meinung dazu anzueignen.
Ich bin in Bezug auf Hubschrauber genau so fachfremd wie du es bist, und wahrscheinlich sind meine Kenntnisse da in Wahrheit sogar noch geringer. Um mal die Karten ganz offen auf den Tisch zu legen: ich kenne mich mit Schützenwaffen aus, mit leichter Infanterie und Taktik, und dass war es dann auch schon. Darüber hinaus habe ich mir halt ein wenig Viertelwissen angelesen und versuche eigentlich primär dieses durch solche Diskussionen zu überprüfen und vor allem zu erweitern.