(Zweiter Weltkrieg) Die Kokoda-Track-Kampagne 1942
#11
Aus der Lockerheit unserer bisherigen Ausführungen kommt vielleicht nicht ganz heraus, wie unfassbar hart der Kampf spezifisch während dieser Kampagne war. Das Gelände wird von Militärhistorikern als das schwierigste, in jedem Fall eines der schwierigsten der Kriegsgeschichte angsehen. Genau genommen war es eigentlich unmöglich dort überhaupt mit größeren Einheiten zu kämpfen. Die Hitze und Feuchtigkeit, die Steilhänge und der glitischige Boden waren und sind dort unbeschreiblich. Der Dschungel ist derart dicht, dass man teilweise seine Hand nicht mehr sieht wenn man den Arm ausstreckt und dass man seine Füße nicht sieht wenn man nach unten blickt. Dazu kommen extreme Höhenunterschiede (insgesamt muss man ca 5500 Höhenmeter überwinden), Krankheiten und Parasiten aller Art und dem folgend enorme Probleme mit der Trinkwasserversorgung. Tot durch Hitzeerschöpfung, Hitzschlag und Überanstrengung waren keineswegs selten. Es fielen unglaublich viele Soldaten durch Krankheit und körperliche Überforderung aus, regelmässig wurde von Ermüdungsbrüchen berichtet.

Aber als ob das alles noch nicht reichen würde, kämpften die Japaner dort besonders verbissen und dies ergab in Kombination mit dem Gelände, dass es teilweise einfach nicht voran ging. Das Ergebnis waren Unmengen von Toten die man nicht beerdigen oder anderswie beiseite schaffen konnte. In dem heiß-tropischen Klima verwesten die Leichen sehr schnell und verursachten eine unerträgliche Geruchsbelastung. Gerade für den Kokoda Treck wird das sehr viel berichtet und hat anscheinend die Soldaten die dort überlebten nachhaltig geprägt.

Der Verwesungsgeruch staute sich regelrecht und verunmöglichte teilweise das militärische Vorgehen, so extrem wurde er. Die Soldaten mussten selbst mit Abstand oder beim Versuch andere Geländeabschnitte zu nehmen durchgehend die Gasmaske aufsetzen. Entsprechend nahmen Ausfälle wegen Hitzeerschöpfung drastisch zu, aber es war anders nicht mehr machbar. Auch der Anblick der extrem verwesenden Matschleichen welche von Würmern und Insekten wimmelten war psychisch extrem belastend.

Es ist daher durchaus eine wirklich herausragende Leistung der Australier gewesen, sich in diesem Gelände und gegenüber einem derartigen Feind durchsetzen zu können. Auch wenn es nicht die australishcen Thermophylen waren, wie das die ANAZAC Legende heute will, und die Japaner in Wahrheit zahlenmässig unterlegen und von der Logistik her eigentlich gar nicht in der Lage die geplante Operation auszuführen, so ist die schier unfassbare Leistung der Australier dadurch keineswegs geschmälert und man kann davon ausgehen, dass andere Nationen hier aufgrund der Umstände gescheitert wären. Wie die Japaner überhaupt in diesem Gelände anfangs erfolgreich vorgehen konnten entzieht sich im weiteren jedem normalen kriegswissenschaftlichen Verständnis. Das ging halt nur durch die absolute und völige Missachtung von Leben in der kaiserlich japanischen Armee. Es gab da aber noch einen interessanten Spruch unter den japanischen Soldaten welcher meiner Meinung nach bezeichnend ist:

Malaysia war Krieg, Burma war die Hölle, aber niemand kehrt zurück aus Neu-Guinea.
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Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Schneemann - 04.01.2022, 23:30
RE: Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Quintus Fabius - 07.01.2022, 20:58

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