(Zweiter Weltkrieg) Die Kokoda-Track-Kampagne 1942
#9
Ich kann deinen Schlußfolgerungen durchaus zustimmen. Wie es ja gegebenenfalls bekannt ist, habe ich mich ein klein wenig mit der kaiserlich japanischen Armee beschäftigt. Von daher habe ich so ungefähr alles was es zu dieser Thematik gibt gelesen.

Kannibalismus war nach allem was ich über die Situation spezifisch in Neu-Guinea weiß weiter verbreitet als es gemeinhin angeommen wird, überwiegend aber wurde Fleisch von Toten gegessen und primär von gefallenen oder anderweitig umgekommenen Kameraden. Meistens auch nur sehr geringe Mengen. Das löste extreme Scham und Verzweiflung aus, und dass ist auch einer der primären Gründe warum man keine Zeugen findet.

Es ist ja nicht so, dass hier völlig entmenschliche japanische Krieger sich mit Gefechtsfeldkannibalismus im Kamipf gehalten hätten, sondern dass grenzenlos verzweifelte Verhungernde das Fleisch primär von toten Kameraden gegessen haben, und dadurch immense Schuldgefühle und psychische Probleme bekamen. Es gab da zum Beispiel Fälle wo man sich kurzfristig so noch am Leben erhalten hat, dann aber wieder aufgehört hat damit und dann verhungert ist, weil man es nicht ertragen hat. Andere begingen Selbstmord.

Okuzaki ist nun zweifelsohne psychisch krank gewesen. Sehr viele japanische Soldaten die überlebten wiesen erhebliche psychische Störungen auf, was ebenfalls in Japan auf extreme Weise unter den Teppich gekehrt wurde. Sich so extrovertiert und offen aggressiv zu zeigen wie der Protagonist ist in der japanischen Kultur sehr unüblich, allein deshalb schon ist der Protagonist eine völlig aus dem Rahmen fallende Figur.

Entsprechend wird er in Japan extrem kritisch gesehen und wird diese ganze Geschichte vollständig ignoriert. Das trifft auch auf viele andere japanische Kriegsverbrechen zu. Es wird einfach absolut geleugnet, dass es diese jemals gegeben hat. Dieses Klima war schon kurz nach Kriegsende vorherrschend und deshalb ist es ganz allgemein immens schwer Zeugen für irgendwelche Vorgänge zu finden, völlig gleich welcher Art. Kein japanischer Soldat will jemals irgendwo irgenwie dabei gewesen sein, selbst wenn er es nachweislich war.

Beispielsweise behaupteten japanische Veteranen fast unisono, es habe keinerlei Zwangsprostitution (Trostfauen) gegeben, und niemals hätten sie auch nur davon gehört. Das ist natürlich völliger Unfug. Man kann ganz im Gegenteil davon ausgehen, dass fast jeder dieser Soldaten mehrfach "Trostfrauen" vergewaltigt hat, ohne Ausnahme, den das war sehr üblich und der hohe Konformitätsdruck in der japanischen Armee ließen einem da gar keine Wahl. Oder alle behaupten unisono, man habe niemals mit Bajonetten gegen lebende an Pfähle gefesselte Menschen gestochen um damit den "Bajonettkampf zu üben". Tatsächlich kann man davon ausgehen, dass dies üblicher war als meist angenommen wird, gerade in China beispielsweise galt das für eigentlich jeden neuen Rekruten als "Bluttaufe" dass er irgendeinen gefesselten Zivilisten mit dem Bajonett abstechen musste. Diese grundsätzliche Leugung all dessen was damals geschah ist daher genuin typisch für Japan.
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Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Schneemann - 04.01.2022, 23:30
RE: Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Quintus Fabius - 07.01.2022, 18:44

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