(Zweiter Weltkrieg) Die Kokoda-Track-Kampagne 1942
#4
Es gab keine 70mm Regiments-Kanonen in der japanischen Armee. Was du höchstwahrscheinlich meinst sind die Typ 92 Infanterie Bataillons-Geschütze. Eine tatsächlich sehr wirksame und einzigartige Waffe, welche man wie einen Mörser oder auch im direkten Schuss einsetzen konnte. Und tatsächlich waren gerade in diesem Gelände diese Bataillons-Geschütze gegen die Australier sehr erfolgreich. Die dort eingesetzten Bataillone hatten üblicherweise 4 solcher 70mm Infanterie-Geschütze pro Bataillon (nicht gerade viel).

Die Regiments-Artillerie vom Typ41 hatte üblicherweise das Kaliber 75mm, manche Regimenter verwendeten auch Typ94 Gebirgsgeschütze (ebenfalls 75mm), nicht aber in dieser Task-Force. Da waren die Typ94 in dem Gebirgsartillerie-Regiment konzentriert. Beide Typen verwendeten die gleiche 75mm Munition. Spezifisch die Nankai Task Force hatte auch noch ein paar Typ38 Geschütze (ebenfalls 75mm). Die Regiments-Artillerie war bei Divisionen dieses Typs welcher dort zum Einsatz kam üblicherweise 8 Feldgeschütze pro Regiment stark, war aber bei der Nankai Task Force in Unterstärke (querschnittlich vermutlich 6 Geschütze pro Regiment).

Wenn man also sieht wie schwach die Regiments-Artillerie hier ausfiel (das Munitionsproblem noch mal ganz außen vor), war es vor allem das Gebirgs-Artillerie-Bataillon welches die meiste Leistung in diesem Bereich erbrachte. Dieses hatte allerdings eine Mischung aus den bereits erwähnten Typ94 Gebirgsgeschützen und einigen wenigen Typ99 Gebirgsgeschützen, letztgenannte hatten das Kaliber 105mm. Das erschwerte die Logistik noch weiter. Spezifisch die japanischen Gebirgsgeschütze waren hervorragend, extrem leicht, zerlegbar und konnten selbst zur Fuß von nur 22 Soldaten in jedem Gelände bewegt werden.

Vor allem deshalb konnte sich die japanische Artillerie anfangs durchsetzen bzw. erbrachte gegen die Australier eine sehr große Leistung. Ausschlaggebend war da nicht die Anzahl der Rohre, sondern die Zerlegbarkeit und extremste Querfeldeinbeweglichkeit dieser Pack-Artillerie. Die Japaner konnten so Feldartillerie in Gegenden einsetzen, in welche die Australier kein einziges Geschütz verbringen konnten. Das war also vor allem eine Frage der Mobilität. Auch die 70mm Bataillons-Geschütze konnten zerlegt und de facto überallhin gebracht werden, waren aber im Einsatz signifikant präziser als ein Mörser und konnten eben im Gegensatz zu diesem auch im direkten Feuer eingesetzt werden. Der Nachteil im Vergleich zu einem Mörser war das höhere Gewicht pro Einheit.

Noch ein Aspekt war die extreme Robustheit und Unempfindlichkeit speziell der Typ92 Infanteriegeschütze und der Gebirgsgeschütze. Auch ohne Ersatzteile, mit unzureichender Reinigung und Wartung und unter extremsten Umweltbedingungen funktionierten diese Waffen absolut einwandfrei und ohne Störungen.

Das man Munition erbeutete aber keine Nahrungsmittel lag auch daran, dass die Führung die sehr begrenzten logistischen Transportmöglichkeiten absichtlich nur zum Transport von Munition nutzte. Essen wurde stattdessen von Verwundeten und durch Entkräftung kampfunfähigen Soldaten auf die kampffähigen umverteilt. Es wird heute weithin nicht verstanden, dass in vielen Einsätzen mehr japanische Soldaten durch Hunger, verseuchtes Wasser, Krankheiten und Überanstrengung starben, als durch den Feind. Das nahm man als völlig normal und gegeben einfach so hin. Westliche Armeen hätten unter diesen Bedingungen überhaupt nicht operieren können, und heute kann dies gar niemand mehr.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Schneemann - 04.01.2022, 23:30
RE: Die Kokoda-Track-Kampagne 1942 - von Quintus Fabius - 05.01.2022, 00:29

Gehe zu: