29.11.2021, 07:43
(28.11.2021, 21:59)Quintus Fabius schrieb: In Teilen des Heeres, und insbesondere in meinem Gau der Infanterie ist man leider richtiggehend marinefeindlich.
Ich weiß, ich kenne das, und es ist ein Problem, weil sich die Politik und die Industrie diesen inneren Dissens der Bundeswehr immer wieder geschickt zu nutze macht. Man sollte halt mehr mit- statt übereinander reden, aber das gilt ja für alle Bereiche und Fragen unserer Gesellschaft (weswegen Orte wie dieser meiner Ansicht nach enorm wichtig sind).
(29.11.2021, 02:58)Broensen schrieb: Und wer von uns macht jetzt kurzfristig Karriere in der SPD und setzt das Ganze dann als Minister um?
Ich möchte nur mal anmerken, so sehr ich eine gewisse Schwerpunktbildung auch mitgehe, ich denke nicht, dass die nun erarbeitete Aufstellung tatsächlich realisiert werden sollte. Und das liegt zum einen daran, dass sie zwar die finanziellen, nicht aber die politischen Rahmenbedingungen hinreichend berücksichtigt. Wir brauchen mittelfristig eine Vision für Europa und für Europäische Streitkräfte, in der Deutschland als ein verlässlicher Eckpfeiler zur Wahrung unserer gemeinsamen Interessen gilt, und nicht nur als potenter Vebündeter für den Fall, dass der Russe sich nach Westen aufmacht. Die ganzen Routineaufgaben in Friedenszeiten, die multilateralen Verpflichtungen, auch der Beitrag am IKM binden enorme Mittel und verhindern eine auf den großen Konflikt optimierte Bundeswehr (auch ohne Schwerpunktbildung, insbesondere aber mit), sie stellen aber die tatsächliche Einsatzrealität dar und würden das umso mehr, je stärker der politische Wille zur echten Übernahme von Verantwortung wird, was die Basis für jede zukünftige positive Gestaltung der Bundeswehr sein müsste.
Aber selbst wenn wir das ausklammern und die notwendigen politischen Voraussetzungen als gegeben betrachten würden (auch wenn ich nicht weiß, warum wir dann beim strikten Finanzrahmen bleiben sollten), so bleibt zum anderen, und das habe ich hier schon erwähnt, dass wir eigentlich über die falschen Dinge sprechen. Die Aufstellung ist nett, aber streng genommen ist es nur eine Transformation "kranker" Strukturen in andere "kranke" Strukturen. Bevor man sich überlegt, wie moderne Panzer aussehen sollten oder wie viele Fregatten man streichen muss, um eine bestimmte Zahl an zusätzlichen Flugzeugen zu beschaffen, brauchte es die Überlegung, wie wir das aktuelle Inventar tatsächlich einsatzfähig bekommen. Und das meine ich sowohl direkt, also in Form einer hinreichend hohen generellen Einsatzbereitschaft, aber vor allem auch indirekt, für einen intensiveren Konflikt und für mehr als nur eine Angriffs- bzw. Verteidigungswelle.
Solange nicht fest steht, welche Mittel es benötigt werden um unsere aktuellen Streitkräfte zu gesunden, ergibt es wenig Sinn, darüber zu diskutieren, was wir wie verändern.
Eigentlich müsste man sich überlegen, welche Ziele jeweils erreicht werden sollen (durchaus auch mit der Spezialisierung), dann kommt die Frage, welche Mittel dafür in einem Konflikt tatsächlich benötigt werden, und am Ende erst, wie viele Systeme dafür anzuschaffen sind. Das Problem ist natürlich, dass solch eine Diskussion reichlich "unsexy" ist, immerhin sprechen wir dann nicht über Lynx, Eurofighter oder F127.