15.11.2021, 17:56
(15.11.2021, 13:34)Quintus Fabius schrieb: Um mal einen komplett neuen Gedanken einzuwerfen: was würde eigentlich für und gegen eine dreisitzige Plattform sprechen? Wenn man diese etwas größer gestaltet (leichter Bomber) könnte man durchaus auch noch einen dritten Mann unterbringen und das würde gerade in Bezug auf den Einsatz von Drohnen und EloKa einiges bringen.
Jedes weitere Crewmitglied verursacht nicht nur direkte Kosten, sondern zieht auch einen Rattenschwanz weiterer (indirekter) Kosten nach sich. Auch wenn ich den Glauben daran nicht Teile, dass ein komplexes Szenario mit genug technischer Unterstützung von einem Piloten bewältigt werden kann (F-35-Konzeption), so bin ich nicht sicher, ob ein drittes Crewmitglied wirklich notwendig ist. Welche Aufgaben kann eine einzelne Maschine parallel überhaupt erfüllen, welche Flexibilität wird im Einsatz tatsächlich gefordert (echte Swing-Role-Fähigkeiten meines Erachtens nicht)? Das sind Fragen, die man bei einer genaueren Konzeption klären müsste. Ob dann am Ende ein Zwei- oder Dreisitziges Flugzeug steht müsste man sehen. Mit der expliziten Erwähnung wollte ich primär festhalten, dass solch ein Modell keinesfalls als einsitzige Maschine angedacht werden sollte (wie das etwa bei einem schweren Jäger, wie die USA ihn aktuell entwickeln wollen, sinnvoll wäre).
Zitat:Und warum hier eine bemannte Plattform? Und wie würdest du diese im Detail konzipieren?
Vor allem weil solch eine Plattform über sehr fortgeschrittene Kommunikations-, Interpretations- und Improvisationsmöglichkeiten verfügen muss um im direkten Kontakt mit Bodeneinheiten zielgerichtet agieren zu können. Das jedenfalls sind die Lehren, die man aus entsprechenden Einsätzen im Irak und Afghanistan ziehen kann. Trotz einem hohen Grad an Technisierung ist die menschliche Komponente da meines Erachtens absehbar nicht durch eine Maschine ersetzbar. Hinzu kommt noch der psychologischer Faktor. Das Verständnis für die Notwendigkeit einer Handlung kann eine Maschine nicht aufbringen, und das wissen auch die Truppen am Boden. Einen Menschen in der Nähe zu haben gibt Sicherheit und stärkt die Moral in einem Maße, dass das erhöhte Risiko rechtfertigt. Wie solch eine Maschine meiner Ansicht nach konkret aussehen sollte, wenn man sie komplett frei entwickeln könnte, darüber müsste ich mir genauere Gedanken machen. Über abgeleitete, realistischere Ansätze haben wir uns hier ja schon unterhalten: https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=5867
(15.11.2021, 14:18)Broensen schrieb: Z.B. bildet dein Typ C den von Deutschland benötigten Tornadoersatz(-ersatz) mit Leistungszuwachs hervorragend ab, den Frankreich aber nicht exportieren könnte und der auch nicht zwingend optimal für den Trägereinsatz im COIN-Szenario geeignet ist. Beides wäre mit Typ B abgedeckt, der auch deutlich eher real verfügbar sein könnte, ohne den Anspruch des Gesamtsystems zu reduzieren.
Tatsächlich sucht Deutschland mit dem NGF einen Eurofighter-Nachfolger, der eher die Fähigkeiten des Typ B mitbringt. Das Anforderungsprofil für einen Typ C gibt es in Europa nur bei denen, die Wissen wovon sie sprechen, aber keinen Einfluss darauf haben, was tatsächlich passiert.
Zitat:Liege ich da falsch und wenn ja: warum?
Das Hauptproblem bei Drehflüglern ist die Ausdauer, daran ändern auch die FVL-Konzepte nichts, zumal deren Flugleistungen die Vulnerabilität nicht ansatzweise auf ein Niveau bringen, wie dies mit Starrflüglern möglich ist (auch aufgrund der Gewichtsbeschränkungen). Und wenn ich mir die Anforderungen moderner VSTOL-Kampfflugzeuge wie der F-35 anschaue, dann würden Kurzstart-Fähigkeiten auf unbefestigten Pisten die sinnvollere Lösung für den Einsatz von Feldflugplätzen aus sein (die bei ausreichender Ausdauer wiederum nicht unbedingt notwendig wären). Soll heißen, für Luftnahunterstützung in der hier angedachten Form (also klassisches CAS) ergibt nur das Flugzeug tatsächlich Sinn.
Interpretiert man Luftnahunterstützung anders, etwa als integrierten Bestandteil luftbeweglicher Einheiten (wie wir das im Thema Luftmechanisierung diskutiert haben: https://www.forum-sicherheitspolitik.org...p?tid=5614), dann rücken natürlich Drehflügler in das Zentrum der Betrachtung. Aber um solche Einsätze geht es mir hier nicht.
(15.11.2021, 14:46)voyageur schrieb: Kampfflieger immer grösser zu machen, macht am Ende weniger Sinn. Immer mehr Drohnen, brauchen auch entsprechend "Command Control" und Tanker , abgesehen von Mechanikern etc am Boden.
Wie bereits gesagt geht es um die sinnvolle Erfüllung der genannten Aufgaben, nicht umgekehrt darum irgendwelchen Konzepten sinnvolle Aufgaben zu geben. Natürlich spielen auf zivilen Mustern basierende Aufklärungs- und Unterstützungsflugzeuge eine wichtige und immer wichtigere Rolle, aber sie können beispielsweise nicht front- bzw. bedrohungsnah eingesetzt werden. Insofern sollte man beides als sich ergänzende Systeme betrachten.
Airbus hat auf Basis der A330 ja schon entsprechende Konzepte vorgestellt, für mein Empfinden ist das aber einer eigentlich zu große Basis. Der A321XLR befindet sich in der Entwicklung, besitzt in etwa die gleiche Kabinenfläche wie die diversen 707-Derivate und eine enorme Reichweite bei gleichzeitig höheren Manövrierfähigkeiten. Meines Erachtens ist dieses Muster (oder eine davon abgeleitete A320) die bessere und erschwinglichere Basis. In der MRTT-Rolle brilliert natürlich der A330.