14.11.2021, 00:05
reflecthofgeismar:
Vorausgesetzt ich habe dich eingangs richtig verstanden ist das was du da jetzt schreibst aber nicht das was du zuerst dazu geschrieben hast. Da hast du ausdrücklich geschrieben, man sollte die Frage humanitäter Hilfe daran aufhängen ob das einen Mehrwert für uns bringt und im weiteren primär materialistische Faktoren angeführt.
Volk oder Land oder Staat ? Ethnie oder Staatsbürger ? Und wie passt das mit deiner Aussage von vorhin zusammen Zitat: dem helfe ich privat in meinem Umfeld, ohne Frage und DAS mache ich nicht an seiner Ethnie oder dergleichen fest.
Der Vorwurf dass wir heute nicht mehr so "hart" zuschlagen wie früher und dass der frühere Krieg regelloser war und deshalb man früher erfolgreich war und heute nicht mehr erfolgreich ist, klingt zwar logisch - und auch ich selbst habe das früher nicht anders vertreten - aber es gibt im Krieg keine Axiome und jeder Krieg ist einzigartig. Die Ritualisierung des Krieges bedeutet nicht, dass dieser zu milde geführt wird und man nicht mehr so Krieg führt wie früher, sondern dass man den Krieg in einer überregulierten Weise führt. Das besteht als Problem auch dann weiter, wenn man breitflächig massiv töten würde. Solange auch dies in überregulierter Weise geschieht verliert man ebenso, der aktuelle Drohnenkrieg mit seinen extralegalen Tötungen ist ein gutes Beispiel hierfür.
Die völlige Regellosigkeit im Krieg muss daher nicht in jedem Fall mit mehr Töten gleichgesetzt werden, ganz im Gegenteil. Wer Regellosigkeit nur als mehr Gewalt-Möglichkeiten versteht, schränkt sich ein und jede Einschränkung im Krieg ist falsch. Das soll jetzt nicht heißen, dass man nicht durch extremste Gewalt rein militärisch siegen kann, aber man muß einen solchen Sieg eigentlich immer ganzheitlicher betrachten. Völkermord, brutalste Folter und Massenvernichtungswaffen löschen zwar nachhaltig den Feind aus, aber dass ist ja kein Selbstzweck. Das Töten im Krieg dient einem Zweck und wenn dieser anders erreicht werden kann ist dies meist effizienter und nicht in jedem Fall kann das eigentliche Ziel durch mehr Gewalt durchgedrückt werden - und versucht man es dann trotzdem übersteigen die Kosten insgesamt allzu leicht den Nutzen.
Was wäre denn der Nutzen davon gewesen 1,5 Millionen Afghanen umzubringen? Inwiefern hätte das was genau erreicht ?!
So ist es. Das primäre Ziel des Krieges ist in Wahrheit der Wille des Gegners. Mal als ein rein theoretisches Extrembeispiel: wenn ich alle Gegner immer nur einfange - dann aber durch Folter, Gehirnwäsche und Psychopharmaka dauerhaft in ihrem Denken und Fühlen verändere, gewinne ich den Krieg ohne einen einzigen Menschen zu töten. Wohlgemerkt nur ein theoretisches Beispiel um dadurch allgemein das Wirkprinzip in Bezug auf den einzig wirklich relevanten Faktor, nämlich den Willen aufzuzeigen.
Das ist zwar als Momentaufnahme richtig, kann aber trotzdem ganz langfristig betrachtet falsch sein. Nehmen wir mal beispielsweise an wir hätten in Afghanistan immer so weiter gemacht wie in den Jahren 2010 bis 2015 rum, einfach immer weiter, mit alle den Behinderungen, Ritualisierungen usw, so hätten wir irgendwann gewonnen. Nachhaltig. Es ist also dann nur eine Frage der Zeit und damit unseres Willens. Nun kann man beklagen dass dies quälend langsam ist und nach Abkürzungen suchen, aber was wenn diese Abkürzungen allesamt nicht real praktisch funktionieren, der quälend langsame und ineffeziente Prozess aber auf Dauer funktoniert?
Effizienz und Effektivität sind im Krieg zwei einander gegenüber stehende Dinge. Sich selbst im Handlungsspielraum zu beschneiden sollte nicht ausgeschlossen werden nur weil es nachteiligt erscheint. Selbst wenn es nachteilig ist, so gehört zur absoluten Regellosigkeit zwingend auch, dass man ebenso auch Regeln und Ritualisierung anwenden können muss. Man darf nur nie geistig tatsächlich in diesen festhängen.
Die Ritualisierung westlicher Kriegsführung ist daher meiner Auffassung vor allem deshalb ein Problem, weil sie absolut ist und keine anderen Vorgehensweisen zulässt. Weil man geistig darin gefangen ist. Sie ist nicht per se als Methode schlecht, sondern sie ist schlecht aufgrund ihrer Absolutheit.
Wie ich es schon schrieb ist es in Wahrheit gar nicht wichtig ob universelle Menschenrechte existieren oder nicht. Wenn man im Krieg absolute Regellosigkeit anstrebt, weil diese anderen Vorstellungen vom Krieg weit überlegen ist, dann ist die Frage nach Menschenrechten eine die man in einer Art Zwiedenken beantworten kann, in der sie sowohl gelten und existieren als auch nicht gelten und nicht existieren.
Wenn man einem grundsätzlichen Prinzip absoluter Regellosigkeit in der Kriegsführung wirklich folgen will, kann es gar keine Maßstäbe gleich welcher Art geben.
Zitat:Ich helfe niemanden, der es NICHT wertschätzt.
Sicher, er bräuchte vielleicht temporär Hilfe - um JETZT zu überleben, nur was bringt mir das, außer um mich auf ein moralisches Podest stellen zu können? Gar nichts. Jemanden der Hilfe ehrlich annimmt und daraus lernt bzw. lernen will, ist etwas anderes, dem helfe ich privat in meinem Umfeld, ohne Frage und DAS mache ich nicht an seiner Ethnie oder dergleichen fest.
Vorausgesetzt ich habe dich eingangs richtig verstanden ist das was du da jetzt schreibst aber nicht das was du zuerst dazu geschrieben hast. Da hast du ausdrücklich geschrieben, man sollte die Frage humanitäter Hilfe daran aufhängen ob das einen Mehrwert für uns bringt und im weiteren primär materialistische Faktoren angeführt.
Zitat:Ich will nur Stärke - wozu auch Wohlstand gehört - für mein Volk, nichts anderes.
Volk oder Land oder Staat ? Ethnie oder Staatsbürger ? Und wie passt das mit deiner Aussage von vorhin zusammen Zitat: dem helfe ich privat in meinem Umfeld, ohne Frage und DAS mache ich nicht an seiner Ethnie oder dergleichen fest.
Zitat:Momentan sind die (Neo)Taliban bzw. allerei solche Gruppierungen "stark" weil der Westen, respektive die Amerikaner, nicht mehr so Krieg führen ("Moral") wie im WK2 oder Korea, ansonsten wären nicht 1.5mio Iraker mehrheitlich durch andere Iraker/Orientale getötet wurden sondern durch Ami-Bomben und nicht "nur" 150k.
Der Vorwurf dass wir heute nicht mehr so "hart" zuschlagen wie früher und dass der frühere Krieg regelloser war und deshalb man früher erfolgreich war und heute nicht mehr erfolgreich ist, klingt zwar logisch - und auch ich selbst habe das früher nicht anders vertreten - aber es gibt im Krieg keine Axiome und jeder Krieg ist einzigartig. Die Ritualisierung des Krieges bedeutet nicht, dass dieser zu milde geführt wird und man nicht mehr so Krieg führt wie früher, sondern dass man den Krieg in einer überregulierten Weise führt. Das besteht als Problem auch dann weiter, wenn man breitflächig massiv töten würde. Solange auch dies in überregulierter Weise geschieht verliert man ebenso, der aktuelle Drohnenkrieg mit seinen extralegalen Tötungen ist ein gutes Beispiel hierfür.
Die völlige Regellosigkeit im Krieg muss daher nicht in jedem Fall mit mehr Töten gleichgesetzt werden, ganz im Gegenteil. Wer Regellosigkeit nur als mehr Gewalt-Möglichkeiten versteht, schränkt sich ein und jede Einschränkung im Krieg ist falsch. Das soll jetzt nicht heißen, dass man nicht durch extremste Gewalt rein militärisch siegen kann, aber man muß einen solchen Sieg eigentlich immer ganzheitlicher betrachten. Völkermord, brutalste Folter und Massenvernichtungswaffen löschen zwar nachhaltig den Feind aus, aber dass ist ja kein Selbstzweck. Das Töten im Krieg dient einem Zweck und wenn dieser anders erreicht werden kann ist dies meist effizienter und nicht in jedem Fall kann das eigentliche Ziel durch mehr Gewalt durchgedrückt werden - und versucht man es dann trotzdem übersteigen die Kosten insgesamt allzu leicht den Nutzen.
Was wäre denn der Nutzen davon gewesen 1,5 Millionen Afghanen umzubringen? Inwiefern hätte das was genau erreicht ?!
Zitat:Das ist jetzt ein Beispiel, man kann auch härter/effizienter Krieg führen ohne gleich Massen an Menschen zu vernichten.
So ist es. Das primäre Ziel des Krieges ist in Wahrheit der Wille des Gegners. Mal als ein rein theoretisches Extrembeispiel: wenn ich alle Gegner immer nur einfange - dann aber durch Folter, Gehirnwäsche und Psychopharmaka dauerhaft in ihrem Denken und Fühlen verändere, gewinne ich den Krieg ohne einen einzigen Menschen zu töten. Wohlgemerkt nur ein theoretisches Beispiel um dadurch allgemein das Wirkprinzip in Bezug auf den einzig wirklich relevanten Faktor, nämlich den Willen aufzuzeigen.
Zitat:Aber diese Ritualisierungen des Krieges, beschneiden "humanistische" Staaten enorm in ihrem Handlungsspielraum und werden vom Feind ausgenutzt.
Das ist zwar als Momentaufnahme richtig, kann aber trotzdem ganz langfristig betrachtet falsch sein. Nehmen wir mal beispielsweise an wir hätten in Afghanistan immer so weiter gemacht wie in den Jahren 2010 bis 2015 rum, einfach immer weiter, mit alle den Behinderungen, Ritualisierungen usw, so hätten wir irgendwann gewonnen. Nachhaltig. Es ist also dann nur eine Frage der Zeit und damit unseres Willens. Nun kann man beklagen dass dies quälend langsam ist und nach Abkürzungen suchen, aber was wenn diese Abkürzungen allesamt nicht real praktisch funktionieren, der quälend langsame und ineffeziente Prozess aber auf Dauer funktoniert?
Effizienz und Effektivität sind im Krieg zwei einander gegenüber stehende Dinge. Sich selbst im Handlungsspielraum zu beschneiden sollte nicht ausgeschlossen werden nur weil es nachteiligt erscheint. Selbst wenn es nachteilig ist, so gehört zur absoluten Regellosigkeit zwingend auch, dass man ebenso auch Regeln und Ritualisierung anwenden können muss. Man darf nur nie geistig tatsächlich in diesen festhängen.
Die Ritualisierung westlicher Kriegsführung ist daher meiner Auffassung vor allem deshalb ein Problem, weil sie absolut ist und keine anderen Vorgehensweisen zulässt. Weil man geistig darin gefangen ist. Sie ist nicht per se als Methode schlecht, sondern sie ist schlecht aufgrund ihrer Absolutheit.
Zitat:Für mich hat ein Schwerstkriminelle, der beispielsweise ein Kinder-Serienmörder ist, nicht mehr dieselben Rechte wie ein unbescholtener, anständiger Bürger.
Wie ich es schon schrieb ist es in Wahrheit gar nicht wichtig ob universelle Menschenrechte existieren oder nicht. Wenn man im Krieg absolute Regellosigkeit anstrebt, weil diese anderen Vorstellungen vom Krieg weit überlegen ist, dann ist die Frage nach Menschenrechten eine die man in einer Art Zwiedenken beantworten kann, in der sie sowohl gelten und existieren als auch nicht gelten und nicht existieren.
Zitat:Menschenrechte für jene, die sich so Verhalten wie von einem selbst gefordert bzw. mit kleinen - erlaubbaren Abstrichen.
Ein Krieg zwischen Engländern und Deutschen in den Dünen Nordafrikas wird (wurde) nunmal anders ausgefochten wie ein Krieg zwischen Menschen die im 7. Jhd festhängen und auf gänzlich andere Art und Weise ideologisiert sind.
Da muss man andere Maßstäbe setzen.
Wenn man einem grundsätzlichen Prinzip absoluter Regellosigkeit in der Kriegsführung wirklich folgen will, kann es gar keine Maßstäbe gleich welcher Art geben.