18.10.2021, 08:43
Zur Zukunft des Heeres - ein Beitrag von Generalleutnant Mais als Inspekteur desselben. Mit einem Kommentar meiner Wenigkeit dazu:
https://www.fkhev.de/dl/InfoBriefHeer_04...ersion.pdf
Meiner Meinung nach muss die Befähigung im Inneren zu wirken noch deutlich ausgebaut werden. Und sie muss über bloße Hilfe bei Naturkatastrophen deutlich hinaus gehen. Hierzu ist eine sehr viel engere Verzahnung bestimmter Einheiten mit der Bundespolizei und den Länderpolizeien notwendig, da der moderne Krieg in Form des Terrorismus mit Leichtigkeit jederzeit im Inneren Ausmaße annehmen kann, welche durch die Polizeikräfte nicht mehr bewältigt werden können und da bestimmte Formen von Katastrophen, beispielsweise ein längerer Blackout in größeren Teilen des Landes (oder gar landesweit) zum völligen Zusammenbruch der öffentlichen Sicherheit und Ordnung binnen weniger Tage führen würde.
Entsprechende Fähigkeiten der BW sind nicht ausreichend vorhanden. Das reicht von der Pioniertruppe über die Wasseraufbereitung hin zur Bereitstellung von Elektrizität und Kommunikation bei Ausfall der entsprechenden zivilen Kommunikationsinfrastruktur bis hin zu hochbeweglichen bewaffneten Kräften welche zusätzlich spezifisch im Polizeikampf geschult sind.
Die Erfahrungen dieses Einsatzes, die ganze Entwicklung der DSO hin zur DSK und der Umgang des Heeres mit den Kräften der DSK bzw. Teilen davon zeigen meiner Überzeugung nach klar auf, dass man die DSK dem Heer wegnehmen muss und sie der Luftwaffe unterstellen sollte. Damit kämen die "Heeres"flieger entsprechend ebenso zur Luftwaffe und wären alle diese Kräfte wie KSK; Fallschirmjäger etc im weiteren Kräfte der Luftwaffe. Dies hätte meiner Ansicht nach erhebliche Vorteile für die weitere Entwicklung dieser Befähigung und für die Entwicklung der Luftwaffe selbst, würde gedanklich und auch haushaltsrechtlich Verschiebungen anregen und würde den meiner Meinung nach negativen Einfluss den das Heer oft in diesem Bereich gehabt hat ausschalten.
Auf gut Deutsch: das Heer ist kriegsunfähig, kampfunfähig, unfähig. Wenn man mit ca. 63.000 Mann schlußendlich nur eine einzige einsatzfähige Brigade für wenige Wochen einsetzen kann, dann müsste jederman sofort einleuchten dass hier etwas extremst unstimmig ist. Wenn wir aus so vielen Soldaten und deren Material gerade mal eine Brigade zusammen stückeln können ist ein solcher Frankenstein-Verband darüber hinaus auch in seiner Kampfkraft fragwürdig, zu wenig organisch ist sein Aufbau.
Was wir zwingend benötigen sind organische möglichst feste Großkampfverbände welche eben nicht von überall her zusammen gestückelt werden. Das ist nicht mal bloß eine Frage der Ausrüstung, dass reicht viel weiter. Schon bei jedem Auslandseinsatz sind die Stellenbesetzungslisten wichtiger als möglichst organische Einheiten zum Einsatz zu bringen. Die ganze Personalentwicklung der Bundeswehr ist in Bezug auf diese Richtung eine Katastrophe für die militärische Leistungsfähigkeit.
Wir benötigen organische Brigaden. Wenn dann nicht jede davon das volle Material hat ist das weniger relevant. Man kann dann bei vielen Einsätzen (Auslandseinsätzen) entsprechend das Material einfach weiter geben, solange nur das Personal gleich und zusammen bleibt. Dazu bedürfte man aber auch entsprechend symetrischer und fraktaler Strukturen, statt dem höchst heterogenen Stuckwerk welches aktuell vorherrscht.
Eine simple Möglichkeit das Niveau und die Komplexität hier zu senken wäre es, höchst einfach die angeschlossenen Hubschrauberanteile heraus zu streichen und entsprechend alle Helis an die Luftwaffe abzugeben. Dies würde es sofort ermöglichen die VJTF 2023 viel eher und tatsächlich aus eigenen Mitteln heraus vorhalten zu können.
Oder drücken wir es einfacher aus: die NATO Zertifizierung wird scheitern.
Es fehlen Schwerpunkte an den entscheidenden Stellen. Damit diese realisiert werden können ist es eigentlich unumgänglich die Komplexität und die Ansprüche an anderen Stellen zu reduzieren. Beispielsweise nannte ich schon die Idee der organischen Heliverbände welche ja auch bei der Division 2027 so vorhanden sein sollen. Man müsste eigentlich überall eher verzichten statt aufzublähen, dass zieht sich durch alle Bereiche.
Nachdem man in Afghanistan derart gescheitert wird breitet sich leider auch gerade zur Zeit eine gewisse beleidigte Leberwurst Attitüde gegenüber COIN und Auslandseinsätzen dieser Art aus. Man vernachlässigt diese Fähigkeiten daher intentional statt die gewonnenen Erfahrungen ernsthaft zu evaluieren und zu sichern. LV/BV darf eben nicht das alleinige Ziel sein und es sollte auch nicht das alleinige Kerngeschäft sein. Und es hakt wie schon geschrieben nicht am Material allein, sondern die materiellen Probleme werden auch vorgeschoben um damit über andere Problemstellungen hinweg zu täuschen. Die größte Problemstellung ist die Generalskaste selbst und ihre Vorstellungen an sich.
(geht gleich weiter)
https://www.fkhev.de/dl/InfoBriefHeer_04...ersion.pdf
Zitat:...so geht es weiter mit dem Deutschen Heer!
Zitat:Dies zeigte sich eindrucksvoll in der Amtshilfe in der Pandemie ebenso wie im Rahmen der Hochwasserhilfe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, wo insbesondere die Leistungsfähigkeit der Pioniertruppe offen zu Tage trat. Auch wenn diese Amtshilfe nicht der eigentliche Kernauftrag ist, so hat
die Bevölkerung gespürt, dass wir da sind, wenn wir gebraucht werden.
Meiner Meinung nach muss die Befähigung im Inneren zu wirken noch deutlich ausgebaut werden. Und sie muss über bloße Hilfe bei Naturkatastrophen deutlich hinaus gehen. Hierzu ist eine sehr viel engere Verzahnung bestimmter Einheiten mit der Bundespolizei und den Länderpolizeien notwendig, da der moderne Krieg in Form des Terrorismus mit Leichtigkeit jederzeit im Inneren Ausmaße annehmen kann, welche durch die Polizeikräfte nicht mehr bewältigt werden können und da bestimmte Formen von Katastrophen, beispielsweise ein längerer Blackout in größeren Teilen des Landes (oder gar landesweit) zum völligen Zusammenbruch der öffentlichen Sicherheit und Ordnung binnen weniger Tage führen würde.
Entsprechende Fähigkeiten der BW sind nicht ausreichend vorhanden. Das reicht von der Pioniertruppe über die Wasseraufbereitung hin zur Bereitstellung von Elektrizität und Kommunikation bei Ausfall der entsprechenden zivilen Kommunikationsinfrastruktur bis hin zu hochbeweglichen bewaffneten Kräften welche zusätzlich spezifisch im Polizeikampf geschult sind.
Zitat:Bei der Evakuierung und Rettung deutscher Staatsangehöriger und anderer Schutzbefohlener in Afghanistan wurde abermals deutlich, wie wichtig Reaktionsfähigkeit in Krisensituationen ist.Nur durch das permanente Vorhalten dieser Fähigkeiten (KSK, Aufklärungskräfte, Fallschirmjäger, weitere spezialisierte Kräfte) 24/7 war es uns möglich, unmittelbar nach der politischen Entscheidung zu handeln. Hier war für jeden Beteiligten spürbar und erlebbar, wie wichtig militärische Handlungsoptionen für die Politik bleiben und wie gut wir beraten sind, in diese Handlungsoptionen zeitgerecht zu investieren.
Die Erfahrungen dieses Einsatzes, die ganze Entwicklung der DSO hin zur DSK und der Umgang des Heeres mit den Kräften der DSK bzw. Teilen davon zeigen meiner Überzeugung nach klar auf, dass man die DSK dem Heer wegnehmen muss und sie der Luftwaffe unterstellen sollte. Damit kämen die "Heeres"flieger entsprechend ebenso zur Luftwaffe und wären alle diese Kräfte wie KSK; Fallschirmjäger etc im weiteren Kräfte der Luftwaffe. Dies hätte meiner Ansicht nach erhebliche Vorteile für die weitere Entwicklung dieser Befähigung und für die Entwicklung der Luftwaffe selbst, würde gedanklich und auch haushaltsrechtlich Verschiebungen anregen und würde den meiner Meinung nach negativen Einfluss den das Heer oft in diesem Bereich gehabt hat ausschalten.
Zitat:Die VJTF (L) 2019 zeigte nicht mehr, aber auch nicht weniger, dass wir befähigt waren, mit Vorlauf von knapp zwei Jahren eine verstärkte Kampfbrigade mit multinationaler Unterstützung nach Norwegen zu verlegen und für einige Wochen in einem LV/BV-Übungsszenario zu halten. ....Der aufgrund damals bestehender Lücken notwendige Austausch an Material und Personal von anderen Verbänden an diesen einen Verband ließ den Rest des Heeres aber in vielen Bereichen fast trockenlaufen.
Auf gut Deutsch: das Heer ist kriegsunfähig, kampfunfähig, unfähig. Wenn man mit ca. 63.000 Mann schlußendlich nur eine einzige einsatzfähige Brigade für wenige Wochen einsetzen kann, dann müsste jederman sofort einleuchten dass hier etwas extremst unstimmig ist. Wenn wir aus so vielen Soldaten und deren Material gerade mal eine Brigade zusammen stückeln können ist ein solcher Frankenstein-Verband darüber hinaus auch in seiner Kampfkraft fragwürdig, zu wenig organisch ist sein Aufbau.
Was wir zwingend benötigen sind organische möglichst feste Großkampfverbände welche eben nicht von überall her zusammen gestückelt werden. Das ist nicht mal bloß eine Frage der Ausrüstung, dass reicht viel weiter. Schon bei jedem Auslandseinsatz sind die Stellenbesetzungslisten wichtiger als möglichst organische Einheiten zum Einsatz zu bringen. Die ganze Personalentwicklung der Bundeswehr ist in Bezug auf diese Richtung eine Katastrophe für die militärische Leistungsfähigkeit.
Wir benötigen organische Brigaden. Wenn dann nicht jede davon das volle Material hat ist das weniger relevant. Man kann dann bei vielen Einsätzen (Auslandseinsätzen) entsprechend das Material einfach weiter geben, solange nur das Personal gleich und zusammen bleibt. Dazu bedürfte man aber auch entsprechend symetrischer und fraktaler Strukturen, statt dem höchst heterogenen Stuckwerk welches aktuell vorherrscht.
Zitat:Ich stellte es unter die Überschrift „Klarheit und Wahrheit“ als ich im Herbst 2020 aufzeigte, dass das erklärte Ziel für VJTF (L) 2023 – eine Brigade allein aus eigenen Mitteln heraus für das hochintensive Gefecht einsatzbereit zu machen – nicht mehr erreicht würde. Wohlgemerkt: das Niveau und die zu
beherrschende Komplexität der VJTF (L) 2023 mit angeschlossenen Hubschrauberanteilen wird weitaus höher sein als das der VJTF (L) 2019
Eine simple Möglichkeit das Niveau und die Komplexität hier zu senken wäre es, höchst einfach die angeschlossenen Hubschrauberanteile heraus zu streichen und entsprechend alle Helis an die Luftwaffe abzugeben. Dies würde es sofort ermöglichen die VJTF 2023 viel eher und tatsächlich aus eigenen Mitteln heraus vorhalten zu können.
Zitat:Wir gehen in Teilbereichen mit neu beschafftem (SPz Puma einschl. Soldatensystem IdZ-ES)
oder modernisiertem Großgerät (KPz Leopard 2 A7V) an den Start. Wichtige Schritte vorwärts! Aber zur Wahrheit gehört auch, dass Stand heute keines der wesentlichen IT-Projekte einsatzbe-
reit in der Truppe ist. Angesichts immer weiterer Verzögerungen wird die verbleibende Zeit bis zum Herstellen der Führungsfähigkeit zur NATO-Zertifizierung daher gefährlich knapp.
Oder drücken wir es einfacher aus: die NATO Zertifizierung wird scheitern.
Es fehlen Schwerpunkte an den entscheidenden Stellen. Damit diese realisiert werden können ist es eigentlich unumgänglich die Komplexität und die Ansprüche an anderen Stellen zu reduzieren. Beispielsweise nannte ich schon die Idee der organischen Heliverbände welche ja auch bei der Division 2027 so vorhanden sein sollen. Man müsste eigentlich überall eher verzichten statt aufzublähen, dass zieht sich durch alle Bereiche.
Zitat:Die Dysfunktionalität des Gesamtsystems im Hinblick auf unser Kerngeschäft LV/BV wird nach wie vor deutlich. Hauptsächlich, weil der Zulauf und Umfang des Materials nicht oder nicht zeitgerecht zur Zertifizierung Ende 2022 und zur Stand-by-Phase 2023 rüstungsseitig erfolgen wird, obwohl die VJTF (L) 2023 faktisch zur „Vorrangbrigade“ erklärt wurde.
Nachdem man in Afghanistan derart gescheitert wird breitet sich leider auch gerade zur Zeit eine gewisse beleidigte Leberwurst Attitüde gegenüber COIN und Auslandseinsätzen dieser Art aus. Man vernachlässigt diese Fähigkeiten daher intentional statt die gewonnenen Erfahrungen ernsthaft zu evaluieren und zu sichern. LV/BV darf eben nicht das alleinige Ziel sein und es sollte auch nicht das alleinige Kerngeschäft sein. Und es hakt wie schon geschrieben nicht am Material allein, sondern die materiellen Probleme werden auch vorgeschoben um damit über andere Problemstellungen hinweg zu täuschen. Die größte Problemstellung ist die Generalskaste selbst und ihre Vorstellungen an sich.
(geht gleich weiter)