10.10.2021, 15:22
(09.10.2021, 15:43)Quintus Fabius schrieb: Deutsche Krieger sollten es zudem nicht nötig haben sich dergestalt zu gebärden, allein schon weil es mit der militärischen und persönlichen Ehre vollkommen unvereinbar ist.
Derartige Entwicklungen entstehen eigentlich immer aus einem Gefühl der Ohnmacht und Minderwertigkeit heraus, was dem eigentlichen Sinn von Streitkräften an sich zuwiderläuft. Demensprechend muss man eigentlich jedem Soldaten die Dienstfähigkeit absprechen, der sich einem solchen Gebaren hingibt.
(10.10.2021, 05:59)Schneemann schrieb: Genau genommen haben in letzter Konsequenz die viel bemühten preußischen Tugenden und Werte die Katastrophe von 1945 erst möglich gemacht und somit sich selbst und ihre eigenen "Kinder" aufgefressen.
Ich würde sogar behaupten, dass es einfach nur der NS war, der es geschafft hat, die vorhandenen Grundlagen in der Gesellschaft geschickt für sich zu nutzen. In Bayern und Österreich waren sie ja mindestens genau so erfolgreich damit, ohne preußische Tugenden. Nur war die Preußische Grundlage natürlich sehr hilfreich beim Aufbau der Militärmacht. Daher wird es im Rückblick immer mit dem assoziiert, was die Nazis im Ausland angerichtet haben.
(10.10.2021, 09:10)Quintus Fabius schrieb: Die Katastrophe welche unser Volk befallen hat wurzelt nun nicht in den preußischen Werten und Tugenden, in keinster Weise haben diese den allem was Deutsch ist zutiefst entgegen gesetzten Nationalsozialismus hervor gebracht, noch haben sie die Niederlage verschuldet. Es wird ganz allgemein sowohl in der Gesellschaft wie auch in der Bundeswehr zu wenig verstanden und zu wenig kommuniziert, auf welch extreme Weise die Nationalsozialisten die Deutsche Kultur beschädigt haben, was sie alles zerstörten das genuin Deutsch war und wie sehr diese linksextremistische Verbrecherbande unser Vaterland kulturell zugrunde richtete. ... Nationalsozialisten und die heutigen Neonazis welche diesen allem wahrhaft Deutschen entgegen gesetzen Dreck auch noch nachfolgen wollen. Für jeden Nationalisten müsste eigentliche diese Entartung der Feind schlechthin sein.
Ich gebe dir dabei absolut Recht. Das Problem ist hierbei teilweise ein intellektuelles: Nur wenige sind vom Bildungsgrad her in der Lage, diese Unterschiede zu erkennen. Und von denen sind dann auch viele der Ansicht, dass man die historische Phase des Nationalismus insgesamt bereits überwunden haben müsste und dass alles militärische obsolet sei.
Im trivialen öffentlichen Diskurs, vor allem in der Schule, wird grundsätzlich unkritisch aufgezeigt, dass Nationalismus und Militarismus die Basis des NS geliefert hätten. Und das hauptsächlich, weil die differenzierte Betrachtung zum Einen viel mehr Zeit in Anspruch nehmen würde und zum Anderen historische Aspekte neutral dargestellt werden müssten, die aus heutiger gesellschaftlicher Perspektive wertend vermittelt werden müssen, um keinen Presse-gestützten Aufstand der gesammelten Elternschaft zu verursachen. Außerdem sind natürlich auch die Lehrkräfte selbst bereits entsprechend "fehlgebildet" worden.
(10.10.2021, 09:10)Quintus Fabius schrieb: Dessen ungeachtet ist es meiner Meinung nach heute eben nicht mehr möglich die von German Military Power beschworenen Werte der Vorväter wieder zu errichten. Der Faden ist abgerissen, die Wurzel in unsere Vergangenheit ist verdorrt. Zweifelsohne ist dies zum größten Schaden für unser Vaterland, aber es ist nun mal nicht mehr zu ändern. Deshalb schrieb ich es so, dass eben keine echte Traditionslinie mehr in unsere Vergangenheit mehr herstellbar ist, was man zwar zutiefst bedauern muss, was aber einfach Fakt ist. Wir müssen uns daher neu erfinden. Ein neuer Deutscher Nationalismus kann daher nur entstehen und gedeihen, wenn er sich von der Vergangenheit befreit. Und allein eine solche geistige Freiheit wäre in der Lage die Kampfkraft unserer Streitkräfte wieder herzustellen.
Dadurch, dass der NS alles was davor mal "gut" war für sich eingenommen und somit diskreditiert hat, bleibt tatsächlich nicht mehr viel übrig, auf dass sich eine deutsche Nation noch unvoreingenommen berufen kann.
Ich sehe aber auch hier neue Möglichkeiten aus der europäischen Integration heraus. Bei einer stärkeren militärischen und außenpolitischen Einigung der EU, würde dem Nationalen das negative Moment genommen, dass man eine Bedrohung nach außen darstellt. Käme man zudem noch zu einer sinnvollen Einwanderungspolitik und entsprechenden Gesellschaftskultur, wäre es durchaus möglich, ein gesundes Maß an Nationalgefühl neu aufzubauen und dadurch letztendlich auch rechtsradikale Umtriebe einzudämmen.
(10.10.2021, 13:40)Quintus Fabius schrieb:(10.10.2021, 09:22)Schneemann schrieb: Auch wenn ich die Intention verstehe, frage ich mich, wieso es denn immer ein "Nationalismus" sein muss? Man kann sehr gut Patriot sein, ohne dem Nationalismus zu frönen.Allein das man es heute in Deutschland für nötig befindet so krampfhaft zwischen beidem zu differenzieren zeigt doch auf dass hier ein Problem besteht. Nationalismus ist genau genommen an kein politisches System gebunden, er kann daher auch in einer freiheitlichen, demokratischen Form auftreten. Nationalismus wird heute immer gleichgesetzt mit Intoleranz, Agression gegen andere und Verachtung anderer. Genau das ist falsch. Es gibt daher in Wahrheit auch gar keine tatsächliche Unterscheidung zwischen Patriotismus und Nationalismus.
Ein riesiges Problem in Deutschland, das aus dem mangelnden Verständnis von Nationalismus in der Breite der Gesellschaft entsteht. (Übrigens kein Wunder, wenn der Geschichtsunterricht in der Schule fast nahtlos von der französischen Revolution zur NS-Zeit übergeht...) Der Nationalismus war ursprünglich der Gegenentwurf zum vorherrschenden System der Adelsherrschaft und Theokratie. Er ist die Umsetzung des Selbstbestimmungsrechts der Völker, quasi der Ursprung aller modernen Demokratien. Nationalismus war mal ein linkes Konzept, dass dem Volk den Vorrang vor den alten Eliten verschaffen sollte.
Die moderne Verwendung des Begriffes für die extremen Auswüchse dieses im Kern höchst wünschenswerten Prinzips, ist einfach eine sprachliche Fehlentwicklung, die leider auch starke gesellschaftliche Konsequenzen mit sich bringt. Diese zeigen sich insbesondere in den Staaten, die in der Vergangenheit versucht haben, anderen ihren Willen aufzuzwingen, sei es durch den Kolonialismus, Blitzkrieg oder Stellvertreterkriege. Eine Nation beinhaltet nun mal auch so etwas wie ein gemeinschaftliches Gewissen. Nicht-expansive Nationen haben hingegen teilweise ein ganz anderes, unproblematischeres Verständnis von Nationalismus und Patriotismus.