18.09.2021, 02:15
(18.09.2021, 00:20)Quintus Fabius schrieb: Ein solcher Krieg macht aus russischer Sicht eigentlich nur Sinn, wenn man in einem schnellen Schlag Gebiete einnimmt und diese dann als Verhandlungsmasse verwendet und den Krieg so schnell wie möglich beendet. Das ist für Russland nicht als ein Krieg des Manövrierens führbar. Man überrennt das Baltikum und ein paar andere Gebiete und dann muss man diese halten. Jeder weitere Vorstoß verschlechtert nur die eigene Situation, zumal die Lage in der Luft über kurz oder lang kippt und dann jede weitere offensive Bewegung immer mehr zu einem inakezeptablen Risiko würde.
Oft bin ich ja hinsichtlich geopolitischer Einschätzungen nicht ganz deiner Meinung, aber das halte ich mal für eine wirklich gute Analyse.
(18.09.2021, 00:20)Quintus Fabius schrieb: Russland hat keine direkte Grenze mit Polen wenn man Kaliningrad mal rauslässt. Es gibt eigentlich gar kein Aufmarschgebiet aus dem heraus ein solcher Schlag gegen Polen geführt werden könnte ... Anders sähe es aus, wenn Weißrussland aktiv und offensiv mit in den Krieg eintritt ... Wir wissen ja ungefähr was für Truppen Russland im Westen hat. Wenn die Russen nun weitere Truppen nach Westen verlegen, dann kann man entsprechend auch eigene Verbände nach Osten verlegen usw. ... Jede ausreichende Verstärkung der russischen Streitkräfte im Westen könnte theoretisch mit entsprechender Gegenverstärkung beantwortet werden.
Ich gehe stark davon aus, dass Belarus in einem solchen Szenario defacto zu russischem Gebiet werden würden. Und das könnte sogar noch für das Überraschungsmoment genutzt werden, dadurch dass der Aufmarsch auf russischem Gebiet stattfindet und dann im letzten Moment Massenverlegungen durch Weißrussland stattfinden, während der Westen sich noch wundert, warum Putin plötzlich Belarus angreift.
(18.09.2021, 00:20)Quintus Fabius schrieb: Gerade das könnte man in Frage stellen, den die Frage ist, was eine starke polnische Panzertruppe eigentlich exakt tun soll?
Mit Luftunterstützung aus dem restlichen Europa russische Landstreitkräfte davon abhalten, Polen einzunehmen, bevor Unterstützung eintrifft. Sei es durch verzögernden Stellungskampf im Osten Polens oder durch Rückeroberung von Handstreich-artig genommenen polnischen oder baltischen Gebieten. Sofern uns die Russen nicht ein halbes Jahr Vorlauf gönnen, werden wir keine ausreichenden schweren Kräfte rechtzeitig an die Front bekommen, außer eben den polnischen. Somit sollte hier die Verzögerung des Vormarschs mechanisierter Kräfte entscheidend werden.
(18.09.2021, 00:20)Quintus Fabius schrieb: Die gleiche Fragestellung wirft das Baltikum selbst auf? Was für Streitkräfte bräuchten die Balten um die Eroberung ihrer Länder ernsthaft zu behindern oder gar abzuwehren und wie könnte man diese finanzieren und aufstellen und dies ohne Russland dadurch zugleich offensiv zu bedrohen, so dass die Russen regelrecht gezwungen wären ihre Weststreitkräfte ständig aufzustocken?!
Das dürfte schlicht und einfach nicht möglich sein, wenn man konventionell denkt.
(18.09.2021, 00:20)Quintus Fabius schrieb: Gerade in der Auftaktphase in welcher der Luftraum umstritten sein wird, wären starke polnische Panzerstreitkräfte einem sehr hohen Risiko für erhebliche Verluste ausgesetzt (was übrigens eines der polnischen Argumente für deren Stationierung weiter westlich ist). Andererseits sind sie damit de facto wirkungslos wenn der Krieg so kurz ausfällt, dass man gar nicht mehr dazu kommt sie richtig zu entwickeln wenn die Lufthoheit dann errungen wurde.
Das ist ja, was ich meine: Im Fall eines plötzlichen Angriffes wären die polnischen Truppen nicht so stark exponiert, während man bei einer gewissen Vorwarnung noch genug Zeit hätte, diese rechtzeitig nach Osten zu verlegen, falls das sinnvoller erscheint.