06.09.2021, 00:27
(05.09.2021, 23:39)Quintus Fabius schrieb: Es spielt gar keine Rolle ob man diese Kämpfer Terroristen nennt, Widerstandskämpfer, Guerillas oder Barbaren, schlußendlich geht es hier um eine Form der Kriegsführung, also um eine Truppengattung welche primär diese Form der Kriegsführung ausübt.
Natürlich macht es einen Unterschied. Nur halt keinen militärischen, sondern einen moralischen.
Und das ist der Punkt, weswegen ich derartige Aussagen kritisiere: Du beschränkst deine Analysen oft ausschließlich auf militärische Aspekte. Und wie du vielleicht schon gemerkt hast, schätze ich deine militärische Expertise ungemein und teile diesbezüglich meistens deine Standpunkte. Aber den vollständigen Ausschluss moralischer Aspekte kann ich einfach nicht teilen. Die "Moral der guten Sache" ist nicht nur aus humanistischen Gründen entscheidend, sondern sie trägt auch zur Kampfkraft bei: Für jeden Kämpfer ist es wichtig, dass er für die "gute Sache" kämpft. Und so wie es in den islamischen Gesellschaften irgendeine wirre Auslegung des Korans ist, ist es in den aufgeklärten westlichen Gesellschaften nun mal ein moralisch geprägtes Konstrukt von Werten und Idealen, die sehr wohl einen Unterschied machen zwischen Kampf gegen militärische oder zivile Ziele.
(05.09.2021, 23:39)Quintus Fabius schrieb: Gerade deshalb werden heute ganz normale Widerstandskämpfer vom Westen grundsätzlich als Terroristen bezeichnet, völlig ungeachtet der Frage was sie sind und was sie getan haben. Schlußendlich ersetzt das Wort Terrorist zunehmend das Wort Guerilla - und dass ist ebenso intentional seitens der westlichen Regierungen. Von daher verwende ich den Begriff Terrorist schlicht und einfach für alles in dieser Richtung, aber dies nicht nur weil es dem vorherrschenden Sprachgebrauch (zunehmend) entspricht
Dieser vorherrschende Sprachgebrauch ist aber schlicht und einfach falsch und sollte nicht auch noch in qualifizierten Debatten (ja, so werte ich unseren Austausch hier) aufgegriffen werden. Die Unterscheidungen zwischen regulären und irregulären Kombattanten sind zu trennen von dem Instrument des Terrors, das von beiden eingesetzt werden kann und wird. Dass dies von offizieller Seite her vermieden wird, ist nichts weiter als ein rechtfertigendes Propaganda-Mittel. Getötete "Terroristen" kommen halt medial besser rüber als "Widerstandskämpfer".
(05.09.2021, 23:39)Quintus Fabius schrieb: Die Guerilla von heute hat militärisch gesehen keine Chance mehr und in der sich bereits abzeichnenden industriellen Maschinenkriegsführung dann erst recht nicht mehr. Eine normale Widerstandsbewegung oder militärischen Widerstand wie du ihn hier skizzierst kann und wird es aufgrund der technologischen Entwicklung nicht mehr geben.
Das bezweifle ich. Gerade die Angreifbarkeit der modernen, westlichen auf Vernetzung und Information basierenden Kriegsführung ist besonders angreifbar für asymmetrische Angriffe. Auch solche, die nur die militärischen Strukturen angreifen, ohne Terror gegen die Zivilbevölkerung. Nur weil Taliban und IS das nicht leisten können, heißt das ja nicht, dass es andere, etwas fortschrittlichere "Widerstandskämpfer" nicht doch könnten.