24.06.2021, 22:12
Zitat:Allerdings würde sich daraus ein praktisches Problem ergeben, denn während diese "besonderen" Fähigkeiten eine herausragende Rolle im Bereich LV/BV spielen würden, so könnten sie in der tatsächlichen Einsatzrealität, bezogen auf jene der letzten zwanzig Jahre, leicht als mangelnder Willen verstanden werden, sich "die Hände schmutzig zu machen". Es wären die kleinen Nationen, die die "Drecksarbeit" am Boden verrichten müssten, während die großen Nationen und allen voran Deutschland den vermeintlich klinischen Krieg aus der Luft oder sogar aus der Distanz (Drohnen) führt.
Das Bild dass andere die Drecksarbeit machen während wir uns gemütlich zurück lehnen und nur so tun als ob geben wir bereits hier und heute ab. Und dies ohne an anderer Stelle wenigstens substanzielle militärische Leistung zur Verfügung zu stellen. Das schlechteste also von beidem.
Unterhalte dich mal mit mongolischen Soldaten was diese von der Bundeswehr halten, deren Lager sie in Afghanistan außen herum sichern "durften", oder mit US Soldaten was diese von der Gayforce halten (der Begriff ist ein wörtliches Zitat). Oder frag Franzosen was sie von der Bundeswehr in Mali halten.
Unser Ansehen ist hier und heute sehr schlecht, gerade in diesem Punkt: dass wir nämlich allgemein den Eindruck geweckt haben, dass wir nur so tun als ob wir unsere Bündnisverpflichtungen ernst nehmen würden, und dass wir in den Auslandseinsätzen ebenso überwiegend nur so tun als ob - und gerade eben, dass andere für uns die Drecksarbeit machen.
Würden wir den anderen wenigstens eine massive Luftunterstützung geben können, mit einer nachhaltig hohen Einsatzdichte, so wären deren Bodentruppen deutlich weniger unglücklich über uns. Es gibt keine größere Dankbarkeit als die von Bodentruppen wenn zeitnah massiv Luftnahunterstützung zur Verfügung steht, MedEvac funktioniert (Schwere Transporthubschrauber; eigentlich doch genau dein Thema) und wenn man sich wesentlich sicherer fühlt weil man weiß dass leistungsfähige Verbündete in der Luft über einem sind.
Unser Ansehen würde durch eine leistungsfähige und kampfstarke Luftwaffe also in Wahrheit deutlich steigen, ebenso würde es ein Beweis unserer Zuverlässigkeit gerade in Fragen der BV sein. Und es wäre noch darüber hinaus leichter der Bevölkerung dieser Bundesrepublik zu verkaufen, weil der Luftkrieg in der heutigen modernen Form zu abstrakt ist und daher eher ein ernsthafter Beitrag aus der Luft geleistet werden kann als ein ernsthafter Beitrag am Boden.
Meiner Ansicht nach wäre es vorteilhaft die gesamte DSK und insbesondere das KSK sowie die (wiederaufgestellten) Fernspäher aus dem Heer heraus zu lösen und der Luftwaffe zu unterstellen. Das wäre nicht nur organischer, würde die leichte Infanterie und die Sondereinheiten von der Gängelung durch das Heer und dessen Konservatismus befreien, es würde auch insgesamt der Luftwaffe mehr Masse verleihen und damit ein höheres Gewicht in der Frage der Mittelzuteilung. Aber auch in Bezug auf die Weiterentwicklung solcher Einheiten ist es vorteilhaft, wenn diese einer Teilstreitkraft unterstehen, die sozusagen fachfremd ist, dass ermöglicht neue Perspektiven, Außenansichten und hilft sehr viel dem ganzen Inzuchtwesen und der Strukturextrapolierung entgegen zu wirken. Es hätte sogar eine gewisse Tradition, waren doch die Fallschirmjäger in ihren Anfängen gerade eben Einheiten der Luftwaffe und es hatte auch damals gute Gründe warum dem so war.
Aus diesem Grund halte ich auch die Zuteilung der schweren Transporthubschrauber zur Luftwaffe keineswegs für einen Fehler, sondern gerade eben für sinnvoll im Sinne dieser Zielsetzung.