Deutsche Kolonien
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(04.06.2021, 23:34)Quintus Fabius schrieb: Da hast du mich aber leider missverstanden. Ich gehe sehr wohl von einer Tragödie sondergleichen aus, nicht von der Quantität her, aber durchaus von der Qualität her. Mehrfach schrieb ich Drama, Tragödie usw.

Ich meinte diese Aussage insbesondere in Bezug auf die Omaheke, bei der du ja von deutlich geringeren Verlusten ausgehst als dies Allgemein der Fall ist. Ich wollte dir nicht unterstellen, dass du die Qualität des Geschehens insgesamt herunterspielst. Für mich liegt allerdings in der Gesamtheit die Verantwortung bei den deutschen Truppen.

Zitat:Im westlichen Teil der Omaheke ist genug Wasser gewesen auch für größere Zahlen von Herero. Gerade deshalb haben die Herero dort auch oft die Wasserstellen mit Rinderkadavern unbrauchbar gemacht. Die drei bis vier Tage bezog sich auf den östlichen Teil in welchem nicht mehr genug Wasser war.

Um das zu Rekapitulieren, die deutschen Truppen trifft keine Verantwortung für das Gros der Todesfälle in der Omaheke, weil diese bereits vor der eigentliche Verfolgung eintraten (drei bis vier Tage) und auf das Verhalten der Herero zurückzuführen waren, obwohl du gleichzeitig einräumst, dass in dieser Zeit ein durchqueren der östlichen Omaheke möglich gewesen wäre und es keine Quellen darüber gibt, wann Wasserstellen vergiftet wurden und in welcher Dimension das insgesamt passierte. Ganz ehrlich, ich kann dir hier schon rein logisch einfach nicht folgen, weil diese gesamte Betrachtung auf Annahmen beruht, die sich teilweise widersprechen.

Zitat:Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass die Herero in blinder Panik vor den Deutschen flohen und weil diese nachsetzten aus blinder Panik heraus wegen eben dieser Verfolgung immer weiter nach Osten flohen. Dessen ungeachtet war es eben nicht das Ziel der Verfolgung welche am 30 September endgültig abgebrochen wurde die Herero zu vertreiben. Das Ziel war allein sie zur Schlacht zu stellen

Und das Ziel der Schlacht war, genauso wie am Waterberg, die Herero als Gemeinschaft zu vernichten. Und diese übergeordnete Absicht ist der Grund, warum heute diese Ereignisse als Völkermord eingeordnet werden, auch wenn sich die genaue Betrachtung der Handlungen in den letzten Jahrzehnten aufgrund eines immer größeren Quellenfundus gewandelt hat und vermutlich auch noch wandeln wird.

Zitat:Deine Aussage bezieht sich vermutlich auf den Befehl von Trothas am 01 Oktober nach endgültigem Abbruch der Verfolgung

Nein, die Aussage bezieht sich primär auf den Zeitraum ab Ende August und ist dokumentiert anhand der privaten Aufzeichnungen deutscher Militärs (Sammlung Bundesarchiv, zitiert von verschiedenen Autoren, bspw. auch Hull, genaue Referenz müsste ich raussuchen). Aus diesem Grund kann ich deiner Einschätzung eines einheitlichen Gesamtbildes deutscher Primärquellen, wie bereits mehrfach gesagt, nicht nachvollziehen.

Zitat:Wie offensichtlich bin ich kein Geisteswissenschaftler.

Ich glücklicherweise auch nicht, mir ist da die Klarheit naturwissenschaftlicher Argumentation deutlich lieber. Aus dem Grund bin ich allerdings auch vorsichtig hinsichtlich persönlicher Interpretationen, was zwangsläufig dazu führt, dass ich dem geisteswissenschaftlichen Mainstream näher stehe.

Zitat:Aber es zieht sich doch wirklich durch alle deutschen militärischen Quellen, dass man die ganze Verfolgung hindurch nur ständig versucht hat eine Schlacht zu führen. Das ist damals im Reich einfach derart die Doktrin gewesen, die waren allesamt besessen von Cannae.

Das eine schließt das andere aber doch nicht aus? Für mich ist die unmittelbare Zielsetzung der deutschen Bemühungen auch gar nicht so relevant im Vergleich zur übergeordnete Absicht, und die Bestand von Anfang an (und damit meine ich schon unter Leutwein) in der Zerschlagung der Herero mindestens als Gemeinschaft.
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