05.06.2021, 17:51
(05.06.2021, 16:40)Quintus Fabius schrieb: Genau das aber will die Führung der Armee nicht, weil sie keine echte eigene politisch-kulturelle Agenda hat. Und eine solche ist in der militärischen Führung seitens der Politik auch explizit nicht gewünscht.
Man will keine aufmüpfigen Generäle, die eigene Ideen verfolgen. Das ist natürlich nachvollziehbar. Man hat Angst vor einem Staat im Staat. Dabei hat man anscheinend das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Anstatt Generäle zu fördern, die wenigstens offen ihre Meinung sagen und sich dann in letzter Instanz der Politik beugen, sucht man anscheinend Leute aus, die alles klaglos mittragen, was der Dienstherr/herrin verlangt. Ich stelle die kühne Behauptung auf, dass auch jetzt noch mehr Spielraum bestehen würde, die Interessen der Truppe energisch zu vertreten. Obwohl mit viel Ego ausgestattet, glaube ich schon dass Politiker sich von einem klaren "tut mir leid Frau Ministerin, aber so kann man das wirklich nicht machen", beeindrucken lassen. Ich habe keine Ahnung ob der Rücktritt des Stabschefs Pierre de Villiers mittelfristig einen Nutzen für die französiche Armee gebracht hat, aber es hat gezeigt, dass man auch heute in einer NATO-Armee anders auftreten könnte. Ein General ist eben nicht nur ein höherer Beamter. Er trägt Verantwortung für die Verteidigungsfähigkeit des Landes und bestmögliche mentale, körperliche und materielle Ausstattung seiner Soldaten. Wer innerlich mit den Schultern zuckt und denkt "ist mir Wurscht, bald beziehe ich Pension", hätte gleich in die Verwaltung gehen sollen oder spätestens als Kompaniechef in einen anderen Beruf wechseln müssen. Vielleicht idealisiere ich Offiziere und Protepeeträger, aber es ist für mich ein Beruf mit sehr weitreichender Verantwortung für Menschen, egal ob im Zug, Kompanie oder Großverband. Diese Verantwortung kann ich nicht einfach an die Politik delegieren und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Damit meine ich nicht den Gehorsam zu verweigern, sondern klar Position zu beziehen, auch wenn das meine Karriere nicht beflügelt. Als v.d.Leyen 2017 sagte " Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem. Und sie hat offensichtlich eine Führungsschwäche auf verschiedenen Ebenen", hätte Wieker reagieren müssen. Öffentlich seine Soldaten in Schutz nehmen, seinen Abschied nehmen, irgendetwas in Richtung Rückgrad. Hat er nicht, und das war nicht die Schuld der Politik, sondern die der Generale, die sich solche Pauschalverurteilungen gefallen lassen.