03.06.2021, 19:36
Wer hinsichtlich der Ausrüstung der Bundeswehr den internationalen Vergleich sucht, der sollte das schon gründlich machen. Nirgendwo auf der Welt ist der Rasen grundsätzlich grüner als bei uns, vielmehr geht es überall nur um verschiedene Brauntöne, genauso wie bei uns. Wenn es also irgendwo anders vermeintlich grundsätzlich runder läuft, und nicht nur auf einzelne Projekte bezogen, dann stimmt da etwas nicht mit der Quellenlage.
Bei der Landesverteidigung geht es nicht nur um das geographische Gebiet, sondern auch um die Interessen des Volkes, und die sind heute stärker denn je global zu suchen. Was bringt es, sich gegen einen fiktiven Angriff Russlands zu rüsten, wenn es vielerorts eine reale Bedrohung der Handelsrouten gibt, die unmittelbar unseren Wohlstand gefährden? Navigare necesse est! (und ja, vivere non necesse!).
Für Polen gelten zwei Aspekte. Zum einen hat das Land zwar nominell über 700 Panzer im Bestand, man sollte aber auch einen realistischen Blick auf den jeweiligen Technik- und Technologiestand werfen. 230 modernisierte T-72 und ebenso viele PT-91, letztlich auch "nur" modernisierte T-72, plus knapp 250 Leopard, die ebenfalls nicht dem aktuellen Stand entsprechen (auch nach der Modernisierung nicht). Das Land setzt auf Masse und Unterhalt, nicht auf Beschaffung. Zum anderen ist Polen sehr deutlich auf das Heer fokussiert, Luftwaffe und Marine spielen eine untergeordnete Rolle. Ob diese Konstellation in einem möglichen Konflikt mit Russland wirklich Sinn ergibt, sei dahingestellt, als Referenz für Deutschland darf Polen aber diesbezüglich nicht gelten.
Die schwedischen Streitkräfte rüsten gerade 87 Strv 122A auf den C-Standard und die 14 für Auslandseinsätze vorgesehene Strv 122B auf den D-Standard (wenn ich jetzt gerade die Versionen nicht durcheinander bringe) auf, macht also 101 Kampfpanzer insgesamt.
Genauso wie bei den israelischen Korvetten oder allen anderen Vergleichen führt dieses Zahlendenken nirgendwo hin. Auch wenn natürlich die Quantität eine Rolle spielt, und diese an vielen Stellen bei der Bundeswehr zu wünschen übrig lässt, so sollten die Vergleiche, insbesondere wenn sie der Kritik dienen, meines Erachtens doch tiefer gehen.
(02.06.2021, 23:12)Quintus Fabius schrieb: Die Marine ist so ein Musterbeispiel für das oben von mir angeführte. Und genau genommen könnten wir sogar ad extremum komplett auf eine Marine verzichten, da diese zur Landesverteidigung als grundgesetzlichem Auftrag unnötig ist und für Neo-Kolonial-Scharmützel ebenfalls von höchst fragwürdigem Nutzen.
Bei der Landesverteidigung geht es nicht nur um das geographische Gebiet, sondern auch um die Interessen des Volkes, und die sind heute stärker denn je global zu suchen. Was bringt es, sich gegen einen fiktiven Angriff Russlands zu rüsten, wenn es vielerorts eine reale Bedrohung der Handelsrouten gibt, die unmittelbar unseren Wohlstand gefährden? Navigare necesse est! (und ja, vivere non necesse!).
(03.06.2021, 16:42)aramiso schrieb: Die Polen mit 37 Mio. Einwohnern verfügen über rd. 700 Panzer. Die Schweden mit ihren 10 Mio. Einwohnern haben 280 Panzer.
Für Polen gelten zwei Aspekte. Zum einen hat das Land zwar nominell über 700 Panzer im Bestand, man sollte aber auch einen realistischen Blick auf den jeweiligen Technik- und Technologiestand werfen. 230 modernisierte T-72 und ebenso viele PT-91, letztlich auch "nur" modernisierte T-72, plus knapp 250 Leopard, die ebenfalls nicht dem aktuellen Stand entsprechen (auch nach der Modernisierung nicht). Das Land setzt auf Masse und Unterhalt, nicht auf Beschaffung. Zum anderen ist Polen sehr deutlich auf das Heer fokussiert, Luftwaffe und Marine spielen eine untergeordnete Rolle. Ob diese Konstellation in einem möglichen Konflikt mit Russland wirklich Sinn ergibt, sei dahingestellt, als Referenz für Deutschland darf Polen aber diesbezüglich nicht gelten.
Die schwedischen Streitkräfte rüsten gerade 87 Strv 122A auf den C-Standard und die 14 für Auslandseinsätze vorgesehene Strv 122B auf den D-Standard (wenn ich jetzt gerade die Versionen nicht durcheinander bringe) auf, macht also 101 Kampfpanzer insgesamt.
Genauso wie bei den israelischen Korvetten oder allen anderen Vergleichen führt dieses Zahlendenken nirgendwo hin. Auch wenn natürlich die Quantität eine Rolle spielt, und diese an vielen Stellen bei der Bundeswehr zu wünschen übrig lässt, so sollten die Vergleiche, insbesondere wenn sie der Kritik dienen, meines Erachtens doch tiefer gehen.