26.05.2021, 21:55
(26.05.2021, 11:18)Quintus Fabius schrieb: Um mal ein ganz altes Thema wieder aufzugreifen:
Wie und wofür kann man Kampfpanzer in Zukunft einsetzen und wie muss man diese daher konzeptionell auslegen?
Das alte Thema wieder... Na, dann wollen wir mal:
(26.05.2021, 11:18)Quintus Fabius schrieb: Wie schon im MGCS Strang vor kurzem beschrieben gibt es ja vier grundsätzliche Positionen in Bezug auf die Zukunft der Kampfpanzer:
...
2 Der Kampfpanzer wird in absehbarer Zeit obsolet werden und deshalb sollte man nur noch den Leo2 kampfwertsteigern - aber eben keinen neuen KPz beschaffen.
Hier würde ich mich einordnen, sofern man unter "Kampfpanzer" genau das versteht, was es heute ist:
Ein schwer gepanzertes Kettenfahrzeug mit großkalibriger Kanone geringen Höhenrichtbereichs. Vor allem das Duell-Thema sollte durch sein, das wird Aufgabe von Artillerie und PALR.
(26.05.2021, 15:04)aramiso schrieb: Gepanzerte Fahrzeuge der kommenden Generation müssen mit einem hohen Schutzniveau aufwarten.
Beim Projekt "Neue Gepanzerte Plattform" wurden Überlegungen angestellt, ein neues massives Standard-Chassis zu konstruieren, das entsprechend zum Kampfpanzer, Schützenpanzer, Flakpanzer oder zur Panzerhaubitze ausgebaut werden kann. Ich finde die Idee grundsätzlich richtig; sie sollte für zukünftige Projekte wieder aufgegriffen werden.
Dem Grundgedanken möchte ich zustimmen. NGP war im Ansatz schon richtig gedacht, das was später aufgrund absurder Vorgaben daraus geworden ist, ist ein anderes Thema. Und ob das hohe Gewicht heute noch so erforderlich ist, würde ich in Frage stellen, hier sollte es möglich sein, zugunsten der Mobilität den Schutz etwas leichter zu gestalten. Und Lufttransport ist natürlich Blödsinn für solch ein System.
(26.05.2021, 15:04)aramiso schrieb: 3 Fahrzeugtypen: Einen klassischen Kampfpanzer, ein Kampfunterstützungsfahrzeug-Direktfeuer und ein Kampfunterstützungsfahrzeug-Steilfeuer
(26.05.2021, 11:18)Quintus Fabius schrieb: ... "Kampfpanzer" der Zukunft eher in Richtung Feldartillerie und ... von Sturmgeschützen ... ein 105mm Kaliber ... Mörser anstelle der Kanonen ... mit durch das Mörserrohr verschossenen PALR.... Panzer mit einer leistungsstarken Mittelkaliberkanone. ... als sogenannte Begleitpanzer...
Daher macht es eben meiner Meinung nach Sinn nicht einen Typ von Kampfpanzer als nächste Generation anzudenken, sondern zwei verschiedene Typen.
Das hat alles seine Berechtigung. Wobei ich aus dem derzeitigen Waffenmix vor allem die Duell-optimierte Panzerkanone als obsolet betrachten und vielseitiger einsetzbaren Waffen den Vorzug geben würde.
Mein Grundgedanke hierzu wäre es, die Trennung all dieser (und weiterer) Waffensysteme aufzuheben und sie neu zu verteilen. Auf konkrete Bezeichnungen verzichte ich bewusst, um keine falschen Assoziationen mit vorhandenen Panzerarten herzustellen.
Die mechanisierten Truppen, die gemeinsam in der Kampfzone agieren, sollten zumindest alle auf der gleichen technischen Basis aufbauen, auf die ich hier erstmal nicht näher eingehe.
Die Aufgabenteilung mit der jeweiligen Bewaffnung sehe ich folgendermaßen:
1. Indirekt- und Direktfeuer gegen Hartziele, Strukturen etc. mit größerem Kaliber (105/120mm)
- Hier dürfte kein aktuelles Waffensystem wirklich optimal abgestimmt sein. Ideal wäre ein kompaktes Hinterladersystem mit patronierter Munition und hohem Richtbereich. Vorerst sollte eine 105mm-Haubitze aber genügen. Rohrverschossene LFK wären natürlich eine optimale Ergänzung gegen anspruchsvollere Luft-und Bodenziele.
2. Pionier-, Räum- und Bergeeinsätze (Räumgerät, Sprengmittel)
- Besonders im urbanen Umfeld und unter asymmetrischen Voraussetzungen wird der Pionierkampf enorm an Bedeutung gewinnen. Daher bedarf es eines hierzu optimierten Panzers, der "in der ersten Reihe mitkämpft". So können Sperren, Befestigungen etc. unmittelbar beseitigt und die Mobilität gewährt werden. Einsatz von Pionier-Trupps oder UGV wäre denkbar, Schnell-Bergeeinsätze sind als Sekundäraufgabe möglich.
3. Direktfeuer gegen ein breites Zielspektrum mit mittlerem Kaliber (40/50mm CTA oder 57/76mm)
- Diese vielseitige Variante trägt, wie auch von Quintus angedacht, die Hauptlast des Bewegungskampfes, ist aber z.B. auch besonders zur Flugabwehr befähigt.
4. Einsatz von Infanterie und Aufklärungsmitteln (max. 30mm-MK)
- Denkbar wäre es, zugunsten der Kräftedislozierung, der Quantität an Waffenträgern sowie der Kompaktheit und damit Mobilität der Fahrzeuge, auf eine hohe Absitzstärke zu verzichten, so dass lediglich ein Infanterie-Trupp je Fahrzeug abgesetzt werden kann.
Diese 4 Panzertypen sehe ich min. auf Regiments-, eher aber sogar auf Bataillonsebene vereint.
Besonders Infanterielastige Einsätze sind explizit nicht Teil dieses Konzeptes und werden mit anderen Fahrzeugen (MTW/TPZ, ggf. auch schwere Ausführung) von andere Einheiten durchgeführt.
Beim Einsatz von Raketen sollte keine große Reichweite erforderlich sein. Diese Panzerkräfte sollten stattdessen aus der "zweiten Reihe" durch starke Rohr- und Raketen-Artilleriekräfte mittlerer bis großer Reichweite unterstützt werden.
(26.05.2021, 11:18)Quintus Fabius schrieb: Statt aber diese beiden Typen in ein und derselben Panzer-Einheit zusammen zu fassen, würde ich sie ausdrücklich trennen und stattdessen die schweren Kampfpanzer mit anderen dafür geeigneten Truppen in einem gesonderten Verband zusammen fassen. Das ist eben das Konzept was ich früher als Sappeure bezeichnet habe, man könnte es auch Sturmpioniere nennen oder wie man will.
An dieser Stelle habe ich eine explizit andere Vorstellung:
Gerade die von dir beschriebenen Entwicklungen hinsichtlich der zukünftigen Kampfräume, bringt mich zu dem Schluss, dass im Einsatzraum schwerer Kräfte die Verbindung von Mittel- und Großkaliber im direkten und indirekten Richten sowie gerade auch Pionier-ähnlichen Kräften im direkten Zusammenspiel erforderlich werden. Wohingegen aufgrund der zu erwartenden weitläufigen Kampfräume für den Bewegungskrieg eher leichtere, mobilere Kräfte in kavalleristischer Kampfweise prädestiniert sein werden.
(26.05.2021, 11:18)Quintus Fabius schrieb: Eine Teilung der nächsten Generation der Kampfpanzer in schwere- und leichte Kampfpanzer, wobei beide unterschiedlichen Truppengattungen zugeordnet wären könnte hier daher meiner Meinung nach ein Lösungsansatz für die spezifischen Herausforderungen des Krieges in den nächsten Dekaden sein.
Demensprechend sehe ich diese Aufteilung auch etwas anders, ohne eine grundlegend andere Richtung einzuschlagen:
Die "schweren Kampfpanzer"/Sturmpioniere bilden sich aus einem Verbund mehrere Bewaffnungen, während die "leichten Kampfpanzer" einerseits Teil dieses Verbunds sind, andererseits aber auch im Rahmen von Panzerspähkräften/Kavallerie eingesetzt werden können.
Ich halte die Ansätze von Quintus für ein wirklich gutes Konzept, die heute verfügbare Technik, durch geänderte Organisation und Doktrin zukunftsfähig zu machen, gerade für urbane Einsätze. Somit würde ich dies kurzfristig voll unterstützen, sehe nur mittelfristig das Potential, durch weniger evolutionäre Entwicklungen eine noch bessere Struktur erhalten zu können.