11.03.2021, 09:45
Werter Pogu:
Wozu noch diverse psychologische Faktoren treten (Weapon Pull, Wepaon Push etc). Und rein technisch erzeugt eine höhere Kadenz vor allem anderen eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit auf Einzelne, intelligent handelnde, sich bewegende, Deckung nehmende Ziele. Das ist in Wahrheit der Vorteil hoher Kadenz vor allen anderen, und dass nicht nur unabhängig vom Kaliber, sondern auch unabhängig vom Waffentyp.
Eine Maschinenpistole sehr hoher Kadenz hat hier den exakt gleichen Vorteil wie ein MG sehr hoher Kadenz. Die Zeitfenster für die Bekämpfung werden immer kleiner, der Gegner bewegt sich und nutzt Deckungen, daher ist es in der Praxis immens schwer ihn zu treffen. Ein Feuerstoß mit hoher Kadenz trifft ihn daher eher bzw. erzeugt zu einer höheren Wahrscheinlichkeit sehr nah vorbeifliegende Geschosse was wiederum einen größeren niederhaltenden Effekt erzeugt.
Es geht also in Wahrheit gar nicht um bloßes Feuervolumen (Quanität), sondern um die Feuerqualität. Eine hohe Kadenz erhöht die Qualität des Feuers. Deshalb ist dieses Bild eines ununterbrochen vor sich hin schießenden MG eben auch so falsch, dass ist heute weitgehend sinnfreie Munitionsverschwendung geworden. Eine hohe Kadenz ist umso vorteilhafter, je weniger Feuerstöße ich abgebe und je gezielter ich mit dem MG arbeiten will, also konträr zur aktuellen Doktrin des Niederhaltens mit MG. Die von Marinefan hier postulierte Darstellung, mit dem MG Gurt auf Gurt in die Heide zu blasen ist einfach nur Munitionsverschwendung und gerade deshalb sinkt der Wert von Wechselläufen stark ab, wenn man diesen Wirkmechanismus erstmal versteht.
Ein guter MG Schütze der sein Handwerk versteht braucht so gut wie nie den MG lauf wechseln. Wechselläufe gibt es auch für Maschinenkarabiner (siehe Rheinmetall-Steyr). Eine hohe Kadenz ist für jede Waffe ein Vorteil, nicht nur für MG.
Aber man sollte sich hier meiner Meinung nach sich eben nicht zu sehr auf die Einzelwaffe konzentrieren, da sonst der Kontext verloren geht. Man muss die Waffe im Kontext des Geländes wie der anderen Waffen betrachten. Ich will es mal an einem Beispiel verdeutlichen:
Nehmen wir mal an, man hätte auf ungefähr einen Kilometer 8 Maschinengewehre in Position. Dann wirken auf jeden beliebigen Punkt vor unseren Stellungen innerhalb der effektiven Reichweite der MG mindestens 4 MG. Der Gegner muss also das Feuer von 4 MG durchqueren = Erster Weltkrieg = unmöglich. Das gilt aber nur wenn die Fläche komplett frei und offen und absolut leer von Deckung ist. In einem solchen Gelände kämpft aber Infanterie nicht, weil sinnlos.
Nehmen wir nun an, dass die maximale Reichweite aufgrund Sichtschutz und Deckung durchschnittlich nur 200 Meter beträgt (und das ist nicht gering, im Irak war die durchschnittliche Kampfentfernung für Kugelwaffen unter 100 m). 200 m sind ein ganz guter Durchschnitt für reale Einsatzdistanzen. Dann teilt sich der Kilometer in 5 Abschnitte. In diesem Fall sind 3 Abschnitte jeweils mit 2 MG versehen und 2 Abschnitte sind nur von 1 MG gedeckt.
Während vorher also auf jeden Punkt mindestens 4 MG wirkten, und es völlig egal war ob der Gegner 1 MG ausschaltet (immer noch mindestens 3 übrig), kann der Gegner hier mit Ausschaltung nur eines MG bereits in zwei Abschnitten ohne weiteres Gegenfeuer einbrechen und uns aufrollen.
Je kleinteiliger also das Gelände wird, desto mehr muss die Anzahl der einsetzbaren Schützenwaffen steigen und muss die Feuerkraft pro Schützenwaffe möglichst groß sein. Rein statisch wäre daher eine Bewaffnung von jedem Schützen mit einem MG hier die scheinbare "Musterlösung". Das ist aber rein praktisch nicht möglich, verbraucht zuviel Munition, belastet die Infanterie mit einem erheblichen Gewicht und senkt die Beweglichkeit zu stark ab. Sie verliert damit ihre Offensiv-Fähigkeit und die Befähigung möglichst schnell möglichst große Distanzen im Gelände zurück zu legen. Es beeinträchtigt die Querfeldeinbeweglichkeit, insbesondere auch im OHK.
Um aber so viel Feuerkraft wie möglich so weit wie möglich in den Geländeabschnitten verteilen zu können, ist eben das ursprüngliche Sturmgewehr-Konzept viel besser geeignet als stattdessen auf ein paar gurtgefütterte MG zu setzen. Dies gilt umso mehr, je keinteiliger das Gelände wird und exakt solches Gelände ist das, in welchem Infanterie heute noch selbst kämpft, in anderem Gelände dient Infanterie nur als Späher und der Entwicklung der Feuerkraft anderer im Rahmen der streitkräftegemeinsamen Feuerunterstützung (wenn überhaupt).
Zusammenfassung:
Je geringer die durchschnittliche Kampfentfernung, desto mehr Schützenwaffen benötigt man pro Flächeneinheit und desto höher muss die Feuerkraft pro Schützenwaffe sein.
Gleichzeitig muss die Querfeldeinbeweglichkeit, die Geschwindigkeit und die Reaktionsfähigkeit steigen.
All das zusammen geht nur mit einem echten Einheits-Sturmgewehr und geht nicht mit einem auf ein gurtgefüttertes MG abgestützten Konzept. Noch darüber hinaus erhöht eine solche Einheits-Bewaffnung die Durchhaltefähigkeit der Einheit (alle Schützen können ihre Magazine untereinander tauschen, die Waffen sind alle gleich und können einander nach belieben ersetzen etc). Zudem ist das psychologisch besser, da die Kampfkraft von Schützen ohne MG bei der Präsenz eines MG unter den Wert abfällt den sie rein theoretisch hätte (aus psychologischen Gründen). Der MK Schütze zieht eher den Kopf ein und hält sich hinten wenn ein MG Schütze da ist und überlässt die Arbeit diesem. Dadurch sinkt die Kampfkraft unter den Wert den man eigentlich erwarten würde usw usf
Schlußfolgerung:
Gurtgefütterte MG sollten nicht in den Infanterie-Gruppen sein, eventuell nicht einmal in Infanterie-Zügen, sondern getrennt davon in eigenen Gruppen konzentriert werden. Die Gruppen sind mit echten Sturmgewehren als Einheits-Kugelwaffe aller Schützen besser bedient.
Zitat:Es ist "das" Kriterium für ein MG!
Schulbuchmäßig heißt es: n-te Anzahl von Projektilen pro Zeiteinheit pro Flächeneinheit - und egal welches Kaliber - erbringt wirkungsvollen Hagelschauer.
Wozu noch diverse psychologische Faktoren treten (Weapon Pull, Wepaon Push etc). Und rein technisch erzeugt eine höhere Kadenz vor allem anderen eine höhere Trefferwahrscheinlichkeit auf Einzelne, intelligent handelnde, sich bewegende, Deckung nehmende Ziele. Das ist in Wahrheit der Vorteil hoher Kadenz vor allen anderen, und dass nicht nur unabhängig vom Kaliber, sondern auch unabhängig vom Waffentyp.
Eine Maschinenpistole sehr hoher Kadenz hat hier den exakt gleichen Vorteil wie ein MG sehr hoher Kadenz. Die Zeitfenster für die Bekämpfung werden immer kleiner, der Gegner bewegt sich und nutzt Deckungen, daher ist es in der Praxis immens schwer ihn zu treffen. Ein Feuerstoß mit hoher Kadenz trifft ihn daher eher bzw. erzeugt zu einer höheren Wahrscheinlichkeit sehr nah vorbeifliegende Geschosse was wiederum einen größeren niederhaltenden Effekt erzeugt.
Es geht also in Wahrheit gar nicht um bloßes Feuervolumen (Quanität), sondern um die Feuerqualität. Eine hohe Kadenz erhöht die Qualität des Feuers. Deshalb ist dieses Bild eines ununterbrochen vor sich hin schießenden MG eben auch so falsch, dass ist heute weitgehend sinnfreie Munitionsverschwendung geworden. Eine hohe Kadenz ist umso vorteilhafter, je weniger Feuerstöße ich abgebe und je gezielter ich mit dem MG arbeiten will, also konträr zur aktuellen Doktrin des Niederhaltens mit MG. Die von Marinefan hier postulierte Darstellung, mit dem MG Gurt auf Gurt in die Heide zu blasen ist einfach nur Munitionsverschwendung und gerade deshalb sinkt der Wert von Wechselläufen stark ab, wenn man diesen Wirkmechanismus erstmal versteht.
Ein guter MG Schütze der sein Handwerk versteht braucht so gut wie nie den MG lauf wechseln. Wechselläufe gibt es auch für Maschinenkarabiner (siehe Rheinmetall-Steyr). Eine hohe Kadenz ist für jede Waffe ein Vorteil, nicht nur für MG.
Aber man sollte sich hier meiner Meinung nach sich eben nicht zu sehr auf die Einzelwaffe konzentrieren, da sonst der Kontext verloren geht. Man muss die Waffe im Kontext des Geländes wie der anderen Waffen betrachten. Ich will es mal an einem Beispiel verdeutlichen:
Nehmen wir mal an, man hätte auf ungefähr einen Kilometer 8 Maschinengewehre in Position. Dann wirken auf jeden beliebigen Punkt vor unseren Stellungen innerhalb der effektiven Reichweite der MG mindestens 4 MG. Der Gegner muss also das Feuer von 4 MG durchqueren = Erster Weltkrieg = unmöglich. Das gilt aber nur wenn die Fläche komplett frei und offen und absolut leer von Deckung ist. In einem solchen Gelände kämpft aber Infanterie nicht, weil sinnlos.
Nehmen wir nun an, dass die maximale Reichweite aufgrund Sichtschutz und Deckung durchschnittlich nur 200 Meter beträgt (und das ist nicht gering, im Irak war die durchschnittliche Kampfentfernung für Kugelwaffen unter 100 m). 200 m sind ein ganz guter Durchschnitt für reale Einsatzdistanzen. Dann teilt sich der Kilometer in 5 Abschnitte. In diesem Fall sind 3 Abschnitte jeweils mit 2 MG versehen und 2 Abschnitte sind nur von 1 MG gedeckt.
Während vorher also auf jeden Punkt mindestens 4 MG wirkten, und es völlig egal war ob der Gegner 1 MG ausschaltet (immer noch mindestens 3 übrig), kann der Gegner hier mit Ausschaltung nur eines MG bereits in zwei Abschnitten ohne weiteres Gegenfeuer einbrechen und uns aufrollen.
Je kleinteiliger also das Gelände wird, desto mehr muss die Anzahl der einsetzbaren Schützenwaffen steigen und muss die Feuerkraft pro Schützenwaffe möglichst groß sein. Rein statisch wäre daher eine Bewaffnung von jedem Schützen mit einem MG hier die scheinbare "Musterlösung". Das ist aber rein praktisch nicht möglich, verbraucht zuviel Munition, belastet die Infanterie mit einem erheblichen Gewicht und senkt die Beweglichkeit zu stark ab. Sie verliert damit ihre Offensiv-Fähigkeit und die Befähigung möglichst schnell möglichst große Distanzen im Gelände zurück zu legen. Es beeinträchtigt die Querfeldeinbeweglichkeit, insbesondere auch im OHK.
Um aber so viel Feuerkraft wie möglich so weit wie möglich in den Geländeabschnitten verteilen zu können, ist eben das ursprüngliche Sturmgewehr-Konzept viel besser geeignet als stattdessen auf ein paar gurtgefütterte MG zu setzen. Dies gilt umso mehr, je keinteiliger das Gelände wird und exakt solches Gelände ist das, in welchem Infanterie heute noch selbst kämpft, in anderem Gelände dient Infanterie nur als Späher und der Entwicklung der Feuerkraft anderer im Rahmen der streitkräftegemeinsamen Feuerunterstützung (wenn überhaupt).
Zusammenfassung:
Je geringer die durchschnittliche Kampfentfernung, desto mehr Schützenwaffen benötigt man pro Flächeneinheit und desto höher muss die Feuerkraft pro Schützenwaffe sein.
Gleichzeitig muss die Querfeldeinbeweglichkeit, die Geschwindigkeit und die Reaktionsfähigkeit steigen.
All das zusammen geht nur mit einem echten Einheits-Sturmgewehr und geht nicht mit einem auf ein gurtgefüttertes MG abgestützten Konzept. Noch darüber hinaus erhöht eine solche Einheits-Bewaffnung die Durchhaltefähigkeit der Einheit (alle Schützen können ihre Magazine untereinander tauschen, die Waffen sind alle gleich und können einander nach belieben ersetzen etc). Zudem ist das psychologisch besser, da die Kampfkraft von Schützen ohne MG bei der Präsenz eines MG unter den Wert abfällt den sie rein theoretisch hätte (aus psychologischen Gründen). Der MK Schütze zieht eher den Kopf ein und hält sich hinten wenn ein MG Schütze da ist und überlässt die Arbeit diesem. Dadurch sinkt die Kampfkraft unter den Wert den man eigentlich erwarten würde usw usf
Schlußfolgerung:
Gurtgefütterte MG sollten nicht in den Infanterie-Gruppen sein, eventuell nicht einmal in Infanterie-Zügen, sondern getrennt davon in eigenen Gruppen konzentriert werden. Die Gruppen sind mit echten Sturmgewehren als Einheits-Kugelwaffe aller Schützen besser bedient.