18.02.2021, 21:35
Mit den folgenden Aussagen werde ich mich mal wieder sicher allgemein unbeliebt machen:
Zunächst mal zu Afghanistan: 59 Opfer in 19 Jahren ist eine derart bizarr extrem niedrige Zahl, dass man feststellen muss, dass sich das ganze Geschehen dort de facto unter dem militärischen Horizont abgespielt hat. Das wird natürlich jetzt vielen sehr sauer aufstoßen, die sich dort durchaus in einem echten scharfen Krieg wähnten. Und ebenso wird man erklären, ich würde die Gefallenen nicht achten etc (nichts wäre mir ferner ! ich wünschte nur ich wäre einer von ihnen). Und wer mir da vorhält ich würde das einfach so aus der Bequemlichkeit eines Schreibstuhls heraus leichtfertig dahin schreiben: jederzeit und sofort gehe ich dorthin und verlasse das Land als letzter. Jederzeit und sofort setze ich mein Leben für jeden Kameraden dort nach Belieben ein. Das ist nicht einfach so geschrieben, bin auch nicht geschickt genug mit Worten das richtig auszudrücken. Aber Fakt ist: die Verluste sind derart gering dass etliche Gegenden in Süd- und Mittelamerika deutlich gefährlicher sind als es dieser Einsatz war. Das allein zeigt schon die mangelnde Ernsthaftigkeit des ganzen Geschehens dort auf.
Der Niedergang begann meiner Meinung nach schon in den 90er Jahren als man in allgemeiner Friedensseligkeit (in der politischen Bildung hörte ich damals 1996 das erste Mal von Fukuyamas Ende der Geschichte) erklärte, man müsse jetzt massiv militärisch abbauen, weil es für die Bundeswehr in ihrer bisherigen Form und Größe keinerlei Verwendung mehr gäbe und nie mehr geben werde. Und das war ja damals durchaus ein logisches Argument, aber eine umfangreiche gewaltige und komplexe Struktur abzubauen ist ein extrem schwieriges Unterfangen. Das erfordert mehr militärisches Können als eine Armee aufzubauen. Mein damaliger Vorgesetzter hat damals schon dazu ausgeführt, dass die angedachte Reduzierung immense Probleme hervorrufen wird, wenn sie inkompetent durchgeführt wird. Eine Armee intelligent und richtig zu verkleinern ist extrem schwer. Die Erfahrungen der Amerikaner, welche in dieser Zeit bereits vorlagen (Buchempfehlung: Hope is not a Method von Sullivan - habe ich das erste Mal 1998 gelesen) zeigten das ganz klar auf.
Da man aber von allgemeinem Frieden und Glückseligkeit für die Zukunft ausging und nichts weniger interessierte, hat man eben damals dem Abbau der Bundeswehr (wie schon dem Abbau der NVA) nicht die notwendige Sorgfalt und Beachtung gewidmet und den Abbau einfach so nebenbei - ohne wirkliche Konzepte, ohne wirkliches Können und ohne wirkliche Zielsetzung betrieben. Man wurschtelte einfach so vor sich hin, dass fing schon unter Volker Rühe an. Und alles was wir da heute betrachten an Missständen und Fehlentwicklung ist meiner Meinung nach ein Erbe dieser Zeit und nicht erst jetzt unter Merkel so entstanden.
Die Behandlung der Soldaten selbst war und ist dabei meiner Meinung nach gar nicht das ausschlaggebende. Sondern die Inkompetenz und/oder das mangelnde Interesse und/oder die Ignoranz bei dem gewaltigen Abbau dieser Streitmacht in den 90er Jahren fort folgend. Und das ist natürlich auch ganz verständlich: wenn man als Offizier erklärt bekommt, dass man noch befördert wird, dann mit vollen Bezügen in den Vorruhestand geschickt, der gesamte Großkampfverband aufgelöst und das Material ins Ausland verhökert wird, wird man einen Teufel tun und sich anstrengen das ganze militärisch so gut wie möglich hinzukriegen. Und diese Haltung kriecht dann von ganz oben bis ganz unten die gesamte Armee hinein. Das kommt auch nicht von heute auf morgen. Das kriecht ganz langsam Stück für Stück über Jahre hinweg in die gesamte Struktur und es dauert etliche Jahre bis die Auswirkungen dann zunehmend spürbar und sichtbar werden, aber dann ist es zu spät. Dann kam der Kosovo und dem folgend Afghanistan und hier griff wieder der Umstand, dass Streitkräfte nur sehr schwer verschiedene Dinge zugleich richtig tun können. Man hat entweder eine hohe Bereitschaft oder man rüstet neue System oder man verbessert die Ausbildung oder man ist in Auslandseinsätzen gebunden oder man konzentriert sich auf den Abbau der Truppe unter Erhalt einer möglichst großen Kampfkraft etc
Es ist extrem schwierig und extrem teuer mehrere dieser genannten Dinge zugleich zu tun. Es war daher unvermeidlich, dass die Bundeswehr genau in diesen kritischen zehn Jahren (1998 bis 2008 ) in welchen die Auswirkungen der ganzen Entwicklungen der 90er so richtig in die Truppe einschlugen insgesamt derart Schaden nehmen musste. Man hätte entweder das eine oder das andere machen müssen oder deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen. All dies wurde nicht gewollt.
Und hier kommt nun die von dir so gern geschmähte Politik ins Spiel: die Politiker haben aber oft keinerlei Ahnung von diesen Belangen. Sie wissen sogar weniger über das Militär als ich (und ich weiß schon nicht ansatzweise genug) und sollen dennoch Entscheidungen treffen. Sie trefffen diese Entscheidungen daher primär vor allem auch aufgrund des Rat und des Einfluss hochrangiger Offiziere. Sowohl im aktiven Dienst (Generalsebene) als auch außer Dienst (entsprechend in der Rüstungsindustrie, in den Ministerien etc). Und gerade diese Generation, diese hochrangigen Offiziere sind meiner Meinung nach die wahrhaft Schuldigen. Sie haben es verschuldet.
Nun muss ich aber relativierend anfügen, dass wie schon geschrieben die erhebliche Reduzierung einer Armee eines der schwierigsten Dinge ist, und die Umstände zugleich nicht gerade förderlich in Bezug auf diese Zielsetzung waren. Ich bezweifle stark, dass irgend jemand es unter diesen Umständen wirklich gut hinbekommen hätte. Einer der wesentlichsten Fehler aber überhaupt war in diesem Bereich meiner Meinung nach der Afghanistan-Einsatz. Und der wurde auch nicht zur Zeit von Merkel beschlossen.
Jeder ernsthafte pflichtbewusste Offizier hätte diesen Einsatz verweigern müssen. Gerade die hochrangigen Offiziere hätten öfffentlich erklären müssen, dass dies unter den aktuellen Umständen und bei den gerade laufenden Prozessen in der Bundeswehr ein unmögliches und grundfalsches Unterfangen ist. Aber das hätte natürlich bedeutet seine Karriere dafür zu opfern, Nachteile in Kauf zu nehmen und das bei ungewissem Ausgang. Also hat man diesen Einsatz (sicher bei vielen mit Bauchgrimmen) abgenickt und ist dorthin gezogen. Und die beschriebenen Prozesse, die Nachwehen der 90er und dieser Einsatz zusammen haben dann der Bundeswehr de facto fast einen Todesstoß versetzt, sie zumindest de facto fast Kampfunfäig gemacht.
Wie kann es sein, dass hochrangige Offiziere die zuvorderst vor allen anderen sich selbst bedenkenlos jederzeit opfern sollten für das höhere Ganze sich hier nicht den grundfalschen politischen Forderungen offen entgegen gestellt haben? Der Grund dafür liegt meiner Meinung nach in der sozialkulturellen Grundströmung insgesamt. In einer Gesellschaft in welcher aufgrund der gesamten Sozialkultur der eigene materielle Vorteil vor jedem ideelen Vorteil steht, kann es gar nicht anders sein.
Nun ist hinterher jeder Fahnenjunker Feldmarschall und es nützt auch rein gar nichts darum zu wissen. Die Dinge sind nun heute wie sie sind. Die Frage ist daher viel eher, wie wir aus diesem noch nie dagewesenen Tal heraus kommen, dass wir uns selbst gegraben haben.
Und genau das eben nicht !
Deine Videos beispielsweise sind ein Wert. Mach sie! Und zwar völlig unabhängig davon wie die Realität ist - oder wie sie von den Medien dargestellt wird. Wer wen nicht du ? Mit fehlt dazu beispielsweise jede Befähigung. Es wird nicht besser wenn du sie nicht machst. Wenn du sie aber einstellst, trägt genau das dazu bei, dass es besser wird! Und wenn unser Beitrag noch so klein ist, auch Kleinvieh macht Mist und der addiert sich irgendwann zu einer ausreichenden Masse.
Zunächst mal zu Afghanistan: 59 Opfer in 19 Jahren ist eine derart bizarr extrem niedrige Zahl, dass man feststellen muss, dass sich das ganze Geschehen dort de facto unter dem militärischen Horizont abgespielt hat. Das wird natürlich jetzt vielen sehr sauer aufstoßen, die sich dort durchaus in einem echten scharfen Krieg wähnten. Und ebenso wird man erklären, ich würde die Gefallenen nicht achten etc (nichts wäre mir ferner ! ich wünschte nur ich wäre einer von ihnen). Und wer mir da vorhält ich würde das einfach so aus der Bequemlichkeit eines Schreibstuhls heraus leichtfertig dahin schreiben: jederzeit und sofort gehe ich dorthin und verlasse das Land als letzter. Jederzeit und sofort setze ich mein Leben für jeden Kameraden dort nach Belieben ein. Das ist nicht einfach so geschrieben, bin auch nicht geschickt genug mit Worten das richtig auszudrücken. Aber Fakt ist: die Verluste sind derart gering dass etliche Gegenden in Süd- und Mittelamerika deutlich gefährlicher sind als es dieser Einsatz war. Das allein zeigt schon die mangelnde Ernsthaftigkeit des ganzen Geschehens dort auf.
Der Niedergang begann meiner Meinung nach schon in den 90er Jahren als man in allgemeiner Friedensseligkeit (in der politischen Bildung hörte ich damals 1996 das erste Mal von Fukuyamas Ende der Geschichte) erklärte, man müsse jetzt massiv militärisch abbauen, weil es für die Bundeswehr in ihrer bisherigen Form und Größe keinerlei Verwendung mehr gäbe und nie mehr geben werde. Und das war ja damals durchaus ein logisches Argument, aber eine umfangreiche gewaltige und komplexe Struktur abzubauen ist ein extrem schwieriges Unterfangen. Das erfordert mehr militärisches Können als eine Armee aufzubauen. Mein damaliger Vorgesetzter hat damals schon dazu ausgeführt, dass die angedachte Reduzierung immense Probleme hervorrufen wird, wenn sie inkompetent durchgeführt wird. Eine Armee intelligent und richtig zu verkleinern ist extrem schwer. Die Erfahrungen der Amerikaner, welche in dieser Zeit bereits vorlagen (Buchempfehlung: Hope is not a Method von Sullivan - habe ich das erste Mal 1998 gelesen) zeigten das ganz klar auf.
Da man aber von allgemeinem Frieden und Glückseligkeit für die Zukunft ausging und nichts weniger interessierte, hat man eben damals dem Abbau der Bundeswehr (wie schon dem Abbau der NVA) nicht die notwendige Sorgfalt und Beachtung gewidmet und den Abbau einfach so nebenbei - ohne wirkliche Konzepte, ohne wirkliches Können und ohne wirkliche Zielsetzung betrieben. Man wurschtelte einfach so vor sich hin, dass fing schon unter Volker Rühe an. Und alles was wir da heute betrachten an Missständen und Fehlentwicklung ist meiner Meinung nach ein Erbe dieser Zeit und nicht erst jetzt unter Merkel so entstanden.
Die Behandlung der Soldaten selbst war und ist dabei meiner Meinung nach gar nicht das ausschlaggebende. Sondern die Inkompetenz und/oder das mangelnde Interesse und/oder die Ignoranz bei dem gewaltigen Abbau dieser Streitmacht in den 90er Jahren fort folgend. Und das ist natürlich auch ganz verständlich: wenn man als Offizier erklärt bekommt, dass man noch befördert wird, dann mit vollen Bezügen in den Vorruhestand geschickt, der gesamte Großkampfverband aufgelöst und das Material ins Ausland verhökert wird, wird man einen Teufel tun und sich anstrengen das ganze militärisch so gut wie möglich hinzukriegen. Und diese Haltung kriecht dann von ganz oben bis ganz unten die gesamte Armee hinein. Das kommt auch nicht von heute auf morgen. Das kriecht ganz langsam Stück für Stück über Jahre hinweg in die gesamte Struktur und es dauert etliche Jahre bis die Auswirkungen dann zunehmend spürbar und sichtbar werden, aber dann ist es zu spät. Dann kam der Kosovo und dem folgend Afghanistan und hier griff wieder der Umstand, dass Streitkräfte nur sehr schwer verschiedene Dinge zugleich richtig tun können. Man hat entweder eine hohe Bereitschaft oder man rüstet neue System oder man verbessert die Ausbildung oder man ist in Auslandseinsätzen gebunden oder man konzentriert sich auf den Abbau der Truppe unter Erhalt einer möglichst großen Kampfkraft etc
Es ist extrem schwierig und extrem teuer mehrere dieser genannten Dinge zugleich zu tun. Es war daher unvermeidlich, dass die Bundeswehr genau in diesen kritischen zehn Jahren (1998 bis 2008 ) in welchen die Auswirkungen der ganzen Entwicklungen der 90er so richtig in die Truppe einschlugen insgesamt derart Schaden nehmen musste. Man hätte entweder das eine oder das andere machen müssen oder deutlich mehr Geld in die Hand nehmen müssen. All dies wurde nicht gewollt.
Und hier kommt nun die von dir so gern geschmähte Politik ins Spiel: die Politiker haben aber oft keinerlei Ahnung von diesen Belangen. Sie wissen sogar weniger über das Militär als ich (und ich weiß schon nicht ansatzweise genug) und sollen dennoch Entscheidungen treffen. Sie trefffen diese Entscheidungen daher primär vor allem auch aufgrund des Rat und des Einfluss hochrangiger Offiziere. Sowohl im aktiven Dienst (Generalsebene) als auch außer Dienst (entsprechend in der Rüstungsindustrie, in den Ministerien etc). Und gerade diese Generation, diese hochrangigen Offiziere sind meiner Meinung nach die wahrhaft Schuldigen. Sie haben es verschuldet.
Nun muss ich aber relativierend anfügen, dass wie schon geschrieben die erhebliche Reduzierung einer Armee eines der schwierigsten Dinge ist, und die Umstände zugleich nicht gerade förderlich in Bezug auf diese Zielsetzung waren. Ich bezweifle stark, dass irgend jemand es unter diesen Umständen wirklich gut hinbekommen hätte. Einer der wesentlichsten Fehler aber überhaupt war in diesem Bereich meiner Meinung nach der Afghanistan-Einsatz. Und der wurde auch nicht zur Zeit von Merkel beschlossen.
Jeder ernsthafte pflichtbewusste Offizier hätte diesen Einsatz verweigern müssen. Gerade die hochrangigen Offiziere hätten öfffentlich erklären müssen, dass dies unter den aktuellen Umständen und bei den gerade laufenden Prozessen in der Bundeswehr ein unmögliches und grundfalsches Unterfangen ist. Aber das hätte natürlich bedeutet seine Karriere dafür zu opfern, Nachteile in Kauf zu nehmen und das bei ungewissem Ausgang. Also hat man diesen Einsatz (sicher bei vielen mit Bauchgrimmen) abgenickt und ist dorthin gezogen. Und die beschriebenen Prozesse, die Nachwehen der 90er und dieser Einsatz zusammen haben dann der Bundeswehr de facto fast einen Todesstoß versetzt, sie zumindest de facto fast Kampfunfäig gemacht.
Wie kann es sein, dass hochrangige Offiziere die zuvorderst vor allen anderen sich selbst bedenkenlos jederzeit opfern sollten für das höhere Ganze sich hier nicht den grundfalschen politischen Forderungen offen entgegen gestellt haben? Der Grund dafür liegt meiner Meinung nach in der sozialkulturellen Grundströmung insgesamt. In einer Gesellschaft in welcher aufgrund der gesamten Sozialkultur der eigene materielle Vorteil vor jedem ideelen Vorteil steht, kann es gar nicht anders sein.
Nun ist hinterher jeder Fahnenjunker Feldmarschall und es nützt auch rein gar nichts darum zu wissen. Die Dinge sind nun heute wie sie sind. Die Frage ist daher viel eher, wie wir aus diesem noch nie dagewesenen Tal heraus kommen, dass wir uns selbst gegraben haben.
Zitat:Und jedes Mal wenn ich kurz davor bin ein neues Video auf YouTube von der Bundeswehr zu erstellen, kommt irgendeine Nachricht á la schwarz gestrichener Besenstiel als 20mm Ersatz, der mir für die nächsten 12 Monate jegliche Lust und Laune nimmt.
Und genau das eben nicht !
Deine Videos beispielsweise sind ein Wert. Mach sie! Und zwar völlig unabhängig davon wie die Realität ist - oder wie sie von den Medien dargestellt wird. Wer wen nicht du ? Mit fehlt dazu beispielsweise jede Befähigung. Es wird nicht besser wenn du sie nicht machst. Wenn du sie aber einstellst, trägt genau das dazu bei, dass es besser wird! Und wenn unser Beitrag noch so klein ist, auch Kleinvieh macht Mist und der addiert sich irgendwann zu einer ausreichenden Masse.