EU vs. Großbritannien: Brexit und Folgen
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(28.12.2020, 21:57)lime schrieb: In Bezug auf die Idee des vereinten Europa in Form der EU haben sicher alle Beteiligten verloren, da gebe ich Dir recht. Wirtschaftlich gesehen sehe ich den Verlust für GB aber nicht. Gerade dies wird ja durch das Abkommen verhindert falls es rechtskräftig wird.

Natürlich wird es auch einen wirtschaftlichen Verlust für beide Seiten geben, der Handel wird trotz Abkommen erschwert und verteuert, und der Gewinn an Souveränität ist zwar medienwirksam aber fiktiv, weil die Entscheidungsfreiheit zwar grundsätzlich vorhanden ist, ihr Ausnutzen aber jeweils Konsequenzen im Handel mit der EU nach sich zieht. Immerhin hat sich Großbritannien damit Zeit erkauft, was sicherlich ein Gewinn für die britische Wirtschaft ist, aber einen völligen Ersatz für den EU-Handel gibt es in der Welt nicht. Es wird also auf Dauer ein Schwebezustand im "wir könnten ja wenn wir wollten" bleiben.
Daneben die Verluste des noch nicht verhandelten Finanzbereichs, in dem viele Unternehmen ja bereits Tatsachen geschaffen habe um von der Situation nicht überrascht zu werden. Klar kann man den Verzicht auf das gegenseitige Anerkennen der Abschlüsse als Vorteil für Großbritannien ansehen, weil es damit weniger Fachkräfte nach Europa zieht (was aber erstmal zu beweisen ist, grundsätzlich stehen diese Möglichkeiten ja immer noch zur Verfügung, und Europa ist auch nicht das einzige Ziel britischer Fachkräfte), umgekehrt wird aber auch der Fachkräftezuzug aus Europa erschwert (auch hier muss man abwarten, wie sich das dann tatsächlich entwickelt). Mit dem Ausstieg aus dem Erasmus-Programm kann es auch gut sein, dass die Relevanz britischer Studieneinrichtungen sinken wird, was sich dann wiederum direkt auf die Forschungsqualität auswirken kann. Subventionen zum Gegensteuern wären zwar erlaubt, würden aber auch wieder Konsequenzen nach sich ziehen und damit den Handel negativ beeinflussen.
Ob nun wirklich Arbeitskräfte aus der EU bleiben und Sozialhilfeempfänger (die Zahl von einer Million ist dabei fiktiv, Arbeitslosenhilfe bekommen beispielsweise "nur" 100.000 EU-Ausländer) gehen ist Spekulation, in vielen Familien kommt vermutlich eh beides gemeinsam vor und das Aufenthaltsrecht ist dahingehend ja eindeutig.
Völlig ohne Betrachtung sind insgesamt die kulturellen Verluste auf beiden Seiten, die sich auch nur schwer direkt messen lassen und die sich eher indirekt über Jahre und Jahrzehnte auswirken werden.

Du kannst gerne darüber spekulieren, dass der Brexit langfristig Vorteile für Großbritannien bringen wird - es sind aber nicht mehr als das, Spekulationen. Die kann man auch umgekehrt anstellen. In den Medien wird je nach Couleur ja auch beides versucht. Ich bleibe dabei, nicht nur hinsichtlich der Idee eines vereinten Europas haben alle Beteiligten verloren, sondern auch in Bezug auf Wirtschaft, Bildung, Kultur und Relevanz.
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RE: EU vs. Großbritannien: Brexit und Folgen - von Helios - 29.12.2020, 10:10

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