Söldner(un)wesen
Nelson:

Zitat: Wir wissen im übrigen zu wenig über die makedonische Heeresversammlung, um nachvollziehen zu können, ob diese Vorgehensweise nicht sogar völlig legal war

Da hast du natürlich recht, aber warum meuterte die Heeresversammlung? Warum gab es Widerstand gegen Alexander in dieser Form? Nicht allein weil man zu weit vorgerückt war, zu weit weg von der Heimat sondern auch weil man (zu Recht) die zunehmende Einmischung fremder Völker in die eigene Armee ablehnte, die Eingliederung von Fremden in die Führung dieser Armee ablehnte und (zu Recht) befürchtete, dass Alexander sich immer mehr auf Fremdvölker abstützen würde und damit die eigene Machtposition noch weiter schwinden würde. Die Sichtweise war: Die Erfolge wurden von Hellenen errungen und dann wurden irgendwelche Fremden die vorher noch Feinde gewesen waren von Alexander privilegiert, statt ausschließlich die Makedonen zu privilegieren.

Das das Reich im weiteren auseinander brach würde ich nicht zwingend als makedonische Tradition verorten, den auch wenn es einen internen Kampf / Bürgerkrieg um die Krone früher dort gab, war doch immer das Land selbst weiterhin geeint gewesen. Der vollständige und dauerhafte Zerfall des Reiches von Alexander in Unterreiche hatte nicht nur rein machtpolitische Gründe, er folgte auch ethnischen und kulturellen Trennlinien und spaltete die Gebiete entlang klarer ethnischer und kultureller Grenzen (Ägypen / Persischer Raum / Griechischer Raum etc)

Zitat:zu eng würde ich die kulturellen und ethnischen Gemeinsamkeiten dann auch nicht auslegen - die Maßnahmen nach dem Ende des Bundesgenossenkrieges (und die pure Notwendigkeit, einen solchen zu führen) verschleiern die Diversität des alten Italias vollkommen. Die Bundesgenossen sind ja auch teilweise zu Hannibal übergegangen - und wo sie dies nicht taten, da nicht unbedingt aus Liebe zu Rom - sondern mindestens so sehr aus Furcht vor den Galliern.

Gerade in Süditalien liefen dort ansässige Völker über. Diese (Osker / Griechen) waren aber den Mittel- und Norditalikern seit jeher feindlich gesinnt gewesen und waren auch erst vor relativ kurzer Zeit von der Republik unterworfen worden. Aber selbst hier war der kulturelle, sprachliche und ethnische Unterschied nicht so gross wie es erscheinen mag. Das Oskische ist genau so eine italische Sprache gewesen wie das Lateinische und manche der Völker in den Bergen wie auch im Süden blieben durchaus loyal. Die Furcht vor den Galliern (welche ja einen wesentlichen Anteil der Armee Hannibals ausmachten) ist allerdings durchaus ein Motiv gewesen, da stimmte ich dir schon zu, insbesondere scheint dies bei den Etruskischen Bundesgenossen wirksam gewesen zu sein.

An dieser Stelle müsste man zudem noch die römischen / latinischen Städte nennen, welche mitten im Gebiet anderer italischer Völker angelegt worden waren und dort überall feste Stellungen für die Macht Roms bildeten und erheblichen Einfluss auf ihre Umwohner nahmen. Und die absolute bedingungslose Treuer der Latiner und anderer sehr alter Verbündeter Roms.

Zitat:Aber es überrascht mich eh, wie wenig die Berufsmilitärs im Westen sich ihrer eigentlichen politischen Macht bewusst sind.

Man sucht sie ja entsprechend aus. Es ist ja gerade eben die Auswahl der höheren Offiziere durch die Politik und die über ihnen stehende Kaste von Staatsbeamten, welche zugleich unheilvoll auf das Militär auswirkt, andererseits dieses aber recht strikt unter Kontrolle hält.

Zitat:Man braucht entweder Geld - oder Tradition. Am besten beides. Wir haben kaum Tradition (die Masse unserer traditionellen Offiziersfamilien ist z.B. so ruiniert worden, dass sich ihre Mitglieder den Dienst schlichtweg nicht mehr leisten könnten, selbst wenn sie es wollten) - also müssen wir mit Geld locken.

Geld sollte (falls möglich) gar nicht das Motiv sein - den es kann im echten Kampf keine wirkliche Motivation leisten. Diese kann nur von den Kameraden her rühren, von der eigenen Einheit und dem eigenen Selbstverständnis. Dafür benötigt es eine entsprechende militärische Kultur (das was du hier mit der Tradition auch aufgreifen willst). Diese muss aber nicht zwingend in einer Tradition wurzeln, man könnte sie auch komplett neu begründen. Wichtiger ist, dass sie ist. Die militärische Kultur in richtiger Weise zu entwickeln und die ideelen Werte innerhalb einer Streitkraft in geeigneter Weise zu fördern und auszubauen ist die wichtigste Aufgabe vor allen anderen.

Soldaten die man primär mit Geld lockt werden dieses nehmen, und dann zu einem zu großen Anteil trotzdem wenn es dann hart auf hart kommt eben nicht die Leistung erbringen welche notwendig wäre sondern sich selbst über die Sache stellen. Das ist die zwingende Folge einer solchen Wehrpolitik den sie lockt primär diejenigen an, welchen es vor allem um sich selbst geht (Geldgier als egoistisches Motiv).

Zitat:nur können wir im Ausland gezielt unter Ethnien werben, in denen ein Kriegerethos gepflegt wird. Und warum sollte ein Gurkha, ein Tutsi oder ein Veteran der guatemaltekischen Spezialkräfte der Bundesregierung weniger vertrauen als seiner heimischen Regierung?

Ein Volk das nicht selbst ein "Kriegerethos" entwickelt und aufrecht erhält, und für nichts bereit ist selbst zu kämpfen, sondern dies anderen überlässt, überlebt auf Dauer nicht, weder als Staat, noch als Gesellschaft, noch als Kultur, noch Physisch. Lagert man das Kämpfen zu weitgehend auf solche Föderati aus, verfällt damit der Wehrwille der eigenen Bevölkerung nur umso mehr.

Bereits die Berufsarmee hat den Wehrwillen erheblich geschwächt, weil das militärische damit noch weitergehender aus der Gesellschaft verdrängt wurde und das Volk und seine Streitkraft noch mehr voneinander getrennt wurden.

Du bringst ja immer gerne die Legion oder die Gurkhas. Man muss hier aber bedenken, dass das beides nicht die Mehrheit der jeweiligen Streitkräfte sind, sondern nur ein ganz geringer Anteil. Und dass die Armeen welchen sie angehören eine sehr stolze eigene Tradition haben und diese Fremdtruppen ein organischer und sehr alter Bestandteil dieser Tradition sind, zudem entstanden und aufgenommen zu einer Zeit wo beide Staaten Weltmächte waren, immense Mengen eigener nationaler Truppen hatten und von einem ganz anderen Geist beseelt waren als heute.

Die Aufnahme von Fremdtruppen heute würde nur sehr negative Folgen nach sich ziehen, da sie nicht unter den gleichen Vorzeichen geschehen würde unter denen die von dir genannten Verbände anderer Staaten entstanden sind. Und stützt man zu große Teile auf solche Fremdtruppen ab, ist der das der direkte Weg in den Untergang.

Zitat:So kann sich keine Regimentskultur entwickeln - und diese Kultur ist es, die bei stehenden Heeren für einen Großteil der Schlagkraft sorgt.

Das Regiment ist heute wie der Staat oder das angebliche Einsatzziel in keinster Weise heute mehr der Grund warum Soldaten überhaupt kämpfen. Der Gros der Motivation kommt von der eigenen Gruppe, dem Zug und der Kompanie. Die Motivation zum Kampf rührt vor allem von den untersten Ebenen her. Niemand kämpft für die freiheitlich demokratische Grundordnung (zu abstrakte worthülsen), für die Verteidigung Deutschlands am Hindkukusch (selbst der dümmste weiß dass dies schwachsinn ist), für Frauenrechte in Afghanistan (noch schwachsinniger) oder wegen dem Soldatengedöns und Getue welches die Bundeswehr aufführt. Man übt Gewalt aus wegen und für die eigene Gruppe, erduldet alles wegen und für die eigene Gruppe und bezieht auch alle Motivation weiter zu machen primär von dort. Und eine solche Gruppe / kleinere Einheit funktioniert umso besser, je einheitlicher sie ist, sowohl vom Aussehen wie der Sprache wie der Kultur wie der Herkunft.

Eine echte Regimentskultur wie du hier schreibst setzt voraus, dass beispielsweise ein Regiment sich aus einer bestimmten Region rekrutiert und nur Leute aus dieser Region die damit auch einer Herkunft angehören das Regiment bilden. Davon sind wir heute meilenweit weg und auch andere Streitkräfte haben diese Struktur nur auf dem Papier, selbst die Briten.

voyageuer:

Zitat:Und es gibt keine Ursprungsethien mehr, ich habe meine Kopfbedeckung, meine Fahne, egal was.

Geschichtlich haben sich im Schnitt ethnisch homogene Truppen, welche auch ein solches Selbstverständnis hatten gegenüber zu heterogenen Strukturen immer durchgesetzt. Das wurde gerade durch die französische Revolution mit ihren nationalen Aufgeboten welche die Söldnerheere des Ancien Regime wegfegten mehr als deutlich bewiesen und hat sich seitdem auch nie mehr geändert. Selbst die Legion (Legio Patria Nostra) hat etliche Mühe da mitzuhalten und galt früher auch nicht als Elite, sondern als Sammelsurium verbrauchbaren Materials. Die hat erst in den letzten Jahrzehnten dadurch so aufgeholt, dass so viele die dort beitreten bereits in anderen Armeen als Soldaten gedient haben und gar nicht so selten in Eliteeinheiten. Trotzdem würde ich jederzeit eine ethnisch homogene Einheit vorziehen, denn wenn man von Kolonialscharmützeln gegen völlig unterlegene Dritte-Welt-"Gegner" absieht, wenn es also wirklich hart auf hart kommt, dann ist die dafür notwendige Kohäsion nur dann erzeugbar, wenn man hier die niedersten und einfachsten Instinkte und genetischen Programmierungen von Menschen anspricht. Das kann man moralisch für falsch erklären, für nicht mehr zeitgemäß, viel wichtiger aber ist es, dass es funktioniert. Je härter die Sache wird, desto wesentlicher wird das.

Streitkräfte sollten daher ethnisch so homogen sein wie möglich.
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