Leichte Infanterie
Zitat:Natürlich ist der Aufwand für leichte Infanterie geringer, und eine rein auf die Verteidigung ausgelegte Jäger-Miliz kann sich - das hat die Hisbollah bewiesen - auch gut eingraben und somit erstaunlich lange gegen überlegene mechanisierte Verbände durchhalten. Problematisch wird es jedoch, sobald diese leichte Infanterie dann ihre Stellungen bzw. ihr bevorzugtes Gelände verlassen muss - sei es zur Verstärkung befreundeter Einheiten, beim Rückzug oder beim Angriff. Dafür braucht die von dir beschriebene Formation zwingend logistische Unterstützung, was ihren "Fußabdruck" dann doch erhöht. Zudem stellt sich die Frage: Ist das "Jäger"-Gelände in Deutschland überhaupt so beschaffen, dass Jäger in der von dir vorgeschlagenen Weise "ultraleicht" operieren können? Im Schwarzwald sicherlich, aber vielerorts existiert der Wald nur als von Feldern umgebene Insel. Wie kommst du von Insel zu Insel - und wie bringst du deinen Nachschub da hin?

Wie machen das die Tschetschenen?

Ich habe mir zwischenzeitlich Gedanken über eine nützliche Definition von "Leichte Infanterie" gemacht.

Die Schwierigkeit liegt ja darin, daß diese Waffengattung in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich definiert wird und sich diese Definition dann auch noch mit der Zeit verändert.

Das heißt, daß sich bspw. die russische Definition von "Leichte Infanterie" mit der finnischen Definition keineswegs decken muß. Und dann gibt es noch sehr unterschiedliche Definitionen von "Leichte Infanterie" zwischen der zaristischen, der sowjetischen und der gegenwärtigen russischen Armee.

Zerlegt in seine elementaren Strukturen und in einer Minimaldefinition wiedergegeben ist "Leichte Infanterie" gekennzeichnet durch:


FUßMOBILITÄT
Genauer: Taktische Abstellung auf seine Fußmobilität.

Ergänzendes:

• Gilt dem operativen Einsatz, nicht der Verbringung.

• Fähigkeiten auf Grundlage persönlicher Eigenschaften (Physis, Handwerk)

• Fähigkeit zum Verschmelzen mit Gelände oder in sozialer Dichte und damit zu verdecktem Einsatz. (inkl. "parteiübergreifender" Aktionen)

• Nicht angewiesen etwa auf Fahrzeuge oder Hubschrauber, und damit in schwierigem Terrain einsetzbar. ("Leicht" definiert nicht ob sie Fahrzeuge verwenden, sondern ob das deren organisch angebundene sind und vor allem ob sie auf solche angewiesen sind)


UNABHÄNGIGKEIT
Genauer: Taktische Unabhängigkeit von Infrastruktur und Logistik.

Ergänzendes:

• Infrastruktur "vor" und "hinter" dem Jäger. ( Bsp. Jagdkampf) Es reicht, wenig vorzufinden. Es reicht, wenig nachzureichen.

• Schnelle Reaktion, erhöhte Mobilität (Erhöhung der operativen Effizienz und Mobilität auf Kosten von Feuerkraft, Unterstützung, Versorgung und Nachschub.)

• Permanent hohe Einsatzbereitschaft möglich, dadurch schnelle Einsatzfähigkeit (nur geringe Vorbereitung nötig)

• Unabhängig über einen längeren Zeitraum, dadurch lange Einsatzdauer möglich

• Gelände (Es ist schwer ihnen zu folgen, besonders für schwere Kräfte)


GLIEDERUNG
Genauer: Taktische Organisation zur Befähigung zum zerstreuten Gefecht

Ergänzendes:

• In großen Abständen, in kleinen Gruppen

• Andere Formation (Verteilungsaspekt: Widerstehen einer geschlossenen Linienbildung)


Daraus ergibt sich auch der größte Unterschied zu den Panzergrenadieren:

KOLLISIONSWUCHT
Leichte Infanterie kämpft bevorzugt in kleinen Einheiten und in aufgelockerter Formation um auszuspähen, zu "belästigen" und zu überfallen.
Schwere Infanterie kämpft bevorzugt in geschlosser Formation und in engem Verbund um den Feind mit schier kinetischer Wucht zu "brechen" oder zu vernichten.

Passende Klischees:
Leichte Infanterie patrouilliert.
Schwere Infanterie baut Stützpunkte und greift bereits aufgeklärte gegnerische Stützpunkte an.


Fazit:
Leichte Infanterie ist gekennzeichnet durch ihre Fußmobilität, ihre Unabhängigkeit von Infrastruktur und ihre organisatorische Ausrichtung auf das zerstreute Gefecht.
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