13.12.2020, 12:59
(13.12.2020, 12:14)Quintus Fabius schrieb: Nehmen wir mal beispielsweise an, ein solcher Sturm-Pionier würde 5 kg modernen Hochleistungssprengstoff und eine ganze Reihe verschiedener leichter Zünder dabei haben. Dann kann er damit viele kleine Sprengladungen anbringen und damit ein ganzes Gebiet "verminen" - oder er könnte damit auch ein ganzes Haus vollständig zerstören in welchem sich Gegner aufhalten - ohne dass man dieses stürmen muss.
Ich habe eine umfangreiche Sprengausbildung genossen, inkl. Herstellung von behelfsmässigen Sprengstoffen/Brandmittel/Sprengkörper (typischerweise aus Küche und Bad). Von daher folgender Einwurf:
Der militärisch eingesetzte Sprengstoff ist völlig handhabungssicher, keine Frage. Die Sprengwirkung von "loser" Sprengmasse dehnt sich jedoch in alle Richtungen gleichzeitig aus. Es findet also keine gerichtete Wirkung statt. Damit wäre nicht nur 70% der Sprengwirkung verpufft, sondern 90%, denn physikalisch folgt die Schubkraft den Weg des geringsten Widerstandes. Das heißt, ein bspw. an einer gewöhnlichen Haustür angepappter Sprengstoff (à la Hollywood) würde schlichtweg abgeschlagen. Deshalb muß zumindest von der Gegenseite ein gewisser Anpressdruck erreicht werden, was das alles sperriger gestaltet.
Etwas anekdotisches dazu: Im Rahmen der Sprengausbildung in den Seetaler Alpen mussten wir eine 1m lange Eisenbahnschiene so sprengen, daß sie entzwei ist. Und zwar mit sowenig Sprengmasse wie möglich. Dabei war es aus sicherheitstechnischen Gründen strikt verboten die Schiene auf den angebrachten Sprengstoff drauf zu legen. Nun hat mich eben das so gereizt - ich wollte die Wucht (erhöhte Dämmung durch den Erdboden zwischen dem und der Schiene sich die Sprengmasse nun befindet) sehen. Wie jeder Teilnehmer hatte auch ich meine kleine Grube, in der ich die solcherart präparierte Schiene platzierte. Wir gingen dann in einen 30 Meter entfernen Bunker mit gepanzerten Sichtfenster. Von dort aus konnten wir alles sehen. Gesehen habe ich gar nichts, vom üblichen Rauch-Staub-Gemisch abgesehen. Aber als ich dann zu meiner Grube ging, war nichts da. Es war weg. Wenn ich mich recht erinnere, hatte die Schiene ein Gewicht von 50kg. Jetzt hatte ich natürlich Hosenflattern, daß ich aus dem Kurs geschmissen werde, wenn das auffliegt. Ich habe die vertrauenswürdigsten Kameraden heimlich gebeten mir schnell zu helfen, und sie haben "mein Werk" auch gleich gefunden. Ich stieß das alles in die nächste leere Grube und gab diese eben als meine aus. Unglaublich, das muß zig Meter durch die Luft geflogen sein. Und die Schneidwirkung war unübersehbar brutaler. Für die Ausbilder sah meines nach zuviel, also unnötig viel, Sprengmasse aus.
Selbstverständlich kann man allein mit Sprengstoff und Sprengkapseln (die sind am leichtesten zu ersetzen) das bewirken, was man mit Minen erreicht. Aber es ist viiiiiiel aufwendiger und deutlich unpräziser in der Wirkungsvorhersage. Minen sind für das Gefecht resp. Gefechtsvorbereitung in diesen beiden Punkten haushoch überlegen.